Neubau
Kirche St. Maria in Friedrichshafen wird abgerissen und neu gebaut
Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Anton Fuchsloch
Nach den Kirchengemeinderäten St. Maria Jettenhausen und Zum Guten Hirten hat jetzt auch der Gesamtkirchengemeinderat grünes Licht für das Jahrhundertbauvorhaben gegeben. Einstimmig befürworteten die Vertreter von 13 Kirchengemeinden bei ihrer Sitzung am Dienstag den Abriss und Neubau der Kirche St. Maria samt Gemeinderäumen.
Die Kirchengemeinde Zum Guten Hirten, die mit St. Maria eine Seelsorgeeinheit bildet, wird im Gegenzug ihr Gemeindehaus aufgeben und das neue Gemeindehaus in Jettenhausen mitnutzen. Im Doppelhaushalt der Gesamtkirchengemeinde 2023/2024 sind für das Projekt 6,5 Millionen Euro eingeplant.
Wie es jetzt weitergeht
Mit der Umsetzung der Pläne dürfte es schnell gehen: Sobald das „Bedarfsanerkennungsverfahren“ beim Bischöflichen Ordinariat abgeschlossen ist, soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Das könnte nach Aussagen des Bischöflichen Bauamtes noch „Anfang 2023“ sein.
Finanziert werden soll der Neubau mit dem Verkauf von Liegenschaften – „wir gehen an das Tafelsilber“, wie Dekan Bernd Herbinger sagte – sowie mit Darlehen, Rücklagen und Spenden. Noch sind die Kosten nicht fix, sondern beruhen auf Schätzungen, wie Gesamtkirchenpflegerin Ulrike Weiß betonte.
Angesichts des rückläufigen Gottesdienstbesuchs und der anhaltend steigenden Austritte tat sich Pfarrer Reinhard Hangst, schwer, dem Vorhaben zuzustimmen. „Ist der Bedarf für eine neue Kirche wirklich da“, fragte der Leiter der Seelsorgeeinheit Ailingen-Ettenkirch-Oberteuringen und verwies auf kritische Stimmen aus der Bürgerschaft.
"Strategischer Blick in die Zukunft"
Dass es hier nicht nur um einen Neubau, sondern um den „strategischen Blick in die Zukunft“ und um Fortbestand der Pfarrei St. Maria geht, machte Herbinger deutlich. Die Situation sei ernüchternd und jeder Austritt schmerze, sagte der Vorsitzende des Gremiums. Gerade deshalb „müssen wir unsere Kräfte stärker bündeln“. Dass er sich angesichts der Herausforderungen andere Vorgaben aus Rottenburg wünschte, verhehlte er nicht und führte als mögliche Alternative die reformierte Kirche in Zürich an.
Diese habe aus 34 Gemeinden eine Pfarrei gemacht. Weil unser Bischof jeder Pfarrei die Selbstständigkeit garantiert habe, sei ein solcher Schritt in der Diözese nicht möglich. Gleichwohl müsse die Solidarität, die in der Gesamtkirchengemeinde bisher übers Konto praktiziert wurde, in Zukunft viel weiter gehen.
Auf diese erweiterte Solidarität setzt auch Pfarrer Rudolf Bauer. Als Leiter der Seelsorgeeinheit St. Maria-Guter Hirte verteidigte er die Beschlüsse, die im Übrigen in beiden Kirchengemeinderäten einstimmig gefasst wurden. Sie seien Ergebnis einer jahrelangen Diskussion, die offen und transparent geführt worden sei.
Weniger Plätze in der neuen Kirche
Mit dem Abriss und Neubau reagiere man sehr wohl auf die Gegebenheiten, schließlich werde die neue Kirche nicht mehr 700 Plätze, sondern nur noch 200 haben. Und den 14 Millionen Euro, die laut Architekt Oberschelp in den kommenden 30 Jahren für den Erhalt von Kirche und Gemeindesaal investiert werden müssten, stehen 6,5 Millionen für den Neubau gegenüber. Außerdem verweis er auf die mehr als 400 neuen Wohnungen, die in unmittelbarer Nähe zur Kirche in Jettenhausen gebaut werden.
„Zukunftsweisend und vorbildlich“ nannte Pfarrer Michael Benner aus Fischbach das Vorgehen. Sogar Eduard Hager, für den ein Abriss von St. Maria zunächst undenkbar war, ließ sich im Lauf der Zeit überzeugen. Der gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderates von St. Maria warb um Zustimmung. St. Maria mit einer kleineren Kirche zu erhalten, sei der richtige Weg. Wenn andere seinem Beispiel folgten, werde es auch mit der Finanzierung klappen. Mit einer namhaften Geburtstagsspende legte Hager bereits den Grundstock für das Spendenkonto.