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Mit einem Kinderbuch die Stadt ganz neu kennenlernen

Friedrichshafen / Lesedauer: 5 min

Neues Bilderbuch soll Migranten-Familien mit kleinen Kindern helfen, im „Hafen“ anzukommen
Veröffentlicht:05.11.2021, 15:00

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Der Bodensee hat nicht nur einen Seehas, sondern jetzt auch eine See-Fee. Glimmy heißt sie, und sie ist eine Art Sandmännchen. In jeder Vollmondnacht schwebt sie durch Friedrichshafen, um den Kindern schöne Träume zu bringen. Dass es das neue Bilderbuch für Kinder ab vier Jahren gibt, ist Katharina E.Volk , Sarah Appel und Stephanie Glatthaar zu verdanken.

Sie wollten ein Buch auf die Beine stellen, das sich insbesondere an migrantische Familien mit kleinen Kindern richtet. An Kinder, die neu in der Stadt sind und sich hier noch nicht zurechtfinden. Deshalb ist Glimmy nicht die einzige Heldin des Buches. Da sind auch noch die kleine Emilia und ihre beiden Freunde: das Mädchen Nadira aus Arabien und der Junge Amani aus Afrika.

Ein Buch, mit dem sich geflüchtete Kinder identifizieren können

Das Buch war eine Idee von Stephanie Glatthaar. Sie betreut ehrenamtlich zwei afrikanische Familien in Friedrichshafen , „und ich wollte ein Buch, in dem Kinder vorkommen, mit denen sich die Kinder solcher Familien identifizieren können“, sagt sie.

Das ermöglichen nicht nur durch die Namen, die die Autorin Katharina E. Volk den Kindern im Buch gegeben hat. In den Illustrationen von Sarah Appel ist Nadira und Amani ihre arabische afrikanische Herkunft auch anzusehen. Für die studierte Grafikerin aus Hessen, die seit fünf Jahren in Friedrichshafen lebt, ist „Glimmy, die kleine See-Fee“ das erste Kinderbuch. Nicht so für Katharina E. Volk, die seit langen Jahren in Friedrichshafen lebt. Sie hat sich als Kinder- und Jugendbuchautorin bei verschiedenen Verlagen einen Namen gemacht.

Ein Stadtführer für Kinder, die die Innenstadt entdecken

Als Stephanie Glatthaar mit dem Wunsch nach einem speziellen Kinderbuch für Migrantenkinder auf Katharina E. Volk zukam, gab es noch keine Handlung. Die musste sich die Autorin erst ausdenken .Das Buch sollte wie ein kleiner Stadtführer für Kinder werden“, sagt sie. „Ein Stadtführer, in dem Kinder die Stationen der Innenstadt entweder zum ersten Mal entdecken, oder durch den sie die Innenstadt wiedererkennen.“

Auf der Suche nach der Zaubermuschel

Und so unternehmen Kinder, denen die Geschichte vorgelesen wird, einen Streifzug durch die Stadt. Das ist nicht nur aufregend, weil es schon Nacht wird und die Kinder im „Wolkenzeppelin“ unterwegs sind. Sie haben auch eine dringende Mission: Sie müssen die schimmernde Muschel finden, die Glimmy abhanden gekommen ist. Ohne die Muschel kann sie den Kindern von Friedrichshafen keine schönen Träume bringen.

Ein Streifzug in Bildern von Berg bis zum Schulmuseum

Katharina E Volk ist froh, dass Sarah Appel als Grafikerin für das Buchprojekt gewonnen werden konnte. „Sarah kennt Friedrichshafen. Sie recherchiert die Orte der Handlung für ihre Grafiken also nicht aus der Ferne übers Internet.“ Die Vertrautheit ist Sarah Appels liebevollen Bildern anzumerken, die sich immer über eine Doppelseite ausdehnen. Zum Beispiel erkennt man sofort, dass es sich bei dem Hügel mit der Kirche auf der Kuppe um die Ortschaft Berg und um St. Nikolaus handelt. Immerhin ist Sarah Appel ja Wahl-Bergerin.

Aber auch die Spielorte in der Innenstadt sind trefflich abgebildet – in einem einzigen Panorama etwa das Zeppelin-Museum, der Katamaran, der Miniatur-Zeppelin mit der Rutsche und das K42. Über der Hafenausfahrt wiederum strahlt der Vollmond und wacht der Moleturm. Die Aussichtsplattform des Moleturms schmücken nicht nur kleine Liebesschlösser: Hier treibt sich auch ein kleiner Kobold herum, der eifersüchtig einen Schatz hütet...

Glimmy macht die Kinder mit einem Ort bekannt, der für sie schon bald besonders wichtig werden wird: „Ihr geht ja noch in den Kindergarten, aber vielleicht wollt ihr schon mal die Schule von innen sehen?“ Also nichts wie auf ins Schulmuseum, das die kleinen Abenteurer in dieser Nacht für sich allein haben.

Das Schulmuseum ist so griffig dargestellt wie auch die Friedrichstraße und der Pavillon in den Uferanlagen. Denn Unwesentliches lässt Sarah Appel weg. Die Wirklichkeit wird von ihr auf ihre charakteristischen Elemente befragt. Durch diese Reduktion erscheinen die Ansichten von Friedrichshafen wie in einem farbigen Holzschnitt. Tatsächlich sind sie aber auf der Grundlage von Bleistiftzeichnungen digital am Computer entstanden, ergänzt durch handgezeichnete Strukturen und Schattierungen.

Die Stadt fördert das Buch mit 10 000 Euro

Dass das Buch nun in der Welt ist, ist auch der Stadt Friedrichshafen zu verdanken. Sie hat das Projekt mit 10 000 Euro aus dem Förderbudget für Bürgerschaftliches Engagement unterstützt. Stephanie Glatthaar, Katharina E. Volk und Sarah Appel sind an den Einnahmen aus dem Verkauf nicht beteiligt. Trotzdem wünschen sie sich natürlich, dass das Buch überall dort verbreitet und vorgelesen wird, wo es Kinder gibt, die sich noch fremd in Friedrichshafen fühlen. Damit „Glimmy, die kleine See-Fee“ jene Hilfe bei der Annäherung leisten kann, für die sie erfunden wurde.