Kann das gelingen?
Ehepaar will Tierschutz und Tötung unter einen Hut bringen
Steinhausen an der Rottum / Lesedauer: 4 min

Maike Daub
Im zerzausten, braunen Fell der Schottischen Hochlandrinder der Familie Salzer verfängt sich auch mal das ein oder andere Herbstlaub, wenn es über die Hügel weht, die extra für sie angelegt wurden. Nicht weit entfernt vom Tor zur ihrer Weide streicht der Kater Clyde um einen Hochsitz und die Beine von Landwirt Thomas Salzer.
Für seine artgerechte und stressfreie Haltung der Rinder auf seinem Hof Badhaus 5 in einem Weiler von Bellamont haben er und seine Familie nun den Tierschutzpreis des Landes verliehen bekommen.
Einziger ausgezeichneter Bauernhof
Der Preis wird seit 1997 alle zwei Jahre verliehen. Er gehe an Menschen, die ein Vorbild für alle sein könnten, sich für den Tierschutz einzusetzen, erklärte Peter Hauk, Minister für Ernährung und ländlichen Raum, bei der Verleihung in Stuttgart.
„Wer sich ehrenamtlich für den Tierschutz im Land stark macht oder Tiere besonders artgerecht hält, hat gesellschaftliche Anerkennung verdient“, betonte er laut einer Pressemitteilung.
Auch Thomas und Simone Salzer waren zu der Verleihung in die Landeshauptstadt gefahren. Damit, als einer von fünf Preisträgern und als einziger Landwirtschaftsbetrieb ausgezeichnet zu werden, hatten sie trotz ihrer Bewerbung nicht unbedingt gerechnet. „Tierschutz und Tötung zusammenzubringen ist ja gar nicht so einfach“, sagt Thomas Salzer.
Wie Tötung und Tierwohl zusammenpassen sollen
Genau das versuchen sie auf ihrem Hof mit mehr als 140 Rindern und 40 Husumer Landschweinen aber. Ihr Konzept: das Tier von der Geburt bis auf den Teller zu begleiten. „Ich kann nicht sagen: Die letzten paar Stunden mit einem Tier gehen mich nichts an“, ist Thomas Salzer überzeugt.

Dafür haben sie für ihren Hof sogar ein eigenes Schlachthaus gebaut, aus Containern. An dem Konzept dafür haben sie ein Jahr lang mit der Neu-Ulmer Firma Friedrich Sailer gearbeitet. Seit Ende 2021 ist es in Betrieb und kann auch von Interessenten aus dem Umland genutzt werden.
Thomas SalzerLandwirtschaft ist nicht etwas, was sich nach fünf Jahren rentieren muss.
Ihre eigenen Tiere verlassen dadurch, bis ihr Fleisch im eigenen Hofladen verkauft wird, den Hof gar nicht mehr. Denn: Sie werden auch direkt auf der Weide geschossen.

Deswegen der Hochsitz direkt gegenüber vom Tor. Das sei für die Tiere so stressfrei wie möglich. „Wenn wir alles richtig machen, dann hört das Tier nicht mal den Schuss“, erklärt Thomas Salzer.
Mit 13 Tieren ging es los
Begonnen hat für ihn und seine Familie alles 2010 mit einer kleinen Herde von 13 Hochlandrindern. Seitdem haben sie an ihrem Konzept gearbeitet, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Tierschutz unter einen Hut zu bringen. Dafür braucht es einen langen Atem. „Landwirtschaft ist nicht etwas, was sich nach fünf Jahren rentieren muss“, findet Thomas Salzer.

Auch von der Corona-Pandemie gebeutelt, durch die sie ihre Vermarktung noch einmal anpassen mussten, schreibt sein im Nebenerwerb geführter Hof in diesem Jahr erstmals schwarze Zahlen. „Es hat sich ausgezahlt“, ist Simone Salzer dennoch überzeugt.

So soll es für den Hof weitergehen
Und der lange Atem geht ihr und Thomas Salzer noch nicht aus. Irgendwann soll einmal die nächste Generation den Hof übernehmen, aber auch vorher haben sie noch einige Pläne. So arbeiten sie aktuell etwa daran, eine CO2-Zertifizierung für ihren Hof zu bekommen.
Und Thomas Salzer würde sein Fleisch gerne an eine Großküche wie die Kantine einer großen Firma verkaufen ‐ um zu beweisen, dass auch das geht, und zum Nachdenken anzuregen.

Der leichtere Weg wäre es, einfach einen Bioladen in Ulm oder ähnliches zu beliefern, sagen die Salzers. „Wir würden mehr verdienen, aber das ist nicht das Konzept“, betonen sie.
Lieber wollen sie vor Ort einen großen Abnehmer finden, ihre große Herde und die Flexibilität durch das eigene Schlachthaus würden das möglich machen. „Solche Wege musst du gehen“, ist Thomas Salzer überzeugt.