Bald darf jeder einsteigen
Autonome Busse fahren in Friedrichshafen im normalen Straßenverkehr mit
Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Florian Peking
Es könnte der Busverkehr der Zukunft sein: Shuttles, die ohne Fahrer, wie von selbst durch die Straßen gleiten ‐ pünktlich, sicher und rund um die Uhr. Um dieses Ziel zu erreichen, wird Friedrichshafen zum Testlabor.
Selbstfahrende Kleinbusse sind auf den Straßen auf einer Strecke zwischen dem ZF Forum und dem Klinikum unterwegs. Im ersten Schritt, um Daten zu sammeln. Aber bald sollen sie auch Passagiere mitnehmen.
Beim Tag der Technik am Samstag auf dem Franziskusplatz konnten sich Bürgerinnen und Bürger selbst ein Bild von der Technologie machen. Ein Überblick.
Wer steckt hinter dem Projekt?
Das Projekt nennt sich „RABus“, eine Abkürzung für den recht sperrigen Titel „Reallabor für automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land“. Die Technik ‐ also die Fahrzeuge und die ausgeklügelte Technologie, die in ihnen verbaut ist ‐ stammt von ZF.
Ebenfalls beteiligt sind der Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) und der Stadtverkehr Friedrichshafen (SVF). Auf den Linien und an den Haltestellen des SVF kommen die Shuttles zum Einsatz. Gefördert wird das Projekt vom baden-württembergischen Verkehrsministerium.
Welche Fahrzeuge sind unterwegs?
Im ersten Schritt fahren zwei E-Kastenwagen von Mercedes durch die Straßen der Stadt, wie Alexander Makowski, Leiter der Produktlinie „Autonomous Mobility“ bei ZF, erläuterte. Sie sind mit verschiedenen Sensoren ‐ Kameras, Radare und Lidare ‐ ausgestattet.
Diese Systeme „sehen“ die Umwelt, bemerken also zum Beispiel rote Ampeln und Zebrastreifen oder messen den Abstand zu anderen Fahrzeugen. Außerdem verbaut: Supercomputer, die die eingehenden Daten speichern und verarbeiten.
Was ist das Ziel?
Zunächst geht es darum, Daten zu sammeln, um die Algorithmen der selbstfahrenden Busse weiter zu verbessern. Die Fahrzeuge verkehren am Anfang auf kürzeren Streckenabschnitten, die sukzessive erweitert werden sollen, wie Alexander Makowski sagte. Am Ende sollen sie dann auf einer kompletten Linie zwischen ZF-Forum und Klinikum fahren.

Ab April werden statt der Mercedes-Busse von ZF konzipierte Shuttles unterwegs sein. Und im Herbst 2024 sollen dann auch Passagiere in den autonomen Bussen mitfahren. Allerdings kann nicht einfach jeder einsteigen, sondern es werden Probanden sein, die die Verantwortlichen speziell für das Projekt aussuchen.
Wie könnte es weitergehen?
„Es ist eine ernstzunehmende Linie, die wir hier bedienen“, sagte Horst Schauerte, Chef des Häfler Stadtverkehrs, über die geplante Strecke der Busse. Er hoffe, dass die Technologie funktioniert, so Schauerte weiter, denn Ziel sei es, sie irgendwann auch „im Realbetrieb“ einzusetzen.

Wenn tatsächlich Fahrgäste des Stadtverkehrs mit selbstfahrenden Shuttles durch die Stadt kommen könnten, hätte das viele Vorteile ‐ etwa bei der Verfügbarkeit. So könnte man theoretisch Linien rund um die Uhr bedienen, sagte der SVF-Chef.
Ist das wirklich sicher?
„Sicherheit steht an erster Stelle“, sagte Alexander Makowski von ZF. Deshalb sei in den Bussen, die höchstens mit einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde unterwegs sind, stets ein Fahrer mit an Bord. Dieser kann jederzeit eingreifen. Außerdem ist in den Gefährten viel Sicherheitstechnik verbaut, so Makowski.
Und die hängt nicht nur mit dem unmittelbaren Straßenverkehr zusammen. Auch das Thema Cybersicherheit hat einen hohen Stellenwert. Denn es dürfe niemand Unbefugtes Zugriff auf die Daten haben, die die Shuttles laufend senden und empfangen, erklärt Makowski.
Insgesamt sollen die autonomen Fahrzeuge wesentlich sicherer unterwegs sein als menschlich gesteuerte: Während bei Berufsbusfahrern statistisch gesehen im Schnitt alle zehn Millionen Stunden ein Unfall mit Personenschaden passiert, darf dies laut ZF bei den Shuttles nur alle 100 Millionen Stunden der Fall sein.