Ruderverein
Fürs ZDF spielt die Feuerwehr den Wellenschläger
Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Mit Hilfe des Rudervereins Friedrichshafen hat ein TV-Team am Montag auf dem Bodensee vor Friedrichshafen für die ZDF-Wissenssendung Terra Xpress einen Bootsunfall vom Juli 2008 nachgestellt. Vor der Kamera agierten dabei auch zwei Männer und eine Frau, die damals tatsächlich im havarierten Boot saßen.
Der Himmel ist blau und wolkenlos, der See glatt und ruhig. Nicht mal ein laues Lüftchen ist zu spüren. In der Ferne, etwa 600 Meter vor dem Ufer, gleitet ein Ruderboot sanft übers Wasser. Plötzlich, von einem auf den anderen Augenblick, ist es weg – dann wieder da – dann weder weg. Wie aus dem Nichts sind da auf einmal meterhohe Wellen, die den Vierer mit Steuermann emporheben, nach unten ziehen, emporheben und wieder nach unten ziehen. Wie ist das möglich? Die Erklärung ist in diesem Fall ziemlich einfach: Die Freiwillige Feuerwehr ist mit ihrem Motorschiff mit stattlichem Tempo so dicht an dem Ruderboot vorbeigerauscht, dass die Heckwelle es kräftig ins Wanken gebracht hat. Und zwar mit voller Absicht – im Auftrag des ZDF , das für die Wissenssendung Terra Xpress einen Bootsunfall nachstellen will.
„So, jetzt bitte nochmal notwassern“, ruft Regisseur Christoph Warneck den fünf Insassen des Bootes entgegen. Das heißt: Sie sollen raus aus dem Boot, rein ins zehn Grad kalte Wasser und um Hilfe schreien. Seinen Standort haben Warneck und sein Kameramann zwischenzeitlich vom Schiff der Feuerwehr auf jenes der Wasserschutzpolizei verlegt, um die dramatischen Szenen von damals noch einmal aus der Nähe zu filmen – Rettung durch die Wapo inklusive. Damals, das war der 16. Juli 2008, und drei der fünf Bootsinsassen von heute können sich an diesen Tag ganz besonders gut erinnern. Denn sie saßen auch damals im Boot, als die Wellen keine künstlichen, von einem Boot erzeugten waren, sondern eine reale Bedrohung.
Gegen 17.30 Uhr waren die erfahrenen Freizeitruderer Anna Zwerger, ihr Vater Hans-Walter Baum, Martin Neumann und zwei ausgebildete Neulinge am Bootshaus des Rudervereins Friedrichshafen Richtung Langenargen aufgebrochen. „Das Wetter war ideal. Blauer Himmel, 28 Grad, kein Wind“, erinnert sich Martin Neumann. Anzeichen für ein Unwetter: Fehlanzeige. Auf dem Rückweg dann, auf Höhe der Schussenmündung etwa 600 Meter vor dem Ufer: Wellen. Wie aus dem Nichts, etwa einen Meter hoch. „Wir dachten erst, die kämen von einem Motorboot. Doch es war keines zu sehen“, erzählt Neumann. Ebenso plötzlich setzte heftiger Wind ein, der Wellengang wurde immer stärker. Zwei Wellen erwischten das Boot so, dass zu viel Wasser hinein schwappte, um es noch manövrieren zu können. „Wir sind nicht gekentert, sondern einfach abgesoffen“, sagt Martin Neumann, der daraufhin das Kommando gab, ins Wasser zu springen und sich am Boot festzuhalten.
„Angangs haben wir noch gewitzelt: Hey, super Abkühlung“, erzählt Anna Zwerger. Als nach 20 Minuten allerdings weit und breit kein Boot mehr auf dem See zu sehen war, sei es ihnen dann doch etwas mulmig geworden. „Wir haben zuerst noch überlegt, ob wir ans Ufer schwimmen sollen. Aber das hätten wir bei dem Wellengang nicht geschafft“, ist Zwerger überzeugt. Die Rettung nahte schließlich in einem anderen Ruderboot. Elisabeth und Rudi Harter waren in einem Zweier etwa zeitgleich gestartet und nach den ersten starken Wellen ins Schilf gesteuert. Durch Hilferufe wurden sie auf die havarierten Kameraden aufmerksam und informierten per Handy weitere Vereinsmitglieder, die sich im Bootshaus aufhielten und umgehend die Wasserschutzpolizei informierten.
Auch Elisabeth und Rudi Harter sind bei den Dreharbeiten des ZDF dabei, haben sich dafür wie die anderen Protagonisten extra den ganzen Tag freigehalten. „Es ist schon interessant zu sehen, wie so ein Film entsteht“, sagt Elisabeth Harter. Ein bisschen aufgeregt wirkt sie, als sie vor laufender Kamera die Geschehnisse von damals wiedergeben soll. „Oh je, ich musste das teilweise mehrmals wiederholen“, erzählt sie, als das Interview im Kasten ist. Doch Regisseur Christoph Warneck lobt sie – wie alle anderen Beteiligten auch. „Wir machen das ja bewusst nicht mit Schauspielern, sondern stellen die Szenen immer mit den Protagonisten nach, die das auch wirklich erlebt haben. Authentischer geht nicht“, sagt er.
Anhand des Bootsunfalles will das ZDF aufzeigen, wie tückisch plötzliche Wetterumschwünge am Bodensee sein können. Der Titel der Sendung, in der unter anderem auch ein Tauchunfall am Teufelstisch im Überlinger See thematisiert wird, lautet „Was ist los im Bodensee?“. Was mit dem Wetter am Bodensee an jenem 16. Juli 2008 los war, scheint auch für Experten rätselhaft zu sein. „Der Meteorologe, den wir befragt haben, hat nichts dazu gefunden“, berichtet Christoph Warneck. „Laut seiner Aufzeichnungen hat es an diesem Tag kein Unwetter gegeben.“
Ausgestrahlt wird die Sendung in der ZDF-Reihe Terra Xpress am Sonntag, 26. Mai, um 18.30 Uhr .