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6000 Mitglieder: Facebook-Nostalgie geht weiter

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

„Damals, gestern, heute“-Fans posten seit neun Monaten Erinnerungen aus der Stadt
Veröffentlicht:21.10.2014, 16:43

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Es hätte ein Hype werden können, der rasch versiegt. Doch die Facebook-Gruppe „Damals, gestern, heute“ (DGH), Internet-Schmelztiegel begeisterter Fans der Häfler Geschichte, scheint auch neun Monate nach ihrer Gründung nicht die Luft auszugehen.

Mehr als 6000 Mitglieder tummeln sich mittlerweile dort und posten schier endlos alte Fotos und Erinnerungen an die Stadtgeschichte.

„In den ersten Monaten waren es natürlich viele Neumitglieder, die durch Mund- oder Tastaturpropaganda hinzukamen“, sagt Peter Liptau , gebürtiger Häfler, der „Damals, gestern, heute“ im Januar gegründet hatte – eine Laune, die seiner Verbundenheit zur Stadtgeschichte entsprungen war. In nur wenigen Wochen explodierte die Gruppe dann auf 5000 Mitglieder. Und auch, wenn der erste Ansturm bald abflaute, stehen die Zeichen noch immer auf Wachstum: „Seit Sommer sind es mittlerweile noch so zehn bis 20 Neumitglieder pro Woche“, so der mittlerweile in Karlsruhe lebende Kunsthistoriker. Jüngst wurde die 6000-Mitglieder-Marke bei DGH geknackt. Rein rechnerisch sind das knappe zehn Prozent der Einwohner von Friedrichshafen.

Lieblingsbeschäftigung der DGH-Mitglieder ist das Schwelgen in Erinnerungen – an alte Supermärkte, Tankstellen, Hotels oder Fabriken. Von Kolossa bis Rufbus ist alles dabei. Fast täglich posten die Mitglieder neue Bilder aus der Geschichte von Friedrichshafen, jüngst etwa vom Orion-Hochhaus in den 50er-Jahren, der Dornier-Siedlung in Manzell in den 30er-Jahren oder vom ehemaligen Kino-Center an der Montfortstraße. Letzteres beschwor im September einen nicht enden wollenden Reigen von Kindheits-Erinnerungern der Gruppenmitglieder an ihr jeweils erstes Mal im Kino „Scala“, „Clou“ oder „Rex“: „Ich weiss nicht mehr ob es der erste war, aber Ben Hur ging ewig. Mir tat so der Poppes weh“, schreibt eine Nutzerin wehmütig. Andere kontern mit der Kult-Schmonzette Dirty Dancing von 1987 oder noch länger zurückliegenden Kinopremieren in Friedrichshafen: „1966! Doktor Schiwago, mit ein paar Freundinnen. Haben wir geflennt!“, schreibt ein weiteres DGH-Mitglied. Auf DGH ist eben alles erlaubt, was einen Hauch Stadtgeschichte und vergangenen Alltag in sich trägt.

Nicht nur Bilder spielen eine Rolle, auch historische Dokumente. Stolz präsentiert etwa ein anderer DGH-Nutzer im Oktober eine Ausnahmegenehmigung aus dem Jahr 1973, die dem Besitzer erlaubt, trotz Fahrverbot in der Ölkrise per Auto von Kressbronn nach Friedrichshafen zu fahren. Doch es gibt auch neuen Gesprächsstoff im Forum.

„Zeit, das was getan wird“

“Ich habe den Eindruck, dass die Leute nun sehr viel mehr auf aktuelles Geschehen eingehen. Kaum steht irgendwo ein Schild, das einen Abriss ankündigt oder einen Neubau, schon ist ein Foto online und die Diskussion beginnt“, sagt Gruppen-Gründer Liptau. Längst posten die Mitglieder auch aktuelle Zeitungsberichte der Schwäbischen Zeitung oder des Südkurier, vergangene Woche etwa den SZ-Bericht zur Aufwertung der Friedrichstraße. Einer der Kommentare: „1963 bis 80 sah die Straße doch viel einladender aus. Schade drum. Es wird Zeit, dass was getan wird.“

So könnte DGH am Ende zu einer Debattenplattform der Stadtentwicklung werden – und emanzipiert sich damit von der ursprünglichen Idee des Gründers. Liptau: „Ich wollte hier einfach ein relativ regelfreies Forum schaffen, in dem jeder Erinnerungen an die Stadt und Anekdoten mit anderen teilen kann. Es ist natürlich schön zu sehen, dass dadurch auch ein deutlicher Austausch der Meinungen über Planungen in der Stadt möglich geworden ist.“

Irgendwann wird sich auch die Frage stellen, was aus den hunderten Fotos und Kommentaren auf „Damals, gestern, heute“ einmal werden könnte. Noch hat Initiator Liptau, der die Gruppe mit seinem Kollegen Mario Maier betreut, nur grobe Ideen dafür: „Ich fände es ganz schön, wenn es doch mal möglich wäre, in irgendeiner Form, einer Ausstellung oder einem Buch vielleicht, die Anekdoten und das Wissen, das sich hier zusammenfindet, zusammenzufassen.“

Zugang zur Gruppe gibt es unter unter „Damals, gestern, heute“