Motette
Kammerchor Tettnang berührt mit Motetten in der Kirche Zum Guten Hirten
Friedrichshafen / Lesedauer: 2 min

Schwäbische.de
Wunderbaren A-cappella-Chorgesang hat am Samstagabend der Kammerchor Tettnang unter der Leitung von Joachim Trost den zahlreichen Zuhörern in der katholischen Pfarrkirche „Zum Guten Hirten“ geschenkt.
1988 gegründet, um Sängern des Großen Chors des Montfort-Gymnasiums Gelegenheit zum Weitersingen zu bieten, ist der Kammerchor eine organisch gewachsene Gemeinschaft. Man könnte süchtig werden nach der außergewöhnlichen Klangkultur des Chores, dessen Schwerpunkt geistliche A-cappella-Literatur und Oratorien sind.
Für das Chorkonzert in Friedrichshafen hat Trost ein besonders spannendes Programm gewählt: ein Nebeneinander von thematisch ähnlichen Stücken aus verschiedenen Epochen von der Renaissance bis zu zeitgenössischen Werken. So folgte auf Mendelssohns Mottete „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren“ direkt Gustav Holsts Motette mit dem lateinischen Text.
Zu den tiefsten Eindrücken zählte das eindringliche Kyrie für achtstimmigen Chor und Sopransolo des 1962 in Graz geborenen Komponisten Franz M. Herzog. Atemberaubend war das Hörerlebnis, wenn expressive melodische Linien und prägnante rhythmische Patterns sich verbanden, wenn markant pulsierende Frauenstimmen mit ruhig fließenden Bässen kontrastierten, Pendelbewegungen zu harmonischer Verdichtung führten und zuletzt das Muster sich umkehrte und die melodische Linie der Frauenstimmen über pulsierenden Bässen lag. Ganz anders, aber nicht minder eindringlich war das Spiritual „Were you there“: Immer noch leiser wurde das zu Herzen gehende Piano, als versagte die Zunge vor der Ungeheuerlichkeit der Kreuzigung. Palestrinas „Kyrie“ setzte die abgeklärte Schönheit und Harmonie des Renaissance-Meisters dagegen.
Die Orgel verbindet
Mit achtstimmigem romantischem Lobpreis von Mendelssohn begann das Chorkonzert, gefolgt von Monteverdis rasch vorwärtsdrängender Psalmmotette „Cantate Domino“. Hell und freudig folgte ihr das kunstvolle Stimmengeflecht seines elisabethanischen Zeitgenossen William Byrd. Gregorianische Elemente hörte man aus der Psalmvertonung des 53-jährigen estnischen Komponisten Urmas Sisask. Mehrfach erhoben sich die Stimmen zum Lobpreis und zogen sich bis in leisestes staunendes Stammeln zurück. Verbunden waren die Themenkreise durch zwei markante, orchestral gefärbte Orgelsoli von Patrick Brugger. In gesteigerter Erregung führte Mendelssohns Orgelsonate zur Kreuzigung, im Pedal erschien die Choralmelodie „Aus tiefer Not ruf ich zu dir“. Der erste Satz aus Edvard Elgars neuromantischer G-Dur-Sonate leitete über zu klangschönen, gesungenen Gebeten von Mendelssohn und Gustav Holst. Festlich klang das Konzert mit einer doppelchörigen Brahms-Motette aus. Ein neues Klangerlebnis bescherte noch die Zugabe, als in Franz Biebls „Ave Maria“ ein Teil der Sänger als Fernchor mit den übrigen Sängern korrespondierte.