75 Jahre Häfler Fasnet
Elferrat und Seegockel eröffnen die Fasnet in Friedrichshafen
Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Ralf Schäfer
Glockenschläge zum Countdown, Präsident Karl Haller bimmelt, auf der Bühne und im Saal werden die Kappen aufgesetzt ‐ die Fasnet ist eingeläutet. Beim Verein zur Pflege des Volkstums Friedrichshafen ist der Saal voll, die Gockelwerkstatt ist nach ihrer Renovierung zum zweiten Mal Ort des Geschehens an diesem 11.11. ab 11.11 Uhr.
Karl Haller begrüßt den Ersten Bürgermeister Fabian Müller in Vertretung von Oberbürgermeister Andreas Brand und freut sich, dass der auf der Bühne Platz genommen hat. Schließlich sitzt er jetzt neben Elferratschef Tino Jäger, der auf der Friedrichstraße sein Geschäft hat. „Jetzt könnt Ihr Euch ja mal gut austauschen über diese Straße“, sagt er.
Landrat bringt Geschenk mit
Auch den neuen Landrat Luca Wilhelm Prayon begrüßt Karl Haller. Ob der denn ein Grußwort halten wolle, ob denn Landrat a.D. Lothar Wölfle ihn in die Traditionen dieser Veranstaltung eingewiesen habe, will er wissen und meint damit selbstredend auch das Kuvert, das der Landrat stets mitbrachte. Das Kuvert hat Luca Wilhelm Prayon natürlich dabei.

Ganz ohne Umschlag hingegen wird dann Ailingens ehemaliger Zunftmeister und Ratsmitglied der Freien Wähler, Jochen Meschenmoser, auf die Bühne zitiert. Der ist in Vertretung seiner Fraktionschefin Dagmar Hoehne gekommen und hat Geburtstag an diesem Tag. Der Saal feiert ihn zusammen mit der Band „Die original Ibrige“.
Begrüßung dauert exakt eine Stunde
Nach der auf die Minute genau einstündigen launischen Begrüßung des Präsidenten ist der noch immer nicht zu stoppen. Warum auch, schließlich hat er anlässlich der kommenden Fasnet, die unter dem Motto „75 Jahre Häfler Fasnet“ steht, die ein oder andere Veranstaltung anzukündigen.
Oliver Venus, Zunftmeister des Vereins, dichtet und trägt vor, was er übers Stadtgeschehen zu frotzeln habe. Das Reimen sei ihm schwer gefallen, er habe Chat GPT genutzt und diese KI aufgefordert, ein Gedicht über die Friedrichstraße zu schreiben. Was heraus gekommen sei, sei Humbug gewesen, daher hat er selbst weiter gedichtet.
Ein Lied für den ESC
Einen chartverdächtigen Schlager mit Mitsingteil singt Oliver Venus schließlich über die Friedrichstraße. Der Song ist noch nicht auf Platte erschienen, wird aber beim Bürgerball im kommenden Jahr sicherlich vorgetragen. Am Ende bekommt der Zunftmeister lang anhaltenden Beifall dafür, dass er all die kleinen Problemchen dieser Stadt vor dem Hintergrund der weltpolitischen Lage und der Kriege in Nahost und der Ukraine relativiert. Man solle viel mehr miteinander als gegeneinander handeln und sich immer bewusst sein, in welch komfortabler Situation wir uns befänden.

Schließlich ist es Jaqueline Egger-Buck, Geschäftsführerin der Fränkel AG, die in der Gockelmiste, jener Bütt der Seegockel, Platz nimmt, um dort die berühmte Rede aus der Miste zu halten. Klar betont sie dabei, dass sie erst die vierte Frau an dieser Position sei, gegen 30 männliche Redner in der Geschichte der Gockelmiste. Ihr Thema ist das Management. Auch dort seien schließlich viel weniger Frauen vertreten als Männer. Sie definiert die verschiedenen Typen von Managern.
Kappen gegen Ei
In diesem Jahr gibt es keine Freundschaftskappen. Die Kappen seien nicht so schnell lieferbar gewesen. Vermutlich waren sie auch nicht rechtzeitig bestellt, lässt Karl Haller durchklingen. Es gibt aber andere Kappen zu vergeben. Und so bekommt Udo Herrmann als neuer Schriftführer des Präsidiums eine solche. Auch Landrat a.D. Lothar Wölfle muss auf die Bühne und das Ei mit Meerrettich, Knoblauch und scharfen Essenzen auf dem Löffel zu sich nehmen. Er bekommt die Kappe für seine neue Ehrenmitgliedschaft im Verein.
Drei weitere Kappen gibt es für Ralf Weber, Guido Stengel und Peter Sikora. Die drei werden neue Elferräte und stellen zum Einstieg eine Versteigerung vor. Ein Handkarren gefüllt mit Brot, Wurst und Wein wird dabei angeboten. Auktionator Karl Haller hat es nicht schwer, Nikole Lukoschek und Jaqueline Egger-Buck bieten sich am Ende ein Gefecht und landen vom Mindestgebot von 150 Euro schließlich bei 3000 Euro, geboten von Nikole Lukoschek, Geschäftsführerin der ThPB Therapie & Pädagogik am Bodensee UG. Das Geld verwendet der Elferrat für einen guten Zweck.
In Würdigung seines langen Engagements für die Fasnet und den Elferrat bekommt Bert Schwaderer die Ehren-Elferratskappe.