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Hier wird Schwäbisch gschwätzt

Johannes Kretschmann wirbt bei Schülern für Dialekt

Riedlingen / Lesedauer: 2 min

Er will Jugendliche animieren, damit der Dialekt nicht verloren geht. Wie die Aktion des Sohns des Ministerpräsidenten am Kreisgymnasium Riedlingen ankam.
Veröffentlicht:03.05.2023, 05:00

Von:
  • Mechtild Kniele
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Gerne ist Johannes Kretschmann einer Einladung seines früheren Schulfreundes Benjamin Tyrs, Lehrer am Riedlinger Kreisgymnasium gefolgt, um einer 10. Klasse in einer Doppelstunde die Besonderheiten und die Wichtigkeit eines Dialekts — in Riedlingen natürlich des Schwäbischen — aufzuzeigen.

Jugendliche für Dialekt motivieren

Kretschmann, der vor der Schulklasse ziemlich breites Schwäbisch „schwätzte“, stellte sich vor als „freiberuflicher Kulturschaffender“, der in Berlin Deutsch, Religionswissenschaften und Linguistik studiert hatte.



Dialekte sind ein Schwerpunkt seiner Arbeit, und er möchte Jugendliche motivieren, Dialekt zu sprechen, damit dieser nicht verloren geht. Bei einer Umfrage in der Klasse hat er festgestellt, dass von den 30 Schülerinnen und Schülern 22 Dialekt sprechen; die Hälfte davon spricht immer Schwäbisch und die andere macht es von der Situation abhängig.

Schimpfwörter oft einzigartig

Im Anschluss vermittelte Kretschmann ein wenig sprachliches Hintergrundwissen über Hochdeutsch, Niederdeutsch, über die Sprachgrenzen, die nicht identisch sind mit Ländergrenzen und über Dialekte in Baden–Württemberg: Schwäbisch, Alemannisch und Fränkisch.

Schimpfwörter etwa seien im Dialekt häufig einzigartig und lassen sich nicht übersetzen: „Seggl“ oder auch „nadapperter Brietzgrätte“, wie Toska aus Uttenweiler wusste und damit den Sprachwissenschaftler überraschte: „Das habe ich noch nie gehört!“

Die ganze Klasse ist gefordert

Im zweiten Teil der Doppelstunde war die ganze Klasse gefordert: Sie sollte ein schwäbisches Haiku verfassen über das Thema „Liebe im Dorf“ oder auf Schwäbisch „Megede im Ort“. Haikus werden streng formal verfasst: Die erste Zeile besteht aus fünf Silben, die zweite Zeile muss sieben Silben haben und die dritte wieder fünf.

Um die Schüler zu Höchstleistungen anzustacheln, las der Dichter Kretschmann die von ihm verfasste „Schauerballade“ vor, wofür er viel Beifall bekam, auch für seinen spannenden Vortrag.

Preise für die besten Gedichte

Unter viel Gelächter entstanden dann in Groß– und Kleingruppen fünf Haikus, welche eine Schülerjury bewertet hat. Als Belohnung gab es von Kretschmann einen halben Ring Schwarzwurst, Wibele aus Sigmaringen und eine Anthologie aus dem Kreis Sigmaringen, in welcher eine Geschichte aus Kretschmanns Feder stammt.

Mit diesem etwas anderen Unterricht hat Kretschmann viel Zuspruch von den Schülern bekommen: „Voll gut“, hat es Franka gefallen, die gemeinsam mit ihren Schulkameraden noch weitere zwei Stunden Unterricht hatte: Jeder Donnerstag ist ein Zehn–Stunden–Tag für die Gymnasiasten.