Es gibt aber noch offene Fragen

Ummendorf will Radschutzstreifen in beiden Ortsdurchfahrten

Ummendorf / Lesedauer: 4 min

Auf der Straße nach Rißegg gibt es sie bereits. Jetzt werden sie auch für die Durchgangsstraße ins Auge gefasst. Doch zuvor müssen noch Fragen geklärt werden.
Veröffentlicht:26.05.2023, 05:00

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  • Author ImageMarkus Dreher
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Die Gemeinde fasst entlang der kompletten Durchgangsstraße durch Ummendorf und Fischbach beidseitig Radschutzstreifen ins Auge. Zuvor müssen bei einer für September geplanten Verkehrsschau mit Polizei und Behörden ein paar Fragen geklärt werden.

Das Teilstück der Biberacher Straße nach Rißegg ist seit Mai 2021 in beide Richtungen mit jeweils 1,50 Meter breiten Radschutzstreifen markiert.

Die Rückmeldungen seitens der Radfahrer waren durchweg positiv.

Simon Özkeles

Das hatten die Verantwortlichen im Rathaus 2020 beantragt und gesagt, dass man Erfahrungen sammeln und im Fall positiver Ergebnisse weitere Straßen mit gestrichelten Linien versehen wolle.

Autofahrer gewöhnen sich schnell, Radler sind erfreut

Für die Projektgruppe Umwelt bilanzierte nun der Gemeinderat Simon Özkeles: „Wir waren uns einig, dass sich das bewährt hat.“ Manche Autofahrer seien anfangs irritiert gewesen, gewöhnten sich aber schnell. „Die Rückmeldungen seitens der Radfahrer waren durchweg positiv.“

Daher empfahl die Gruppe, auch die Hauptachse durch Ummendorf (Jordanstraße, Biberacher Straße und Fischbacher Straße) und Fischbach (Hauptstraße und Waldseer Straße) mit Schutzstreifen zu versehen. Das soll zur Mobilitätswende beitragen und die Anfahrt zum künftigen Bahnhaltepunkt attraktiv machen.

Weniger Lärm als positiver Nebeneffekt

Verknüpft ist damit obendrein die Hoffnung auf weniger Lärm: Der Rat hatte schon früher Tempo 30 auf der Strecke diskutiert, jedoch verworfen. Erfahrungsgemäß „fahren die Autofahrer aber automatisch ein bisschen langsamer“, wenn es Radschutzstreifen gibt, das käme Anwohnern der Durchgangsstraße zugute.

Ein weiteres Ziel ist, dass auswärtige Nutzer des Donau–Bodensee–Radwegs leichter den Weg fänden, die offizielle Route über die Bachstraße endet für Ortsfremde oft im Nirwana.

Wenn ich zum Bäcker radle, nehme ich den direkten, kurzen Weg.

Johannes Lutz

Die meisten Räte wollten dabei aus der Mobilitätswende „keine Glaubensfrage machen“, so Rudolf Walter, im Vordergrund stand das Thema Sicherheit. Hier sagte Walter, er sei selbst „bekehrt durch eigene Erfahrungen als Radfahrer“, nachdem er 2020 noch skeptisch war.

Auch wenn er am Steuer seines Autos sitze, finde er den Streifen hilfreich. Johannes Lutz sagte: „Wenn ich zum Bäcker radle, nehme ich den direkten, kurzen Weg“ — dann fühle er sich durch Schutzstreifen entlang der Durchgangsstraße sicherer. Überörtliche Radrouten mit weniger Autoverkehr „müssen wir deswegen ja nicht sterben lassen“.

Verkehrsärmere Ausweichrouten für Radler besser beschildern

Damit griff er eine Aussage von Thomas Dörflinger auf. Der lehnte Radschutzstreifen nicht ab, sagte jedoch: „Der sicherere Weg wäre, nicht alles auf die Durchgangsstraße zu lenken.“

Man möge das Thema „breiter fassen“, Radlern auch Parallelrouten abseits der Hauptverbindungsstraße schmackhaft machen und „die Beschilderung optimieren“, nicht nur beim Donau–Bodensee–Radweg.

Wir tun das eine und lassen das andere nicht.

Bürgermeister Heiko Graf

Ähnlich äußerte sich Stefan Schuler, der überdies nicht erwartet, dass wegen der Schutzstreifen ein Lkw weniger durch Fischbach und Ummendorf fährt. Dörflingers Vorschlag wurde in den Beschluss aufgenommen, Bürgermeister Heiko Graf sagte: „Wir tun das eine und lassen das andere nicht.“

So wurde es einmütig beschlossen. Ob die Radschutzstreifen kommen, ist damit nicht sicher. Mit den Experten der Verkehrsschau ist zu klären, wie der erst jüngst beschlossene barrierefreie Umbau der Bushaltestellen eingebunden wird, damit die Fahrbahnmarkierungen nicht kollidieren.

Wechsel von abgeteiltem Radweg auf Schutzstreifen ist ein Knackpunkt

Ein weiterer Knackpunkt sind die Straßeneinmündungen an der Umlachbrücke in der Fischbacher Straße und der Ecke Bahnhofsstraße/Biberacher Straße in Ummendorf sowie an der Kirche und im Kreuzungsbereich Waldseer Straße/Scherweg in Fischbach.

Hier sollen „Querungshilfen für Fahrräder ermöglicht“ und „ein lückenloser und sicherer Anschluss gewährleistet“ werden. Entlang der Landesstraße 307 gibt es ja zwischen Ummendorf und Fischbach einen von der Fahrbahn abgeteilten Radweg, und zwar auf der Westseite für beide Richtungen.

Wo die geschlossene Ortschaft beginnt, wechseln Radler auf die Straße und sollen auf die Radschutzstreifen in der jeweiligen Fahrtrichtung geleitet werden.

Außerdem ist laut Bürgermeister Graf final zu prüfen, ob überall die nötige Straßenbreite ausreicht. Auch auf Parkmöglichkeiten für Kunden des einzigen Einzelhändlers in Fischbach lenkte Karin Schraivogel den Blick.

Mit und ohne Schutzstreifen gelten Mindestabstände zu Radfahrern

Autofahrer dürfen die mit gestrichelten Linien markierten Radschutzstreifen überfahren, solange dort kein Radler unterwegs ist. Beim Überholen müssen sie laut Straßenverkehrsordnung einen Seitenabstand zu Radlern von mindestens 1,50 Meter einhalten.

Dies gilt innerorts generell, ob ein Schutzstreifen vorhanden ist oder nicht. Außerorts gilt übrigens ein Mindestabstand von zwei Metern. Das Halten oder Parken auf den Schutzstreifen ist für Autofahrer nicht zulässig. Radschutzstreifen kann nicht die Gemeinde beschließen, eine verkehrsrechtliche Anordnung muss das Landratsamt treffen.

Sich begegnende Fahrzeuge sollen mindestens eine Straßenbreite von 4,50 Meter vorfinden. Auf Strecken mit einer Breite von mindestens 6,80 Metern sind beidseitige Schutzstreifen möglich.