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Dank Drohnen: Feuerwehr hat den Durch- und Überblick - mit Videos

Bodenseekreis / Lesedauer: 5 min

Nachtsicht und Wärmebild inklusive: Eine neue Einheit deckt den gesamten Bodenseekreis ab. Von wo aus die Drohnen starten - und wann sie zum Einsatz kommen.
Veröffentlicht:28.01.2023, 17:00

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Mit fremden Lorbeeren will sich Tobias Riether nicht schmücken: Beim Ortstermin erklärt der stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Oberteuringen alles rund um die operativen Abläufe bei der neuen Drohneneinheit des Bodenseekreises, die er leitet.

Den Impuls zur Gründung schreibt er aber Alexander Amann zu. Der vormalige Teuringer Kommandant und jetzige Kreisbrandmeister (seit Frühjahr 2022) habe schon vor vier Jahren bei einer Ausbildung gesehen, was die Drohnengruppe in einem Nachbar-Landkreis zu leisten vermag.

Mit Sparkassen-Spende gelingt Durchbruch

Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden, die entscheidenden Umsetzungsschritte erfolgten im Vorjahr. Bei der Anschaffung der bis zu 6,3 Kilogramm schweren Flugroboter ebnete eine Spende der Sparkasse Bodensee den Weg.

57.000 Euro flossen aus deren Sparform „PS-Los Sparen und Gewinnen“, insgesamt waren 130.000 Euro an gemeinnützige Institutionen und Vereine im gesamten Geschäftsgebiet ausgeschüttet worden.

„Mit der Spende konnten wir eine technisch sehr gut ausgestattete Drohneneinheit aufbauen. Sie wird zukünftig ein wichtiger Baustein im Brand- und Bevölkerungsschutz des Bodenseekreises sein“, sagte Amann bei der Spendenübergabe im November.

Übertragung in Echtzeit ist Riesenvorteil

Drei Monate später waren die Drohnen bereits im Ernstfall im Einsatz, harren zugleich aber immer noch allerletzter Komplettierung. Die Rollwägen, mit denen das Equipment künftig aufs Fahrzeug transportiert wird, sollen dieser Tage geliefert werden – dann hat alles seinen Platz.

Hilfreich für den Durch- und Überblick: Die neue Drohneneinheit kann von allen 23 kommunalen und fünf Werksfeuerwehren im Bodenseekreis angefordert werden.
Hilfreich für den Durch- und Überblick: Die neue Drohneneinheit kann von allen 23 kommunalen und fünf Werksfeuerwehren im Bodenseekreis angefordert werden. (Foto: rwe)

Das meiste davon in Oberteuringen. Hier ist die Zentrale, hier sind im Feuerwehrhaus der Lkw und die Technik zu finden, mit Videoschnitt und Echtzeit-Übertragung. Manches doppelt sich in Meckenbeuren und Eriskirch, das aber nicht. Zumal die Drohneneinheit den gesamten Bodenseekreis abdeckt – kann also von allen 23 kommunalen und fünf Werkfeuerwehren angefordert werden.

Sieben Kameraden sind das Minimum

Die zentrale Organisation hat Riether zufolge Vorteile, die bei der Finanzierung durch den Bodenseekreis beginnen und beim hohen Ausbildungsstand nicht enden. Immerhin sind es an den drei Standorten 32 bis 36 Kräfte, die als Sollstärke gelten – nur so lässt sicherstellen, dass die Drohnen jederzeit alarmierbar und mitführbar sind. Zusammen mit einem Quartett aus Oberteuringen rücken entweder drei bis vier Kameraden aus Meckenbeuren oder aus Eriskirch aus – zu siebt oder acht muss die Drohneneinheit sein.

So wie Ende 2022, als in Kressbronn ein Schwimmbagger in einem Baggersee havariert ist. „Lagen auf dem Wasser sind für die Einsatzleitung schwer einschätzbar“, weiß Riether. Da hilft die Drohne ungemein: Ein „Super Luftbild“ trägt zur Übersicht bei, wie die Fluggeräte überhaupt bei großen Flächen ihre Talente ausspielen können.

80 Stunden in die Ausbildung gesteckt

Bei den Ausmaßen eines Ölteppichs ist die Kamera der Drohne ebenso unerlässlich wie bei der Personensuche, hat Tobias Riether erfahren – oder multifunktionell, wenn ein Wärmebild (etwa beim Dachstuhlbrand oder bei Glutnestern) gefragt ist oder eine Entfernungs- oder Temperaturmessung.

Deren Handhabung ist allen Kräften der Einheit geläufig. „Jeder kann alles bedienen“, sagt Tobias Riether unter Hinweis auf die 80-stündige Ausbildung, die in den beiden Drohnenführerscheinen mündet, wie sie das Luftfahrt-Bundesamt vorgibt. Dass dabei teils sehr anspruchsvolles Fachwissen (etwa im Bereich Thermik) verlangt wird, deutet Riether schmunzelnd mit dem Begriff „halber Metereologe“ an.

Übungspremiere war in Langenargen

Einfach gehalten sind die Entscheidungswege, wann welcher der insgesamt fünf Flugroboter (einer davon mit der Möglichkeit zur Nachtsicht) eingesetzt wird. Der örtliche Einsatzleiter darf anfordern, ebenfalls gefragt ist der Kreisbrandmeister. „Wir sind gespannt, wie es angenommen wird“, zeigt sich Riether offen für die neuen Erfahrungen.

Hinter der Drohneneinheit steht als Träger der Bodenseekreis. Lars Gäbler aus der Pressestelle des Landratsamts gibt Auskunft auf die SZ-Fragen zu den Kosten – etwa danach, ob die 57.000 Euro der Sparkasse Bodensee ausreichend waren.

Erstmals erfolgreich getestet wurde die Drohneneinheit zur Katastrophenschutzübung des Bodenseekreises am 1. Oktober in Langenargen. Damals wurde ein zunächst nicht genehmigtes Feuer im Wald nur durch die Drohne entdeckt.

So sieht es auf der Kostenseite aus

„Über die Spende der Sparkasse wurden insgesamt drei Drohnen und die dazugehörigen Akkus angeschafft. Der Landkreis hat zudem in den Jahren 2021 und 2022 rund 46.000 Euro für die Übertragungs- und Regietechnik, dazugehörige Rollwagen und sonstige Ausrüstung investiert.“ Für den Unterhalt 2023 werde mit 5.000 Euro im Kreishaushalt geplant.

Die Drohneneinheit des Bodenseekreises setzt sich aus Kräften aus Oberteuringen, Meckenbeuren und Eriskirch zusammen.
Die Drohneneinheit des Bodenseekreises setzt sich aus Kräften aus Oberteuringen, Meckenbeuren und Eriskirch zusammen. (Foto: rwe)

Weiterreichende Planungen gibt es demnach derzeit nicht: „Mit den Feuerwehren Eriskirch, Meckenbeuren und Oberteuringen sind wir aktuell gut aufgestellt.“ Darüber hinaus sei aktuell keine Erweiterung geplant.

Sonderaufgaben sollen verteilt werden

Befragt nach Gedankenspielen, die in den Drohnengruppen engagierten Kräfte anderweitig zu entlasten, heißt es: „Eine echte Einsatzentlastung ist hier natürlich nicht möglich, da die Feuerwehren in erster Linie ihren Aufgaben nach dem Feuerwehrgesetz nachkommen müssen. Grundsätzlich achten wir aber schon darauf, dass Sonderaufgaben über möglichst viele Feuerwehren im Bodenseekreis verteilt werden.“