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Brandstiftung

Polizei fasst mutmaßlichen Brandstifter von Friedrichshafen

Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Ausgebrannte Autos, zerstörte Ladenfronten - in Friedrichshafen wurden offenbar in einer Nacht mehrere Feuer gelegt. Ein 29-Jähriger ist jetzt im Zusammenhang mit den Bränden festgenommen worden.
Veröffentlicht:30.12.2018, 12:36

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In der Nacht auf Sonntag brannten sechs Autos in der Tiefgarage Parkhaus am See. Außerdem brannte zeitgleich das Raumausstattungsgeschäft Friedrich in der Karlstraße aus. Am Sonntagabend nahm die Polizei dann einen 29-Jährigen Tatverdächtigen fest wegen des Verdachts auf Brandstiftung. Der Polizei zufolge war der Mann bei der Festnahme betrunken.

Außerdem ging eine Lagerhalle der Bahn neben dem Franziskusplatz in Flammen auf. Ob auch hier Brandstiftung infrage kommt, wird noch ermittelt. Insgesamt waren 90 Feuerwehrkräfte im Einsatz. Schwer verletzt wurde niemand.

Zum Brand bei der rund 200 Quadratmeter großen Lagerhalle wurde die Freiwillige Feuerwehr Friedrichshafen gegen Mitternacht gerufen. Das Gebäude brannte völlig aus, aber die Feuerwehr hatte den Brand rasch unter Kontrolle und konnte gegen 4.30 Uhr wieder abrücken. Evakuierungen waren nicht notwendig, aber wegen der starken Rauchentwicklung musste das Franziskuszentrum entraucht und belüftet werden.

Sechs Pkw brennen aus

Bereits um 5.23 Uhr folgte der Alarm über einen Brand in der Tiefgarage Parkhaus am See; gleich darauf der nächste Alarm zum Brand beim Raumausstattungsgeschäft Friedrich in der Karlstraße. Im Parkhaus brannten auf drei Ebenen insgesamt sechs Fahrzeuge völlig aus.

Die Polizeidirektion Konstanz geht von Brandstiftung aus und ließ die Fahrzeuge für die weiteren Ermittlungen mithilfe des THW abtransportieren. „Die Hitzeentwicklung war massiv“, sagt Stadtbrandmeister Louis Laurösch. Im Bereich der Brände sei es zu starken Betonabplatzungen an Decken und Wänden gekommen. „Die Deckeninstallationen sind abgeschmolzen“, sagt Laurösch. Elektrische Leitungen seien kaputt, ebenso Kunststoffrohre, Wasserleitungen, Lampen und Markierungen.

100 Autos stecken fest

Stadtpressesprechern Monika Blank schätzt, dass sich in der Tiefgarage noch rund 100 Autos befinden. Die Fahrzeuge auf den Privatparkplätzen sind nach Auskunft von Laurösch nur schwach verschmutzt. Anders diejenigen im öffentlichen Teil: „Diese Autos sind sehr stark verrußt. Sowohl außen als vermutlich auch innen“, sagt Laurösch. Die Tiefgarage ist gesperrt. Auch die Fahrzeughalter können frühestens am Mittwoch, 2. Januar, zu ihren Autos.

„Die Fahrbahnen sind teils nicht befahrbar, weil alles runtergeschmolzen ist und die Leitungen quer über der Fahrbahn hängen“, begründet Laurösch. Die Höhe des Schadens der Tiefgarage ist noch unbekannt. Sie wird wesentlich vom Ergebnis der statischen Überprüfung abhängen. Erst vor kurzem war die Sanierung der Tiefgarage am See abgeschlossen worden.

Kind gerettet

Auch beim Brand im Raumausstattungsgeschäft Friedrich, in Sichtweite zum Parkhaus am See, geht die Polizeidirektion Konstanz von Brandstiftung aus. Die Feuerwehr konnte ein Übergreifen des Brandes auf die über dem Geschäft liegenden Wohnungen verhindern, weil sie schnell vor Ort war. „Die Fensterscheiben über dem Laden waren schon geplatzt. Aber wir konnten den Brand im Erdgeschoss zurückdrängen, sodass die Flammen nicht in die oberen Fenster einschlugen“, sagt Louis Laurösch. Die Obergeschosse sind nun lediglich verraucht. Wie auch bei der Tiefgarage muss aber die Statik überprüft werden. Wie fast alle Häuser in der Karlstraße steht das Haus Nummer 6 nicht isoliert. Ein Übergreifen des Brandes auf benachbarte Gebäude hätte verheerende Folgen haben können. Bei dem Brand in der Karlstraße wurden sieben Personen evakuiert, darunter eine Familie mit einem kleinen Kind. Niemand kam körperlich ernsthaft zu Schaden. Vier Personen mussten vor Ort mit dem Verdacht auf Rauchgasvergiftung ambulant behandelt werden. Zudem wurde ein Mitglied der Feuerwehr wegen Kreislaufproblemen behandelt.

Verkaufsraum „total ruiniert“

Petra Rudolf hat das Raumausstattungsgeschäft Friedrich vor drei Jahren übernommen. Sie trägt den Brand mit Fassung. „Wir sind geschockt, aber wir werden kämpfen“ sagt sie auf Anfrage der SZ.

Der Verkaufsraum sei „total ruiniert“, die Fertigung „stark in Mitleidenschaft gezogen“. Trotzdem will Petra Friedrich das Geschäft wieder eröffnen: „Wir schauen nach vorn.“

Zeuge gibt entscheidenden Hinweis

Die rasche Festnahme des tatverdächtigen 29-jährigen Mannes durch die Polizei war wohl nur möglich, weil er während der Einsatzmaßnahmen einer Zeugin aufgefallen war. Sie hatte beobachtet, wie er mehrfach einen großen Blumenkübel gegen die Scheibe des Waffenladens in der Schanzstraße schlug. Das Sicherheitsglas hielt stand. Erst vor wenigen Wochen wurde schon einmal eine Scheibe des Geschäfts attackiert. Sie musste damals ausgetauscht werden.

Die Feuerwehr Friedrichshafen rückte in dieser Nacht mit allen Abteilungen aus. Zusätzlich wurden die Wehren aus Immenstaad, Markdorf und Eriskirch angefordert. Insgesamt waren 90 Feuerwehrkräfte mit 30 Fahrzeugen im Einsatz, außerdem rund 50 Kräfte der Sanitäts- und Rettungsdienste sowie Einsatzkräfte der Kriminalpolizei und des Polizeireviers Friedrichshafen