Tausende Besucher in Riedlingen

Mit Video und Fotos: Das war los beim Riedlinger Flohmarkt

Riedlingen / Lesedauer: 6 min

Zwischen 10.000 und 20.000 Menschen kamen für die Traditionsveranstaltung nach Riedlingen. Wie die Stimmung vor Ort war und welches Fazit die Organisatoren ziehen.
Veröffentlicht:21.05.2023, 17:00

Von:
  • Author ImageBerthold Ruess
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Von einem „wunderschönen Flohmarkt“ spricht ein glücklicher RHG–Vorsitzender am Samstagabend. Unter den rund 630 Standbetreibern herrschte allgemein Zufriedenheit.

Beispielhaft die Aussage eines Händlers mit rund 30–jähriger Erfahrung, der gegen Mittag bereits zum zweiten Mal Ware nachlegen musste: „Das lief so gut wie noch nie.“


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Marktmeister regeln den Ablauf

Der Flohmarkt zählt zu den wichtigsten Ereignissen jedes Jahres in Riedlingen. Somit gehören die sogenannten Marktmeister zu den wichtigsten Leuten der Stadt. Sie sorgen für den reibungslosen Ablauf von der Anmeldung bis zum Abbau der Stände und sind die Ansprechpartner für die Händler.

Über Nacht bauen die Händler auf.

- Achim Ringel

Immer zwei Marktmeister sind für einen der sechs Bezirke zuständig, erklärt Katrin Fischer vom Veranstalter RHG. Zur Unterstützung gibt es außerdem acht Ordner und zwei Securitys.

Die seien im vorigen Jahr hilfreich gewesen, als es im Bereich Tuchplatz aus unerklärlichen Gründen einen Menschenstau gegeben habe: „Da ging plötzlich nichts mehr vor oder zurück.“ So etwas wolle man in den engen Gassen der Stadt auf jeden Fall vermeiden.

Vermessungsarbeiten am Vortag

Die Arbeit der Marktmeister beginnt schon am Tag vor dem Flohmarkt. Da sind sie, ausgestattet mit Plan, Maßband und Kreide unterwegs, um die Stände zu markieren und zu nummerieren. So finden die Händler ihre Standplätze und wissen, wie breit sie sind.



Um Streit mit und unter den Händlern zu vermeiden, geben sie jeweils rund 30 Zentimeter mehr dazu, erklärt Katrin Fischers Tochter Jana Matzner, die als Ordnerin angefangen hat und zum zweiten Mal als Marktmeisterin fungiert. Sie ist die zusammen mit Luca Dreher für 98 Standplätze im Bezirk vom Tuchplatz bis zur Stadthalle zuständig.

Dort gibt es auch einige größere Standplätze mit bis zu 15 Metern Breite; die Standplätze in der Altstadt seien eher kleiner. Dort sei wegen der Fluchtwege auch die Tiefe relevant. Prinzipiell gebe es aber kein Limit, wie breit die Stände sein dürfen.

Strengere Sicherheitsauflagen

Achim Ringel ist nach mehr als 20 Jahren ein „alter Hase“ unter den Marktmeistern. Er freut sich über die „ganz Jungen, die nachrücken“. In früheren Zeiten habe es durchaus Nachwuchsprobleme gegeben. Inzwischen werde aber auch mehr Personal benötigt.

Geschuldet sei dies den strengeren Sicherheitsauflagen. Dazu zählen beispielsweise auch die „Terrorblockaden“ mit Lastwagen an den Eingangsstraßen. Und statt eines schweren Geldbeutels müssen die Marktmeister heute ein Megafon schleppen: „Die sind nicht leicht.“

Freie Standplätze verteilen

Ringel war am Samstag bereits um 4 Uhr in seinem Bezirk in der Altstadt unterwegs: „Über Nacht bauen die Händler auf.“ Die ersten Schnäppchenjäger nutzen schon die frühen Stunden.

Zunächst gelte es, eventuell Streit unter den Standbesitzern zu schlichten und Fragen zum Standplatz zu klären. Bis 7 Uhr müssen die Plätze belegt sein. Ansonsten kommen Nachrücker zum Zuge. Achim Ringel muss dann abwägen, ob und wo das Sortiment passen könnte.

Neuware zum Beispiel sei weniger geeignet für einen Bezirk in der Altstadt. Nach einer Kaffeepause machen sich die Markthändler auf den Weg, um bereits die Anmeldeformulare für den nächsten Flohmarkt zu verteilen: „Die meisten kommen wieder.“

Gesamtkunsterke und Schlitzohren

Dazu ist auch Berthold Müller, der sich als „Gesamtkunstwerk“ präsentiert. Der Besuch bei ihm lohne sich schon allein wegen seiner künstlerisch hochwertigen Jacke samt Fuchskragen.

Das ein unheimlicher Gewinn für das Renommee der Stadt.

- Achim Ringel

Schon als Achtjähriger war der heute 62–jährige Stefan Keppeler mit seinem Vater auf dem Markt. Er ist glücklich über den geerbten Standplatz bei der Musikschule.

Regelmäßig bietet er die dort platzierte Statue zum Verkauf an — immer wieder erfolgreich. Meist erst abends klärt sich der Sachverhalt auf, wenn die Käufer ihre Ware abholen wollen.

Flohmarktbesucher kommen sogar aus Schweden

Bis vom Starnberger See kommt seit 40 Jahren der 80–jährige Herbert — davon 33 Jahre zusammen mit Freundin Heidi. „Wir haben nicht geheiratet“, verrät er sein Rezept für die glückliche Beziehung.

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Mehr als 600 Händler boten am Flohmarkt ihre Waren an. (Foto: Berthold Rueß)

Am weitesten angereist ist wohl Daniela Bremer, die seit mehr als 20 Jahren dem Flohmarkt die Treue hält — obwohl sie seit ein paar Jahren in Schweden lebt.

Spezielle Atmosphäre des Markts

Die Bedeutung des Flohmarkts könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, betont Achim Ringel: „Das ein unheimlicher Gewinn für das Renommee der Stadt.“ Den meisten Menschen sei Riedlingen vor allem dadurch bekannt.

Es sei der Treffpunkt des Jahres. Schon in der Vornacht werde gefeiert. „Die wilde Mischung“ der Standbetreiber und die spezielle Atmosphäre mache den Reiz aus. Dazu zählen auch die Verpflegungsstände und das musikalische Angebot.

Auch ein Flohmarkttheater lockt die Menschen in den Stadtgraben. „Flohmarkt ist Ausnahmezustand“, fasst es Achim Ringel zusammen. Was sich positiv entwickelt habe, sei die Mülldisziplin der Markthändler. Allerdings sei im vorigen Jahr ein herrenloses Klavier teuer zu entsorgen gewesen.

Zehntausende Besucher in Riedlingen

Wie viele Besucher alljährlich kommen, lässt sich nur vermuten. Schätzungen schwanken zwischen 10.000 und 20.000. „Das hat noch nie jemand gezählt“, sagt Katrin Fischer.

Der RHG–Vorsitzende Frank Oster vermutet, dass es diesmal etwas weniger waren als sonst, was dem Markttreiben nicht abträglich war: Es gab weniger Gedränge. Verschätzt habe man sich mit der Kapazität der Parkplätze.

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Viel los war beim Riedlinger Flohmarkt in der Innenstadt. (Foto: Berthold Rueß)

Erstmals wurden Gebühren für die drei Parkplätze erhoben, und die 2000 gedruckten Tickets waren bereits um 10 Uhr alle. Bewährt habe sich der neue Parkplatz bei der Jettankstelle.

Es seien nur wenige Parksünder aufgefallen, wobei der städtische Ordnungsdienst angehalten war, eher großzügig zu verfahren. Bereits im Vorfeld war ein ungenehmigt erstellter Baukran in der Altstadt beseitigt worden.

Keine Arbeit für das DRK

Nicht zu tun gab es für das DRK, berichtet Oster. Wohl das erste Mal seien beim Flohmarkt „null Einsätze“ zu verzeichnen. Erfreut zeigt sich Oster über die Resonanz auf das Flohmarkttheater. Möglicherweise gebe es noch eine Zusatzaufführung.


Und der nächste Flohmarkttermin steht bereits fest: der 18. Mai 2024. Die Anmeldefrist läuft bis 30. September. 80 Prozent der Standplätze, schätzt Oster, seien schon reserviert.