Konzertraum
Bekanntes klingt plötzlich völlig neu
Ummendorf / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Klassische Musik, virtuos verjazzt von drei Musikern, denen die Freude an der Musik, an Rhythmus und Improvisation aus allen Poren zu dringen scheint, füllte den Konzertraum im Ummendorfer Schloss. Das Trio Arsis bot den Musikliebhabern am Samstagabend einen Ohrenschmaus.
„Den vielen Instrumenten nach, die sich auf der kleinen Bühne drängen, könnte man meinen, ein ganzes Orchester tritt auf“, so Christina Schomborg, Vorsitzende des Kulturkreises Ummendorf , der mit diesem besonderen musikalischen Abend die kulturellen Herbstsaison eröffnet, „aber es sind nur drei Mann“.
Drei Mann, die Schuhmanns Träumerei, eine Prelude von Chopin oder den Liebestraum von Franz Liszt in einem völlig anderen Gewand präsentieren. Ull Möck bringt die bekannten Melodien am Flügel in Erinnerung, bevor er diese im Zusammenspiel mit Thomas Rotter am sechssaitigen E-Bass und Hans Fickelscher am Schlagzeug variiert, als Jazz-Waltz oder groovig gestaltet mit mitreißenden Soli der herausragenden Musiker. Seit mehr als 20 Jahren spielen die Jazz-Musiker miteinander, seit zehn Jahren als Trio Arsis. Das spiegelt sich wieder im Zusammenspiel, den kleinen Gesten mit denen sie sich untereinander verständigen, und das fühlt auch der Musikliebhaber: eine spielerisch leichte Art, mit der das Trio seine Musik darbietet.
Kleine Anekdoten erklären die Zusammenhänge und Hintergründe der ausgewählten Stücke. Die wunderschöne Aufnahme der Arie „Vesti la giubba“ aus Ruggero Leoncavallos Oper „Der Bajazzo“, gesungen von Enrico Caruso sei mehr als eine Million Mal verkauft worden – wer könne da heute noch mithalten? „In unserer Spielweise bleibt sie wunderschön“, sagt Möck, der die Arie für das Trio arrangiert hat.
Gleich im Anschluss folgt die Arie „Eine verstohlene Träne“ von Gaetano Donizetti, unterlegt mit einem kubanischen Rhythmus. Doch nicht nur klassische Musik, auch ein altes Volkslied, im Arrangement von E-Bassist Thomas Rotter, begeistert die Gäste und mit einen verswingten „Maria durch den Dornwald ging“ klingt bereits eine wenig Vorweihnachtszeit an. Es sei aber ursprünglich ein Wallfahrtslied gewesen, deswegen könne es jetzt schon gespielt werden, sagt Percussionist Hans Fickelscher zur Begründung.
Erste Band mit Klaus B. Reichert
Fickelscher hat mit Ummendorf eine besondere Verbindung, ging er doch mit dem Ummendorfer Bürgermeister Klaus B. Reichert gemeinsam in die Schule, wenngleich er ihn seit dem Abitur nicht mehr gesehen habe. Sie haben damals ihre erste Band gegründet: „Klaus am Klavier und ich“, sagt der Schlagzeuger mit Blick auf den im Publikum sitzenden Bürgermeister. Er habe damals noch kein Schlagzeug gehabt, erzählt er, aber es gab da diese Waschmitteltrommeln – nur zu stark draufhauen durfte man nicht. Dass er sich da etwas schwer getan hat, lässt sich leicht nachvollziehen, wenn man ihm zuschaut und -hört, wie er auf dem Cajón gemeinsam mit Möck und Rotter ein Werk von Carl Philipp Emanuel Bach interpretiert und die Gäste begeistert.