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Düstere Aussichten

Beim Zulieferer ZF stehen bis zu 940 Jobs auf der Kippe

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Zu hohe Kosten, keine neuen Produkte: Den Werken in Eitorf und Gelsenkirchen droht das Aus. Der Betriebsrat will das nicht kampflos hinnehmen.
Veröffentlicht:20.11.2023, 18:10

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  • Schwäbische.de
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Dunkle Wolken über Gelsenkirchen und Eitorf: Beiden nordrhein-westfälischen Standorten des Autozulieferers ZF Friedrichshafen AG droht das Aus. Noch ist das allerletzte Wort nicht gesprochen, die Aussichten für bis zu 940 Arbeitsplätze sind aber düster.

Der Standort in Gelsenkirchen-Schalke stand im Jahr 2018 schon einmal auf der Kippe. Dort werden vor allem mechanische Lkw-Lenkungen und Kabelbäume gefertigt, kein profitables Feld im Hochlohnland Deutschland.

Jobgarantie bis Ende 2023

Nach Protesten der Belegschaft und seitens der Politik revidierte ZF damals den Schließungsbeschluss. In einer 2019 unterzeichneten Betriebsvereinbarung wurden Stellenabbau ohne Kündigungen und teilweiser Lohnverzicht festgeschrieben, zugleich aber erhebliche Investitionen ins Werk und eine Jobgarantie bis Ende 2023. Ein Technologie-Center entstand, zudem sollte ein neues Produkt (eine Elektrolenkung) dort angesiedelt werden.

Derzeit arbeiten noch 590 Menschen im ZF-Werk in Eitorf. (Foto: ZF-GBR)

Das Tech-Center steht, die Produktion der E-Lenkung aber nicht. „Da für dieses Produkt keine Kundenaufträge gewonnen werden konnten und die aktuellen Produkte auslaufen, fällt die Basis für die Produktion am Standort Gelsenkirchen in den kommenden Monaten weg“, sagt ein ZF-Sprecher. 350 Menschen arbeiten im Schalker Werk, 200 in der Produktion, 150 im Tech-Center.

Gespräche laufen

Vor allem die Produktionsarbeitsplätze stehen jetzt vor dem Aus. „Als mitarbeiterorientiertes Unternehmen führt ZF zurzeit mit den zuständigen Arbeitnehmervertretern Gespräche, wie mit der äußerst schwierigen Situation umzugehen ist“, sagt der Sprecher, ohne Einzelheiten zu nennen.

In Eitorf ist das Problem jünger, aber ähnlich gravierend. Im Zuge eines sogenannten Zielbildprozesses hatte der Konzern versucht, für alle deutschen Standorte gemeinsam mit den Betriebsräten mittelfristige Perspektiven zu erarbeiten, um Standorte und Jobs zu sichern. Für die Stoßdämpfer-Fabrik in Eitorf (Rhein-Sieg-Kreis) ist das nicht gelungen, die Jobgarantie läuft zum Jahresende aus.

Neues Geschäft ohne ZF-Beteiligung

„Eine langfristige Fortführung der ZF-Produktion in Eitorf wird es nicht geben“, sagt der ZF-Sprecher. Auch hier laut Konzern das Problem: zu hohe Produktionskosten. Im Moment arbeiten 590 Menschen dort. Um Jobs zu sichern, haben man mit „einem externen Dienstleister intensiv an einer möglichen Fortführungslösung“ gearbeitet, sagt der Sprecher. Ziel: Aufbau eines neuen Geschäfts ohne ZF-Beteiligung.

Die Chancen, eine Schließung des Standorts zu vermeiden, erscheinen daher aus Arbeitgebersicht gering.

ZF

Man habe mehrere Szenarien geprüft, aber „noch keine wirtschaftlich tragfähige Perspektive für den Standort“ gefunden. „Die Chancen, eine Schließung des Standorts zu vermeiden, erscheinen daher aus Arbeitgebersicht gering“, schreibt ZF. „Wir bleiben selbstverständlich weiter in Kontakt mit der regionalen Wirtschaftsförderung und bereiten für diese aktuell detailliert alle Informationen auf, damit sie auf potenzielle Interessenten für den Standort zugehen kann.“

Betriebsrat fordert Lösungen

Der Betriebsrat will weder in Schalke noch in Eitorf die Waffen strecken. „Wir erwarten, dass für beide Standorte Lösungen gefunden werden“, sagt ein Sprecher des Gesamtbetriebsrats.

Für Schalke sei ein Zielbild vereinbart. „Wir fordern, dass sich das Unternehmen daran hält und auch eine Perspektive über 2023 hinaus entwickelt, so wie es in der Zielbildvereinbarung formuliert ist.“

Gibt es Protestaktionen?

Für Eitorf gebe es kein Zielbild, „der Standort soll 2027 geschlossen werden. Wenn das Unternehmen bei dieser Meinung bleibt, erwarten wir, dass ein Fortführungsszenario außerhalb des ZF-Konzerns ‐ beispielsweise mit einem Investor ‐ erarbeitet wird. Hierzu sind wir aktuell in konstruktiven Gesprächen.“ Ob Betriebsrat und Gewerkschaft Protestaktionen planen, ist derzeit nicht bekannt.