„Liebe ist wie wildes Wasser, das sich durch Felsen zwängt - Some say love it is a river that drowns the tender reed“ - zweisprachig erklingt das Lied „The Rose“ von Bette Midler am Samstagabend im Feuerwehrgerätehaus Wittenhofen - dargebracht von den wunderbaren Chorstimmen des Männergesangvereins 1884 Niederwald. Auf ihrer Konzertreise an den Bodensee gaben die 24 Niederwalder Sänger ein Konzert mit dem Männerchor Deggenhausertal-Heiligenberg - ein badisch-hessisches Stimmenfeuerwerk, das so manchen Zuhörer ins Schwärmen geraten ließ.
Herzliche Gastgeber sind die beiden Männergesangvereine Deggenhausertal und Heiligenberg. Schon seit einiger Zeit haben sich die Sänger zum oft spaßhaft genannten „Vereinigten Berg- und Talchor“ zusammengetan und geben seither Konzerte stets gemeinsam. Dass sich der Männergesangverein aus Niederwald im hessischen Kreis Marburg das Deggenhausertal für seine alle zwei Jahre anstehende Chorreise ausgesucht hat, freute die badischen Sänger sehr. Um ihren Gästen eine besondere Freude zu bereiten, ließen sie es möglich werden, dass diese am ersten Tag des Besuches ein paar Lieder in der Birnau zum Besten geben konnten - mit einer Akustik, von der die hessischen Besucher noch am Samstag schwärmten.
Diesen großartigen Rahmen konnte das Feuerwehrgerätehaus am Samstag natürlich nicht bieten, doch den tollen Stimmen der Chöre konnte auch die nicht optimale Akustik nichts anhaben. „Seid gegrüßt im Deggenhausertal“, hießen die Gastgeber die Zuhörer musikalisch willkommen. „Die Sonne küsst die Traube“, ertönte munter das Lied „Im Weinparadies“ von Robert Rappert. Und ein weiteres „Stelldichein beim Wein“ gab es mit der „Weinkönigin“ des gleichen Komponisten. Mit ihren schönen Stimmen ließen die Badener die Weinkönigin mit ihrem goldenen Haar und dem lieblichen Blick förmlich lebendig werden. Und auch der Abschluss des ersten Teils des Konzerts war dem Motto „Wein“ gewidmet: Bei „Aus der Traube in die Tonne“ zeigte Dirigent Martin Faraglia vollen Körpereinsatz und führte seine Sänger engagiert durch die nicht einfachen Rhythmuswechsel.
„Bühne frei für die Gäste“, hieß es anschließend. Diese hatten im Vorfeld nicht verraten, welches Programm sie darbieten würden – und zündeten ein wahres Überraschungsfeuerwerk auf der Bühne angesichts ihrer wunderbar harmonischen Stimmen, ihres breiten Repertoires von der Volksweise über Gospel bis zum Pop-Song, ihrer Fähigkeit, sämtliche Lieder auswendig zu singen und diese auch noch mit kleinen schauspielerischen Einlagen, gekonnter Mimik und Gestik lebendig zu präsentieren – ein Ohren- und Augenschmaus aus Hessen!
Von ergreifender Klangkraft ist das Lied „Morgenrot“ von Robert Pracht. „Da öffnet Allvater das himmlische Zelt“, singen die Gäste und erzeugen Gänsehaut-Feeling. Mit „My Lord, what a morning“ wird das Thema weitergeführt. Beim Tenorsolo glänzt der Zweite Tenor Wilfried Trier mit seiner glasklaren Stimme und das Publikum scheint die Sterne wirklich fallen zu sehen, als er „When the stars begin to fall“ singt. Chormitglied Karl-Heinz Schweinsberger und Dirigent Klaus Fillsack, der sich im Verlauf des Abends als charmanter Entertainer erweisen wird, stellen zwischendurch den Verein mit seinen insgesamt 35 Sängern kurz vor.
„Jetzt san de Tag schon kürzer word’n und Blattel’n fein von de Bam“, tönt es dann von der Bühne. Die Sänger haben sich an Hubert von Goiserns poetisches Lied „Weit, weit, weg“ gewagt – mit Erfolg, die schönen Männerstimmen geben dem Werk eine neue Tiefe. Und auch das eingangs erwähnte „The Rose“ von Bette Midler, das zweisprachig dargebracht wird, ist ein voller Erfolg.
Poesie liegt auch den gastgebenden Sängern im Blut. Es war als hätt der Himmel die Erde still geküsst”, versehen sie Joseph von Eichendorffs „Mondnacht“ mit schönem Gesang. Und auch das „Abendlied“ entführt die Zuhörer in eine Welt der Stille und sanfter Melancholie. Den Taktstock hat inzwischen Franz-Josef Klapdor übernehmen, dessen Frau Gudrun am Ende des Abends ebenfalls ihr Fähigkeiten als Dirigentin unter Beweis stellen wird. Dass auch die flotteren Lieder gut zu ins Deggenhausertal und nach Heiligenberg passen, stellen die Sänger bei „Montana de Fuego“ unter Beweis, das alle mitreißt.
Und flott geht es weiter: Mit Liedern aus aller Welt bringen die Hessen den Saal noch einmal zum Mitklatschen und Summen – ob „Tri sulara“ aus Dalmatien oder dem Scherzlied „Diplomatenjagd“ von Reinhard Mey. Am Abschluss verschmelzen dann die badischen und hessischen Stimmen beim „Bajazzo“. Die begeisterten Zuhörer erklatschen sich zwei Zugaben.