Hautfarbe
Beethoven einmal ganz anders
Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Ludwig van Beethoven war ein musikalisches Genie, liebte die Frauen, sein Temperament war unberechenbar und seine Hautfarbe war dunkel. „Die Theorie ist gar nicht so abwegig“, sagt der Berliner Filmproduzent Michael Simon de Normier. Er war zu Besuch an den Häfler Filmtagen und erzählt über seine Idee, Beethoven von einer ganz anderen Seite zu zeigen.
Simon de Normier möchte vom tradierten Bild des Beethoven abrücken. „Sicherlich war er ein temperamentvoller Mensch, aber ich bin davon überzeugt, dass er auch liebevolle, zarte Charakterzüge hatte“, erklärt er bezugnehmend auf belegbare Briefwechsel, unter anderem mit der zeitgenössischen Sängerin Elisabeth Röckel. Sie steht ebenso im Mittelpunkt des geplanten Filmprojekts wie auch der Komponist Johann Nepomuk Hummel. Dass die drei sich gekannt haben, ist historisch belegt. Die Geschichte, über die Freundschaft und Liebe ist Interpretation. Beethoven war Revolutionär und das sowohl in musikalischer als auch in menschlicher Hinsicht. Ein Bewunderer der französischen Revolution, ein Kritiker des Adels und ein Verfechter der Menschenrechte. Im Jahr 2020 feiert seine Geburtsstadt Bonn seinen 250. Geburtstag. Produzent Simon de Normier ist selbst gebürtiger Bonner und „somit mit Beethoven groß geworden“, erklärt er. Der Musiker habe ihn sein ganzes Leben begleitet, deshalb wisse er auch um die Widersprüche, die sich um die Person Ludwig van Beethovens rankten. „Die Theorie, dass Beethoven schwarzhäutig war, ist überhaupt nicht abwegig. Er wurde zu Lebzeiten immer als hässlich beschrieben.“
Beethoven habe zu Beginn der Aufklärung gelebt. Aufklärung bedeute aber nicht unbedingt, dass die Menschen allem gegenüber offen waren, meint Simon de Normier. In einer Zeit, in der sich die Menschen die Gesichter hell puderten und weiße Perücken zur Schau trugen, galt eine dunkle Haut als unschön. Dunkelhäutige Menschen wurden mit Argwohn betrachtet: „Insbesondere am Wiener Hof“. Es gibt viele Gründe dafür, dass Beethoven einem dunklen, südländischen Typ entsprach“. Betrachte man seine Totenmaske, „kann man wirklich nicht von einer griechischen Nase sprechen“, zudem gebe es Belege, dass er als „Mohr“ verspottet wurde.
In Simon de Normiers Drehbuchversion wird Beethoven von einem Schwarzen gespielt. Er verliebt sich in die junge Sängerin Elisabeth Röckel, eine durch Jugend, Schönheit, Stimme und musikalische Bildung ausgezeichnete Neuentdeckung der Wiener Kulturblüte. Es gibt Spekulationen, dass Beethoven dieser Frau das bekannte Klavierstück „Pour Elise“ gewidmet hat. Elisabeth Röckel könne man als eine emanzipierte Frau ihrer Zeit bezeichnen. „Wir sprechen vom 18. Jahrhundert, da war es ungewöhnlich, wenn Frauen eine berufliche Karriere anstrebten“, sagt der Produzent. Elisabeth will beides: Kinder und Karriere. Im Drehbuch verlieben sich Beethoven und Röckel ineinander. Der Musiker ist aber nicht bereit seine Laufbahn in den Hintergrund zu stellen Deshalb entscheidet sich Röckel für eine Ehe mit dem Komponisten Johann Nepomuk Hummel. „Auch Hummel war ein Ausnahmetalent. Er wurde mit Mozart und Haydn verglichen und doch ist er in Vergessenheit geraten. Wie kann das sein?“, fragt der Produzent. War es vielleicht „die Elise“, für die er sein Leben als unbeständiger, kreativer Musiker aufgab, um als festangestellter Hofkapellmeister mit geregeltem Verdienst den Familienunterhalt zu sichern und die Karriere seiner Frau zu fördern“.
Fragen, die ausreichend Stoff für ein buntes Filmspektakel bieten, mit einem „fulminanten Showdown in Friedrichshafen“, verspricht Simon de Normier. Der See soll Kulisse der Abschlussszene werden, „für die wir auch vor Ort noch casten werden“, so Simon de Normier. Die Castingtermine würden noch bekannt gegeben.