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Erneuerbare Energien

Wo Windräder im Bodenseekreis wahrscheinlich sind

Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

1,8 Prozent der Flächen im Land sollen für Windkraft reserviert werden. Im Bodenseekreis ist das Ziel nicht erreichbar. Wo dennoch bald Windräder stehen könnten.
Veröffentlicht:19.10.2023, 19:00

Von:
  • Alexander Tutschner
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Bis zum Jahr 2025 soll in allen Regionen in Baden-Württemberg geklärt werden, wo Windkraftanlagen entstehen können. 1,8 Prozent der gesamten Fläche muss dafür reserviert werden. Diese Gebiete ermittelt gerade der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben für die Landkreise Bodensee, Sigmaringen und Ravensburg im Regionalplan Erneuerbare Energien.

Die Potenzialflächen für Windkraft wurden mittlerweile von zunächst elf Prozent der Gesamtfläche (Suchräume) auf 2,5 Prozent (Vorranggebiete) eingegrenzt. Diese werden am kommenden Mittwoch bei der öffentlichen Sitzung des Planungsausschusses in der Festhalle Kressbronn (14 Uhr) erstmals auf den Tisch kommen.

Konflikte abräumen

„Unser Ziel ist es, so viele Konflikte abzuräumen wie möglich“, sagt Wolfgang Heine, der Direktor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben gegenüber der SZ. Der Regionalverband hatte deshalb zunächst sogenannte Suchräume ausgemacht, also „Flächen, auf denen man Vorranggebiete für die Windenergien ausweisen könnte“.

Es wurden „alle Flächen herausgeworfen, die auf keinen Fall infrage kommen“, sagt Heine weiter. Entweder weil es handfeste Ausschlussgründe gebe oder letztlich so hohe Hürden, dass eine Genehmigung aussichtslos wäre. Das bedeutet für das gesamte Gebiet des Regionalverbandes (Landkreise Sigmaringen, Ravensburg und Bodenseekreis), dass nur noch elf Prozent der Fläche übrig bleiben, fast 90 Prozent kommen gar nicht infrage.

2,5 Prozent der Fläche ausgewählt

Mittlerweile wurden die Flächen „im Hinblick auf ihre konkrete Eignung als Vorranggebiete detailliert analysiert“, wie es in der Sitzungsvorlage des Planungsausschusses heißt. Die potenzielle Windkraft-Fläche wurde jetzt auf 2,5 Prozent reduziert. Konkret werden jetzt 38 Vorranggebiete mit insgesamt 7.570 Hektar (2,15 Prozent der Region) ausgewiesen, dazu kommen fünf optionale Gebiete mit insgesamt etwa 1.060 Hektar (0,30 Prozent der Region). Zu den vom Land geforderten 1,8 Prozent der Gesamtfläche besteht dann noch ein Puffer von rund 0,7 Prozent: „Für die Anhörungsphase, falls dort noch Themen aufkommen, die uns zu einer Verkleinerung der Flächen veranlassen“, wie Heine sagt.

Die Vorranggebiete werden in der Sitzung des Planungsausschusses vorgestellt. Bislang gibt es nur eine Karte mit den Suchräumen, diese ist auf der Homepage des Regionalverbands abrufbar. Ab dem 25. Oktober gibt es hier auch die Karte mit den Vorranggebieten. Jeder der 38 Standorte bekommt eine eigene Beschreibung mit Luftbild, auch mögliche Konflikte werden angesprochen.

Entschieden wird in der Sitzung noch nichts. Am 22. November tagt der Planungsausschuss erneut und empfiehlt laut Heine eine Flächenkulisse, die die Verbandsversammlung am 8. Dezember für die Offenlage beziehungsweise Anhörung beschließen soll. Anfang des neuen Jahres gibt es in jedem der drei Landkreise eine Informationsveranstaltung.

Kaum Flächen am Bodensee

Besonders schwierig gestaltete sich die Suche nach Standorten für Windkraftanlagen im Bodenseekreis. Hier gibt es laut Heine wenig Wind und eine dichte Besiedlung. Nur kleinere Flächen sind dabei übriggeblieben: auf dem Gehrenberg bei Markdorf, in Heiligenberg/Betenbrunn und auf dem Höhenzug zwischen Sipplingen und Owingen. „Hier werden wir drei Vorranggebiete ausweisen“. Nur knapp fünf Prozent der Potenzialfläche liegt im Bodenseekreis.

Grundsätzlich sollen laut Heine aber an jeden Standort mindestens drei Windräder möglich sein. Die großen Schwerpunkte für die Windkraft in der Region sind angesiedelt bei Weingarten im südlichen Bereich des Altdorfer Waldes, bei Ostrach und ganz im Norden des Landkreises Sigmaringen, im östlichen Lauchertal in der Gegend von Gammertingen.

Wenn der Plan Ende 2025 verabschiedet ist, können Firmen, die Windkraftanlagen bauen möchten, „nur noch diese Gebiete wählen“, sagt Heine weiter, „es sei denn, Kommunen haben oder planen ergänzend eigene Flächen, wovon wir aber nicht ausgehen“.

Aktuell könnten theoretisch überall Genehmigungsverfahren angestrebt werden. In den ausgewiesenen Gebieten werde die Wahrscheinlichkeit hoch sein, dass die projektierenden Firmen eine Genehmigung bekommen. Zunächst müssten sie natürlich die Nutzungsrechte für die Grundstücke bekommen. Entscheidende Behörden sind am Ende die Landratsämter der Kreise. Während des Verfahrens können wie bei jedem Bauprojekt Einsprüche gemacht werden. Heine geht davon aus, dass auf den Vorranggebieten auch nach und nach Windkraftanlagen entstehen werden.

Klar ist auch, dass an allen anderen Gebieten dann keine Windkraftanlagen kommen werden. Deshalb ist der Regionalplan Erneuerbare Energien von großer Bedeutung. Sollte eine Region das 1,8-Prozent-Ziel nicht erreichen, greift laut Heine die sogenannte Superprivilegierung. Das heißt, Windkraftanlagen müssten dann an vielen Stellen genehmigt werden, weil sie im Planungsrecht Vorrang haben, vielleicht würden in diesem Fall sogar mehr als 1,8 Prozent der Fläche belegt.

Verbandsversammlung in Kressbronn 

Umweltgruppen kündigen Proteste an

Bereits am Mittwoch, 25. Oktober, um 13 Uhr findet eine Verbandsversammlung statt. Einziger Tagesordnungspunkt ist die Verabschiedung der Fortschreibung des Regionalplans. Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen hatte Zielabweichungsverfahren für vier Gewerbegebiete nicht genehmigt (Friedrichshafen-Hirschlatt, Kißlegg-Waltershofen, Leutkirch-Riedlings und Pfullendorf-Wattenreute), ebenso einen Rohstoffabbaustandort (Kalksteinabbaugebiets Mittelberg Beuron im Oberen Donautal). Deshalb ist jetzt ein sogenannter Beitrittsbeschluss notwendig. Mehrere Umweltgruppen haben Protestaktionen angekündigt.