Parkplatz-Debatte
So soll sich der Gigelberg verändern
Biberach / Lesedauer: 6 min

Gerd Mägerle
Der Gigelberg ist Naherholungsort, Parkplatz, Festgelände und grüne Lunge der Biberacher Innenstadt. 2024/25 soll das Gelände saniert und teilweise neu gestaltet werden. Aufgrund der vielen Funktionen, die es erfüllen soll, gestaltet sich die Planung entsprechend komplex, wie die Beratung im Bauausschuss diese Woche zeigte. Besonders konfliktbehaftet ist die Entscheidung zwischen mehr Grün und der Anzahl der Parkplätze.

Von einer „sehr spannenden und komplexen Maßnahme“ sprach Stadtplanungsamtsleiter Roman Adler. Derzeit läuft die Vorentwurfsplanung für den Gigelberg, an der zwei Büros beteiligt sind.
Es folgen in den nächsten Monaten weitere Verfahrensschritte, bei denen auch die Bürger ihre Meinung zu den Plänen kundtun dürfen. Die Stadt rechnet für die gesamte Gigelberg–Sanierung aktuell mit Kosten von rund 2,75 Millionen Euro. Diese können bis zur Umsetzung ab 2024 aber auch noch steigen.
Für die Maßnahme gibt es einen Zuschuss aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“. Noch nicht eingepreist ist eine vermutlich notwendige Sicherung des Hangs im Hirschgraben. Dort ist aktuell ein Weg in Richtung Festplatz abgesperrt, weil der Hang rutschgefährdet ist. Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten geplanten Maßnahmen und die Haltung der Gemeinderatsfraktionen dazu.
Aussichtspunkt wieder stärker öffnen
Schillerhöhe: Der Aussichtspunkt auf der Schillerhöhe, der seit einigen Jahren zum Teil abgesperrt und mit dornigem Gestrüpp bepflanzt ist, soll wieder geöffnet werden. Dies alles unter Beachtung der Sicherheit für die darunter liegenden Wohnhäuser.
Weiter gesperrt bleibt der direkt darunter verlaufenden Panoramaweg. Hier ist die Gefahr zu große, dass von dort Gegenstände auf die darunter liegenden Grundstücke geworfen werden. Die schadhaften Asphaltwege aus der Altstadt zur Schillerhöhe sollen saniert werden.
In den ebenen Bereichen sollen sie eine wassergebundene Decke erhalten, im Anstieg weiterhin Asphalt. Der Baumbestand wird gepflegt und gezielt nachgepflanzt.

Die Pläne für die Schüllerhöhe wurden von den Fraktionen begrüßt. Gewünscht wurden für diesen und auch andere Bereiche des Gigelbergs schönere Zäune, „zum Beispiel Holzknüppelzäune“, so Friedrich Kolesch (CDU).
Den Aussichtspunkt wieder stärker zu öffnen sei zwar schön, „wir haben aber Bammel vor Vandalismus“, sagte Magdalena Bopp (Freie Wähler). Kritik gab es von FDP, CDU und Freien Wähler an der geplanten Entsiegelung vieler wichtiger Fußwege. Diese seien dadurch nicht senioren– und gehfreundlich sowie pflegeaufwendig, lauteten die Argumente.
Die Verwaltung schlug vor, einen Rundweg von der Stadthalle über den Gigelberg bis hinunter in die Altstadt mit gehfreundlichem Belag auszustatten.
Brunnen werden reaktiviert
Hirschgraben/Lagerleben/Goll’sche Anlage: Im Hirschgraben ist aktuell die Sicherung des Hangs zu klären. Im Bereich des Lagerlebens soll ein historischer Weg entlang der Böschung quer durch das Lagerleben wieder hergestellt werden. Am Pavillon soll der Baustahl durch ein dezentes Metallnetz ersetzt werden.
Der historische Trinkbrunnen an der Ecke, der außer Betrieb ist, wird wieder aktiviert, der kleine Platz darum herum neu gestaltet. Die Goll’sche Anlage bleibt weitgehend erhalten. Es werden Mauer, Stufen und Bepflanzung instand gesetzt. Auch der Biberbrunnen von Georg Lesehr bei der Gigelberghalle soll wieder in Betrieb genommen werden.

Grundsätzlich wurden auch diese Pläne von den Fraktionen positiv beurteilt. Speziell die Reaktivierung der Brunnen wurde begrüßt. Die Anlage eines kleinen Platzes um den historischen Trinkbrunnen wird von CDU und Freien Wählern kritisch betrachtet, weil dieser Bereich künftig der Goll’schen Anlage zugeschlagen und damit von Autoverkehr und Parkplätzen frei bleiben soll.
Parkplätze als Reizthema
Östlicher Platz (längs der Gigelberghalle): Hier schlägt das zuständige Planungsbüro vor, die Zufahrt vom Aufstieg Gaisentalstraße schmaler zu machen und im Bereich des Schwanenkellers zu bepflanzen. Parkplätze soll es dort dann nicht mehr geben.
Die Zufahrt zum Parkplatz soll klarer gegliedert und die dortige Grüninsel vergrößert und mit Bäumen bepflanzt werden. Die Parkfläche entlang der Längsseite der Gigelberghalle soll mit Bäumen bepflanzt werden, die ein Dach über den dann teilentsiegelten Parkplätzen bilden.
Deren Zahl reduziert sich mit 20 allerdings beträchtlich im Vergleich zu heute. Mit der Schützendirektion wurde dieser Entwurf, wie auch die anderen Planungsvorschläge, abgesprochen und seien dort auf Zustimmung gestoßen, so Adler.

Der Vorentwurf für diesen Bereich sorgte hingegen für die größte Ablehnung im Bauausschuss. So kritisierten Günter Warth (FDP), Friedrich Kolesch (CDU), Magdalena Bopp (Freie Wähler) und auch Lutz Keil (SPD) den massiven Wegfall der Parkplätze in diesem Bereich.
„Die Gigelberghalle ist ein Veranstaltungszentrum, da sind Parkplätze entscheidend, ebenso für die innerstädtische Erreichbarkeit“, so Warth. Viele Arbeitnehmer aus der Innenstadt nutzten den Platz als kostenlose, sichere Parkmöglichkeit, „vor allem Frauen“, so Kolesch. Er zähle dort aktuell 74 Stellplätze. Es könne nicht sein, dass diese Zahl auf 20 schrumpfe.
„Wir brauchen die Parkplätze“, so Magdalena Bopp. Deswegen solle man auch die Grüninsel nicht vergrößern. Bei der Pflanzung der Bäume auf dem Platz müsse auch darauf geachtet werden, dass sie den Blick auf die historische Halle nicht verdecken. Lutz Keil meinte: „Die Parkplätze sind nötig für das kulturelle Leben.“ Lediglich Isolde Lauber (Grüne) sprach sich für den vorgelegten Entwurf aus: „Ich sehe lieber Bäume vor der schönen Halle als eine Blechlawine.“
Die Verwaltung sagte am Ende zu, in der weiteren Planung für diesen Bereich zwei Vorschläge zur Auswahl zu erarbeiten: einer mit einer optimalen Zahl an Parkplätzen und einer mit mehr Grün und nur einer moderaten Stellplatzzahl.
Parkplätze im Norden werden neu geordnet
Südlicher Festplatz (Schotterplatz): Dessen Gestaltung lässt aufgrund der Anforderungen durch das Schützenfest keine großen Veränderungen zu. Die Planer hatten aber auch hier in der Mitte eine kleine, quadratische Schotterrasenfläche mit Bäumen vorgesehen, die auf die Fahrgeschäfte beim Schützenfest abgestimmt sei.
Dieser Vorschlag fand aber bei allen Fraktionen außer den Grünen keine Zustimmung. Die Stellflächen der Fahrgeschäfte könnten sich auch mal ändern, außerdem wären dann Veranstaltungen wie das Open–Air bei den Heimattagen oder das aktuelle Gastspiel des Zirkus Krone nicht mehr möglich, lauteten die Argumente.
Nördlicher Parkplatz (Asphaltplatz): Hier sollen die Parkplätze neu geordnet und harfenartig angelegt werden. Die Fahr– und Gehbereiche werden asphaltiert, die Stellplätze in Schotterrasen ausgeführt. Auch der bislang geschotterte Bereich am westlichen Platzende wird in diese Planung einbezogen. Der Entwurf sorge hoffentlich auch dafür, dass sich das Thema Auto–Poser dort künftig erledige, sagte Adler.

Für diesen Vorschlag gab es Zustimmung im Bauausschuss. „Wenn gleich wir nicht glauben, dass die Zahl der Parkplätze dadurch steigt“, so CDU–Rat Kolesch.
Am Ende erhielt der gesamte Vorentwurf bei einer Enthaltung eine einstimmige Zustimmung. Am 19. Juni kommt das Thema in den Gemeinderat.