Stadtarchivar Patrick Wiesenbacher musste einen Zusatztermin anbieten, nachdem sich so viele Interessenten zur Führung durch sein Archiv angemeldet hatten. Im Eingangsbereich erläuterte er den Mitgliedern und Gästen des Förderkreises Heimatkunde zunächst die Geschichte des Torschlosses, das im Ursprung älteste Gebäude der Stadt, und stellte seine beiden Hauptaufgaben vor, das Bewaren und Auswerten des Archivgutes aus über acht Jahrhunderten Stadtgeschichte und die Erfassung von aktuellen Akten und Unterlagen. Im ständig klimaüberwachten Untergeschoss lagert der größte Teil der Archivalien in säurefreien Mappen und Kartons. Das älteste Schriftstück stammt aus dem Jahr 1360. Alle Akten, Urkunden und Amtsbücher sind heute elektronisch erfasst, mit einer Signatur versehen und zusätzlich in einem Cloud-basierten System gesichert.
Stolz ist das Archiv auf seine 140 zum Teil mit Siegeln versehenen Pergamenturkunden. Spannend wurde es für die Besucher, als Wiesenbacher ihnen einige der Originalurkunden präsentierte, unter anderem die Verleihung der Stadtprivilegien von 1379 durch Graf Heinrich IV. von Montfort, den Huldigungseid der Gräfin Magdalena von Oettingen aus dem Jahr 1512 und die Kaiserurkunde von Joseph II. von 1786 mit dem prächtigen, 14 cm großen Siegel. Daneben erfuhren die Gäste, dass in Tettnang viele Akten aus dem Nationalsozialismus erhalten sind, wo andernorts oft „durch Zufall“ große Lücken klaffen.
Der Stadtarchivar zeigte beispielhaft Fotos aus dem Bildarchiv, eine Sammlung mit etwa 20.000 Fotos. Im abschließend besuchten Zeitungsarchiv lagern die kompletten Ausgaben alle für Tettnang relevanten Tageszeitungen durchgängig von Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute (mit Ausnahme der Jahrgänge 1941‐45).
Wiesenbacher ermutigte seine Gäste, historisches Material, auch familiäres, dass im Zusammenhang mit Tettnang steht, an das Stadtarchiv zu geben, wenn kein persönliches Interesse mehr besteht. Andererseits lädt er alle Bürger, die Fragen zu Familien- oder zum Beispiel Vereinsrecherchen haben, ein, sich an ihn zu wenden, gab aber auch zu bedenken, dass beim Archivgut Schutzfristen für Veröffentlichungen zu beachten sind.
Die hier veröffentlichten Artikel wurden von Vereinen und Veranstaltern, Kirchengemeinden und Initiativen, Schulen und Kindergärten verfasst. Die Artikel wurden von unserer Redaktion geprüft und freigegeben. Für die Richtigkeit aller Angaben übernimmt schwäbische.de keine Gewähr.