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180 Patientenkontakte am Tag sind Rekord

Bermatingen / Lesedauer: 3 min

Die Grippewelle beschert den Arztpraxen in Bermatingen Hochkonjunktur
Veröffentlicht:04.03.2015, 08:00

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In der Praxis Dres. Renz gibt es mit 180 Patientenkontakten einen neuen Rekord in 30 Jahren Arbeitsleben. Und gegenüber bei Dres. Iris Scheller und Dorothea Rogalla fällt die Mittagspause flach: Die Grippewelle schwappt voll durch. Während Günther Renz der Meinung ist, dass das Schlimmste vorbei ist, geht Iris Scheller davon aus, dass sich das hohe Niveau an Krankenfällen noch ein, zwei Wochen halten wird.

Es ist fast 17 Uhr, als Iris Scheller kurz Zeit für ein Telefonat mit der Zeitung hat. Eine Pause, geschweige denn Zeit zum Mittagessen, hat sie an diesem Tag noch nicht gefunden: „Ich bin gerade mit der Vormittagssprechstunde fertig.“ Um die 100 Patienten, jeden Tag, versorgen sie und ihre Kollegin seit rund drei Wochen in der Gemeinschaftspraxis. Zwar sei es in diesem Jahr keine „Schwerstgrippe“ mit Komplikationen im Verlauf, aber viele Patienten fielen gleich für ein, zwei Wochen aus dem Alltag und damit dem Erwerbsleben aus. „Diese Patienten kommen dann mehrmals zu uns, auch das kostet Zeit“, sagt Scheller.

In der Fasnachtszeit haben die beiden Ärztinnen zudem Vertretung für die Praxis Dres. Renz gemacht. „Da kamen täglich 20 bis 30 Patienten zusätzlich dazu“, so Iris Scheller. Einfach Dienst nach Sprechzeiten zu machen, ist in diesen Zeiten unmöglich. „Ich bringe meine Arbeit gerne zu Ende“, sagt die Ärztin. Sprich: Solange noch Menschen im Wartezimmer sind, bleibt die Praxis in Betrieb. Zu allem Überfluss hat in dieser Hochzeit der Grippewelle der Drucker gestreikt, die Krankmeldungen mussten von Hand geschrieben werden. „Da haben sich die Sprechstundenhilfen durchaus über Schmerzen in den Händen beklagt.“

Auf der Straßenseite gegenüber haben Anita und Günther Renz ihre Praxis, er Allgemeinarzt, sie Kinderärztin. Seit einiger Zeit ist mit Anne Kessler auch eine Assistenzärztin in der Praxis. „Am 19. Januar haben wir zu dritt 180 Patientenkontakte gehabt“, erzählt der Mediziner. Das ist in den 30 Jahren, die die Praxis mittlerweile besteht, „der bisher heftigste Tag gewesen“: „Der absolute Horror!“ Grundsätzlich sei es in dieser Jahreszeit immer schlimm, der Krankenstand steigere sich dann während der Faschingswoche: Die Mädchen würden leicht bekleidet zu den Umzügen gehen und kämen dann mit Blasenentzündung zum Arzt, während die jungen Burschen nach dem Genuss von zu viel Alkohol mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen haben.

Während Renz den Eindruck hat, dass sich die Krankenstände wieder leicht normalisieren, ging es in der Sprechstunde seiner Frau Anfang dieser Woche wieder richtig rund mit deutlich mehr viralen Grippefällen als sonst. Da die Grippe in der Regel ganze Familien durchläuft, rechnet auch er damit, dass wieder mehr Kranke in seine Sprechstunde kommen werden.

Auffällig sei in dieser Wintersaison, dass die Grippe schlagartig und heftig beginne und die Symptome ebenfalls als stark beschrieben werden. Oft ginge die Erkrankung mit brennenden Augen und starken Schmerzen einher. „Geimpfte sind besser dran“, sagt Günther Renz, auch wenn in diesem Jahr der Schutz nicht hundertprozentig greife.

Seit vergangener Woche ist auch er angeschlagen, „da fällt es dann schwer zu arbeiten“. Seine Kollegin Iris Scheller arbeitet fleißig daran, dass es sie nicht auch noch erwischt: ausreichend Schlaf, eine gute Ernährung, gut lüften und natürlich nach jedem Patientenkontakt Hände desinfizieren. Denn: „Ich gehe davon aus, dass das hohe Niveau an Erkrankungen noch zwei, drei Wochen anhalten wird.“ So lange muss sie auf alle Fälle durchhalten.