Zwei Tage lang hat Rot an der Rot sein Dorffest „gelebt“. Kaum ein Roter Bürger, der nicht beim Dorffest engagiert ist.
Wer nicht bewirtet, musiziert oder sich in historische Gewänder gekleidet auf dem Festgelände tummelt, stellt sein Gelände zur Verfügung oder arbeitet sonstwie im Hintergrund. Gastfreundschaft in Reinform zelebrieren die Roter und die Roter Vereine. Das spüren auch die Kunsthandwerker, die am Sonntag ihr Handwerk demonstrieren und ihre Werke verkaufen genauso wie die Anbieter beim Flohmarkt am Samstag und natürlich die Festgäste, die zum Teil seit Jahren immer wieder zum Dorffest kommen.
Fast 300 Stände umfasst der Flohmarkt am Samstag beim Dorffest. Dabei sind erfahrene Beschicker wie Flohmarktneulinge, die vom Ansturm am frühen Morgen überrascht sind: „Schon um sechs Uhr kamen die Flohmarktbegeisterten, da war ich noch gar nicht fertig mit dem Aufbauen.“ Der Verkauf laufe erfolgreich, sagt die Flohmarktnovizin, die Artikel aus einer Haushaltsauflösung anbietet. Ihre Krippenfiguren habe sie an eine junge Familie verkauft, da seien sie in guten Händen.
Was das Herz begehrt
Zu kaufen gibt es auf dem Flohmarkt, was das Herz begehrt und noch viel mehr. Die Anbieter sind zufrieden: Viel verkaufe sich schon, bevor das Dorfvolk durch das Tor ins Dorf einziehe, aber auch danach sind die vielen Stände gut besucht.
Eine kleine Hütte hat auch der Dorffestausschuss auf dem Gelände aufgebaut. Dort wird das Dorffestbuch verkauft. Es wurde im Dezember herausgebracht, direkt nach dem Jubiläumsdorffest und „dürfte inzwischen wohl in jeder Roter Stube stehen“, glaubt Matthias Piest, stellvetretender Vorsitzender des Dorffestausschusses. Der Band zum Jubiläum enthält viele Eindrücke und kleine Geschichten aus 25 Jahren Dorffest. Und jede Menge Bilder von Dorfvolk, Handwerkern und Historischem Spiel, das jedes Jahr eine andere Facette aus der Geschichte des Klosters Mönchsroth aufzeigt.
Hautnah erleben die Zuschauer heuer an den beiden Tagen, wie ein Bäcker, der zu kleine Brezeln backt und das Mehl für sein Brot aus Ochsenhausen bezieht, zum Tauchen ins Wasser „fast bis zum Ersaufen“ verurteilt wird, damit er wieder einen kühlen Kopf bekomme. „Haltet ein, ein toter Untertan kann nicht mehr dienstbar sein“, ruft der Richter gerade noch rechtzeitig und der Bäcker läuft triefend nass, aber freudestrahlend von dannen. Weniger gnädig will das Gericht mit einem Bauern verfahren, der der Obrigkeit Kraftausdrücke an den Kopf geworfen hat. „Hochverrat“ lautet das Urteil des Abts Petrus I., um eine Exempel zu statuieren, denn: „Ihr wisst doch genau, wie aufrührerisch die Zeller Bauern sind.“ Aber die Zeller Bauern kämpfen für den Ihrigen, stürmen das Kloster und geben die Obrigkeit erst frei, als die Anklage gegen den Bauern fallen gelassen wird. Ein amüsanter und interessanter Rückblick in die Vergangenheit. Und nach so viel gruseliger Geschichte kommt die Ablenkung durch das Festprogramm der Vereine genau richtig.
Denn das Dorffest sei ein Fest der Roter Vereine, bei dem die Gemeinde mitmachen dürfe, erklärt Bürgermeisterin Irene Brauchle. Die Festgäste fordert sie auf: „Unterstützen Sie unsere ganzen Vereine, die seit Wochen hämmern, bauen und planen, damit Sie es gemütlich haben an diesen zwei Tagen. Genießen Sie es im schönen Rot an der Rot!“