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Mit lautem Jubelgeschrei begrüßen die Kinder den Seehas
Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Sandra Philipp
Aufgeregt stehen Adriano (3) und seine Cousinen Felicia (7) und Lina (8) am Hafen. Die drei Kinder können die Ankunft des Seehas kaum erwarten. „Wir haben ihn schon letztes Jahr gesehen“, berichten die Kinder aufgeregt und halten Ausschau nach den beiden Schiffen, die das Mümmeltier auf dem Bodensee vor Friedrichshafen in Empfang genommen haben.
Zwei Schiffe? Hier stimmt etwas nicht! Alte Hasen wissen nämlich: Normalerweise finden begeisterte Zuschauer auf drei Fahrgastschiffen Platz. Die zehnjährige Lucy und ihre Schwester Sally wissen genau, was los war: „Die Euregia ist kaputtgegangen und wir mussten wieder runter.“ Das bestätigen auch die Angestellten der Bodenseeschifffahrtsbetriebe im Hafen. Die Mädchen sind traurig und hoffen darauf, dass sie stattdessen mit ihren Karten im nächsten Jahr Platz auf einem der Schiffe bekommen.
Die Spannung bei den Erstklässlern steigt
Kaum kündigen Kanonenschläge die herbeigesehnte Ankunft des Seehas an, ist die schlechte Laune wie weggewischt. Kurzerhand beschließt die Familie, sich der Prozession anzuschließen und auf dem Adenauerplatz mitzuerleben, wie 760 Erstklässler ihren Hasenklee in Empfang nehmen. Während sich der Seehas umjubelt und von den Klängen der Fanfarenzüge begleitet den Weg bahnt, steigt die Stimmung unter dem Rathausbalkon.
Die Spannung und die 34–Grad Lufttemperatur sind kaum auszuhalten. Pragmatisch steigen ein paar Schülerinnen und Schüler der Bodenseeschule in den Brunnen — so lässt sich die Wartezeit überbrücken. „Da kommt er! Wir haben schon die Ohren gesehen.“ Aufgeregt zupfen drei Mädchen ihrer Lehrerin am T–Shirt. Und tatsächlich, da biegt der Seehas fröhlich winkend ums Eck.
Schüler wissen wie der Hase läuft
„Die Kinder haben mich die ganze Woche schon gefragt, wann es endlich soweit ist“, verrät Lehrerin Katleen Rüber von der Don–Bosco–Schule aus Ettenkirch. Diesen Moment erlebt sie, wie ihre Schülerinnen und Schüler, zum ersten Mal — zumindest als Lehrerin. „Vor gut zehn Jahren stand ich als stolze Mama auf der anderen Seite der Absperrung“, erinnert sie sich mit einem Lächeln. Ihre Schüler Jakob, Mara und Fabian zappeln noch ein wenig aufgeregt umher, wissen aber genau wie der Hase läuft.
Fotos: Sandra Philipp, Christian Steiauf
„Wenn der Seehas alle Kinder hier unten begrüßt hat, kommt er hoch auf den Balkon“, verrät Mara. Die aufgeweckte Erstklässlerin behält Recht. Allerdings lässt sich das Langohr etwas bitten. Laut und kräftig brüllen die Kinder „Seehas! Seehas! Seehas!“ Nichts tut sich. Die Spannung steigt und Oberbürgermeister Andreas Brand macht den Schülerinnen und Schülern Mut. „Versucht es noch einmal — ganz laut.“ Und endlich ist er da.
„Hier wird nicht geschummelt!“
Fröhlich winkt der Seehas vom Rathausbalkon: „Schön, dass ihr alle da seid und wir in diesem Jahr gemeinsam das 73. Seehasenfest feiern dürfen!“ Um zu überprüfen, ob die Lehrerinnen und Lehrer gute Arbeit geleistet haben, lässt er die Kinder laut Begriffe von Schildern ablesen. „Seehasenfest“, flüstert eine Lehrerin ihren Schützlingen zu. Entrüstet dreht sich eine Schülerin zu ihr um: „Hier wird nicht geschummelt. Wir können das!“
Dann will er das Seehasenlied hören und glockenhell tönt aus über 750 Kehlen: „Du kommst vom blauen Bodensee und bringst uns heut den Hasenklee. Seehas bist da! Hurra, hurra!“ Die Schatztüte in der Hand, gefüllt mit vielen Überraschungen, Süßigkeiten, dem Gutschein für eine Festwurst und natürlich dem Seehas in Miniaturformat, gibt es für die Kinder kein Halten mehr.
Klasse schlängelt sich über den Platz
Die Lehrerinnen und Lehrer sind kaum zu beneiden und haben jede ihren eigenen Trick, den Überkick zu behalten. Will doch jedes Kind wieder sicher bei seinen Eltern abgeliefert sein.
„Wir haben ein großes Seil dabei, an dem sich die Kinder festhalten“, verrät Lehrerin Kathleen Rüber, ehe sie sich mit ihren Schützlingen in Richtung Heka davonschlängelt.