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Narrenzunft

Woher der Spruch der Roter Narrenzunft kommt

Rot an der Rot / Lesedauer: 3 min

Langjähriger Regisseur des Historienspiels beim Dorffest hat heuer das Stück auch geschrieben
Veröffentlicht:07.08.2019, 12:00

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  • Schwäbische.de
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Das Dorffest in Rot an der Rot hat dieses Jahr wieder einiges zu bieten. Neben dem traditionellen Flohmarkt, der Oldtimer-Ausstellung und verschiedenen Musikgruppen wird heuer das historische Spiel „Bobohle – Die Sage vom Abt Recutitus“ aufgeführt.

„Es ist eine Sage, die aus dem Dorf kommt, es ist witziger als sonst inszeniert und ganz neu“, sagt Matthias Piest, stellvertretender Vorsitzender des Dorffestausschusses, über das diesjährige historische Spiel. Die 20 bis 30 Minuten langen Stücke thematisieren jedes Jahr ein anderes Ereignis aus der Roter Dorfgeschichte. So waren schon verschiedene Klostergeschichten, die Säkularisation und einiges mehr Gegenstand der Vorführungen. Aufgeführt werden die kleinen Szenen direkt vor dem Kloster in Rot.

Von Beginn an dabei, jetzt sogar in zweiter Generation

Seit 1998 existiert diese Tradition auf dem Dorffest. Michael und Verena Maucher sind schon von Anfang an dabei. „Der Zeller Bauernhaufen macht schon immer bei dem Spiel mit“, sagt Michael Maucher, Mitglied der historischen Bauerngruppe.

Die Bauern sitzen traditionell beim historischen Spiel an einem Tisch und äußern sich abfällig darüber, was in der Ortschaft geschieht, was im Publikum immer für Lacher sorgt.

Verena Maucher ist wie ihr Mann schon immer Teil des Zeller Bauernhaufens und spielt deshalb auch mit. „Ich spiele die Wirtin, die den Bauern das Bier bringt und dabei den einen oder anderen Kommentar ablässt“, erklärt sie.

Dieses Jahr hat der Sohn der beiden, Felix Maucher, ebenfalls eine Rolle. „Ich spiele einen Schüler“, sagt der 13-Jährige.

Legende wird seit Generationen erzählt

Das diesjährige Schauspiel basiert auf einer Legende, die sich die Roter schon seit Generationen erzählen. Peter Recutitus, ein konvertierter Jude, war Abt im Kloster in Rot. Unter seiner Führung soll das Kloster derart heruntergewirtschaftet worden sein, dass ihm nur noch die Flucht blieb.

Zuvor habe er aber das restliche Geld aus der Klosterkasse gestohlen. Nach seinem Tod sei dazu verdammt gewesen, in der Gemeinde zu spuken.

Als Bobohle habe der Geist den Dorfbewohnern allerlei Streiche gespielt, so habe er beispielsweise den Bauern den Most aus dem Keller weggetrunken. Ein Mönch habe es geschafft, den Bobohle in eine Gießkanne zu verbannen.

Die Kanne sei im letzten Winkel der Gemeinde vergraben worden. Doch laut der Sage kommt der Bobohle jedes Jahr einen Hühnerschritt näher und wenn er Rot erreicht, dann geht das Dorf unter.

Bobohle kei’s Hai ra, it z’viel ond it z’wenig!

Spruch der Roter Narrenzunft

„Wir wollen mit dem historischen Spiel die Hintergründe der Sage aufzeigen“, erklärt Joachim Spiller, Regisseur und Autor des Stücks. Spiller führt schon seit mehreren Jahren Regie bei den Dorffestaufführungen, die diesjährige ist die erste, die aus seiner Feder stammt. „Wir erklären darin auch, woher der Spruch unserer Narrenzunft kommt, das wissen zum Teil nicht mal die Roter“, scherzt Spiller.

Der Sage nach hätten die Knechte besonders unter dem Bobohle zu leiden gehabt. Sie hätten sich aus Angst nicht mehr auf den Heustock getraut und riefen dem Gespenst deshalb zu, es solle ihnen das Heu herunterwerfen. Da der Bobohle immer entweder zu viel oder zu wenig Heu heruntergeschmissen habe, kam ein pfiffiger Knecht auf eine Idee und habe dem Geist zugerufen: „Bobohle kei’s Hai ra, it z’viel ond it z’wenig!“ Dieser Ausruf ist bis heute der Spruch der Roter Narrenzunft.