Funkmast
Streit um Funkmast auf dem Schuldach
Schwendi / Lesedauer: 5 min

Schwäbische.de
Es funkt in Schönebürg – aber noch nicht von dem geplanten Funkmasten auf dem Dach der Grundschule, sondern aus der Mitte der Bevölkerung. Denn es regt sich Widerstand gegen die Errichtung eines solchen Masts an diesem Standort, der von der Gemeinde Schwendi aus beschlossene Sache und vertraglich vereinbart ist. Die Unterzeichner einer Unterschriftenaktion befürchten Gesundheitsrisiken durch elektromagnetische Strahlung. Sie bemängeln, dass es vor dem Vertragsabschluss keine Information der Bürger gab.
Mobilfunkempfang ist in Schönebürg abhängig von der jeweiligen Position. Manche Bereiche bieten ein gutes Netz, in anderen herrscht Funkstille. „Von Letzterem sind der halbe Ort und die umliegenden Wälder betroffen“, weiß Andreas Ruß, stellvertretender Ortsvorsteher. Deshalb gab es schon in der Vergangenheit mehrfach Überlegungen, durch das Aufstellen eines Funkmasts eine bessere Abdeckung zu erreichen. Verschiedene Standorte wurden ins Kalkül gezogen – ohne Erfolg.
Jetzt könnte sich das ändern: Die Gemeinde Schwendi hat mit der Deutschen Funkturm GmbH, die Teil der Deutschen Telekom-Gruppe ist, einen Pachtvertrag abgeschlossen. Demnach darf die Deutsche Funkturm auf dem Dach der Grundschule Schönebürg einen knapp neun Meter hohen Funkmasten errichten. Voraufgegangen war ein mehrheitliches Votum für diesen Vertrag im Ortschaftsrat – in nichtöffentlicher Sitzung, ebenso wie im Gemeinderat.
„Aus dem Amtsblatt haben wir mit Entsetzen vernommen, dass ein Mobilfunkmast auf dem Grundschulgebäude installiert werden soll“, sagt Edith Schmidberger für den Elternbeirat der Grundschule Schönebürg. Der Elternbeirat verweist auf Studien, wonach elektromagnetische Strahlungen von Mobilfunksendern im Bereich des Hauptstrahls beträchtliche gesundheitliche Schäden hervorrufen können. In einem Umkreis von 400 bis 500 Meter von der Grundschule wären davon nicht nur die Schüler im Pausenhof, sondern der ganze Kern von Schönebürg betroffen. „Deshalb haben auch so viele auf unserer Liste unterschrieben“, sagt Edith Schmidberger. 289 Unterschriften gegen den Funkmast-Standort auf dem Grundschuldach kamen in kürzester Zeit zusammen. Die Unterzeichner fordern die Suche nach einem geeigneten Standort außerhalb des Wohnbereichs. Dies hat die Initiative Bürgermeister Günther Karremann vergangene Woche in einem Gespräch mitgeteilt.
Den Widerstand öffentlich gemacht hat die Initiative bei der Gemeinderatssitzung am Montag. „Die 289 Unterzeichner wollen den Standort nicht akzeptieren“, sagte Christian Dreyer im Rahmen der Bürgerfrageviertelstunde. Dass im Vorfeld zu dem Thema keine Informationen flossen und die Schönebürger praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt werden, stößt zusätzlich auf.
Weil der geplante Funkmast nicht höher als zehn Meter ist, „handelt es sich hier um ein verfahrensfreies Objekt, das keiner Genehmigung bedarf“, verteidigte Bürgermeister Günther Karremann die Sache. Der Funkmast sei zertifiziert, von der Bundesnetzagentur zugelassen, Grenzwerte würden eingehalten, „es gibt also keinen Ablehnungsgrund für das Angebot der Telekom , die auf die Gemeinde zugekommen ist“. Es handle sich um eine reine Pachtangelegenheit, die immer nichtöffentlich debattiert werde.
„Machen, ja oder nein?“, lautete deshalb für Karremann die Frage. Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat beim Vertragsabschluss war dann das Votum aus der Ortschaft. „Der Ortschaftsrat hat sich mehrheitlich für den Funkmast auf der Grundschule entschieden“, erklärte Karremann. Dies konnte Andreas Ruß bestätigen. „Es war eine gute Diskussion Für und Wider“, sagte er, ohne mehr aus der nichtöffentlichen Sitzung preiszugeben.
In Orsenhausen hieß es „Nein“
In einer solchen hatten seine Kollegen in Orsenhausen ein entsprechendes Angebot der Deutschen Funkturm abgewiesen. Auf dem Dach der dortigen Ortsverwaltung, mitten im Ort, sollte ein Funkmast errichtet werden. „Das haben wir einstimmig abgelehnt“, sagte Ortsvorsteher Werner Jans. Ein Vertrag kam deshalb nicht zustande.
„Wir Bürger können die Zustimmung des Schönebürger Ortschaftsrats zum Funkmast-Standort nicht nachvollziehen und wollen sie so nicht hinnehmen“, heißt es in einem Schreiben der Initiative, das am Montag an die Räte verteilt wurde. Wohlwissend, dass es in Schönebürg auch Befürworter für den Funkmasten auf der Grundschule gibt. Im Internet wurde dazu eine Online-Petition gestartet; vor wenigen Tagen waren es 89 Personen, die den Bau begrüßen würden. 67 davon haben offenbar aus dem Gebiet der Schwendier Postleitzahl abgestimmt.
„Wir haben nur Unterschriften aus Schönebürg“, versucht Christian Dreyer seiner Liste von Direktbetroffenen mehr Gewicht zu verleihen. Sachlich, nicht emotional will die Initiative gegen den Standort Schule angehen. „Auf jeden Fall wollen wir keinen Knatsch und auch keinen Keil in die Ortschaft treiben“, verspricht Edith Schmidberger. Um das Ziel – ein geeigneter Alternativstandort für einen Funkmasten außerhalb des Wohnbereichs – zu erreichen, will die Initiative aber nichts unversucht lassen. „Der Vertrag ist zwar unterzeichnet, aber wir haben die Hoffnung, dass die Telekom ihn nicht auf Biegen und Brechen umsetzt“, deutet Edith Schmidberger an, dass die Initiative auf jeden Fall das Gespräch mit der Deutschen Funkturm GmbH suchen wird.
Im Bauamt des Landratsamts Biberach hat ein Vertreter der Initiative bereits telefonisch vorgesprochen. Nun prüft die Kreisbehörde, ob durch den Funkmasten auf der Grundschule der Status der benachbarten denkmalgeschützten Kirche beeinträchtigt wird.