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Dammbruchgefahr ist vorerst gebannt ‐ Doch was wird aus dem Biber?
Ettenkirch / Lesedauer: 4 min

Jens Lindenmüller
Weil Regen den Wasserpegel wieder hat ansteigen lassen, ist der Weiher in Appenweiler am Samstag vorsorglich komplett abgepumpt worden. Mitglieder des Angelsportvereins Meckenbeuren-Kehlen hatten ihn zuvor abgefischt und mehr als eine Tonne Karpfen, Schleien und Zander in einem von der Feuerwehr bereitgestellten Container zwischengelagert.
Am Dienstag vergangener Woche war im Damm des Weihers ein Loch festgestellt worden, das vermutlich das Werk eines Bibers war. Vier Wohnhäuser wurden vorübergehend evakuiert.
Das Loch mit einem Durchmesser von etwa einem halben Meter hatte vergangene Woche einen Großeinsatz von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk ausgelöst. Der Grund: Es drohte ein Dammbruch, und unterhalb des Weihers, der normalerweise mit rund 40.000 Kubikmetern Wasser gefüllt ist, verläuft die Appenweiler Straße mit mehreren Wohnhäusern und Höfen.
Teils drei Pumpen gleichzeitig
Um den etwa fünf Meter hohen und 150 Meter langen Damm, der aufgrund starker Regenfälle immer weiter aufgeweicht wurde, zu entlasten, setzten Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks zeitweise drei Pumpen gleichzeitig und dazu noch ein Spezialgerät der Feuerwehr Konstanz ein. Bis Mittwochmorgen konnte der Pegel dann deutlich unter die Höhe des Lochs gesenkt werden.
Weil es in den folgenden Tagen weiter regnete und deshalb mehr Wasser in den Weiher gelangte als durch den so genannten Mönch ‐ das Ablaufbauwerk, das den Pegel regulieren soll ‐ abfließen konnte, sollte das Gewässer am Freitag auf Anordnung des Landratsamts komplett leergepumpt werden. Allerdings schwamm zu diesem Zeitpunkt noch eine stattliche Menge an Fischen in dem Weiher. Dessen Pächter ist seit mehr als 20 Jahren der Angelsportverein Meckenbeuren-Kehlen.
Verein aus Reutlingen übernimmt Fische
Moritz Hainmüller, Vorsitzender des Vereins, schätzt die Menge auf „deutlich mehr als eine Tonne“, überwiegend Karpfen, Schleien und Zander. „Die Feuerwehr hat uns einen 28-Kubikmeter-Container zur Verfügung gestellt, in dem wir die Fische dann mit Sauerstoff einen Tag ,zwischengeparkt’ haben“, berichtet Hainmüller. Nachdem das Wasser dann vollständig aus dem Teich herausgepumpt worden war, hätten Vereinsmitglieder am Sonntag auch noch Teichmuscheln eingesammelt.
Moritz HainmüllerDer Weiher in Appenweiler war unser einziges Stehgewässer.
Übernommen und abtransportiert hat Fische und Muscheln schließlich der Fischereiverein Reutlingen. „Der Weiher in Appenweiler war unser einziges Stehgewässer“, sagt Moritz Hainmüller. Wie lange es dem Verein nicht zur Verfügung stehen wird oder ob es den Weiher in seiner bisherigen Form überhaupt wieder geben wird, lässt sich aktuell kaum vorhersagen. Auch, weil es dazu der Klärung einiger Fragen bedarf ‐ mit Blick auf den mutmaßlichen Verursacher des Schadens auch in rechtlicher Hinsicht.
Vieles deutet auf einen Biber hin
Dass ein Biber für das Loch im Damm verantwortlich sein könnte, ist laut Robert Schwarz, dem Pressesprecher des Landratsamts, zwar noch nicht final bestätigt. Zu dieser Einschätzung sind aber bisher offenbar alle Experten gekommen, die sich den Schaden angeschaut haben. Dass ein Biber in der Umgebung unterwegs ist, war laut Schwarz zwar bekannt. Dass er am Damm des Weihers zugange war, sei allerdings nicht sichtbar gewesen.
Biber sind einerseits streng geschützt, andererseits geht es in diesem Fall aber auch um eine konkrete Gefahr für Menschen durch einen möglichen Dammbruch. Weshalb nun laut Robert Schwarz mit dem Regierungspräsidium Tübingen geklärt werden soll, ob hier Maßnahmen zur Vergrämung des Bibers zulässig sind. Sprich: ob er gestört und dadurch verscheucht werden darf.
Loch provisorisch gestopft
Wie auf der Homepage des baden-württembergischen Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft nachzulesen ist, soll ein Biber „nur in Einzelfällen“ zur Lösung „gravierender Biberkonflikte“ vergrämt oder umgesiedelt werden. „Voraussetzung für Vergrämung, Umsiedlung oder die letale Entnahme ist eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung“, heißt es da. Gezielt getötet ‐ das meint „letale Entnahme“ ‐ wurde ein Biber zur Lösung solcher Konflikte in Baden-Württemberg bislang nicht.
Und wie geht es nun mit dem Weiher an sich weiter? Wie Robert Schwarz informiert, haben die private Eigentümerin beziehungsweise der von ihr beauftragte Verwalter des Gewässers ein Fachbüro damit beauftragt, Maßnahmen zum Pegelmanagement zu erarbeiten. Dabei geht es offenbar zunächst darum sicherzustellen, dass der Wasserstand auf einem Niveau bleibt, das den Damm nicht gefährdet. Laut Schwarz ist das Loch provisorisch gestopft. Wie, wann oder ob überhaupt der Damm saniert wird, müssten dann die Eigentümerin beziehungsweise ihr Verwalter entscheiden.