Artistik
Applaus für Artistik und exotische Tiere
Riedlingen / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Der Circus Voyage gastiert in Riedlingen. Vier Gänse sind die erstaunlichsten Artisten seiner Wasserschau. Sie tauchen und pfludern ihr Gefieder auf, solange sich am Freitagnachmittag Reihe um Reihe des 800-Personen-Zirkuszeltes füllt. Doch als sich die Spots auf die Manege richten, formieren sie sich, einmal nach links, einmal nach rechts.
Da wirbelt über ihnen bereits Alicia an einem Reif durch die Luft. Kaum ist der Applaus für sie verklungen und die beleuchteten Wasserfontänen haben sich wieder gelegt, beeindruckt Nadine mit einer Säbelbalance. Mit ihrem Mund hält sie Gläser, sogar einen Leuchter mit brennenden Kerzen und erklimmt dabei noch eine Leiter. Das Publikum, unter ihnen viele Kinder, hält den Atem an. „Das war richtig cool“, kommentiert der kleine Maximilian das Farbenspiel der Hula-Hoop-Reifen, die um die Arme, Beine, Taille und Hüfte von Vanessa schwingen.
Endlich kommt er, Clown Sepp, gekleidet wie ein Tierdompteur und mit irrwitziger Haartolle. Er holt sich Hilfe zweier junger Männer aus dem Publikum, die nicht nur das Seil für ihn schwingen, sondern auch selber drüber hüpfen müssen und tun es mit Bravour. Wie auch die sechs Kinder, die bei der Reise nach Jerusalem um die Stuhlreihe sausen und die Bewegungen des Clowns imitieren.
Jetzt wird’s aufregend. Eine junge Dame schlüpft mit Handschellen in eine Kiste, während die andere unter Assistenz des Clowns Schwert um Schwert in sie hinein steckt. Nein, unter das Tuch der zweiten Kiste ist sie auch nicht geschlüpft und Blut fließt ebenfalls nicht. Die Kiste öffnet sich und die Artistin entsteigt ihr unversehrt. Ein Aufatmen geht durchs Zelt. Doch nicht genug, sie wird mit einem Seil verknotet unter strenger Kontrolle eines Zuschauers, der auch noch seine Jacke unter den Knoten entdeckt. Wie das wohl geht? Das Rätsel bleibt ungelöst, schließlich lebt der Zirkus auch von Illusion. Da tut man sich mit Clown Sepp und seiner Jagd auf den weißen Hai schon etwas leichter. Bevor zu Popcorn, Lama-Streicheln und Elefanten-Reiten in der Pause eingeladen wird, verblüfft Alicia mit einer rasanten Jonglage. Auf dem Rücken liegend bewegt sie Tücher, die sich wie Schirme entfalten, eine glitzernde und eine brennende Rolle auf ihren Füßen. Bravo!
Alicia eröffnet mit ihrer HulaHoop-Kunst zu Pferd den zweiten Teil, der dem klassischen Zirkus-Programm vorbehalten ist und doch Überraschungen birgt. Die Hohe Schule der Pferde-Dressur, von Alicia und Diana Spindler präsentiert, gehört in allen Zirkussen zum Augenschmaus und auch Ballspiele mit afrikanischen Elefanten hat man schon gesehen. Doch Zirkusdirektor Alois Spindler bringt mit der großen Kamel- und Lama-Karawane einen weiteren Hauch exotischer Tiere in die Manege. Und wem ist in einem Zirkus schon einmal ein Flusspferd begegnet? Der Circus Voyage macht’s möglich. Keineswegs ruhig steht Jedi mit seinen gut 1500 Kilogramm Lebendgewicht auf dem Podest, sondern dreht sich einmal mehr oder weniger elegant, reißt sein Maul auf und äpfelt beim Abschied unter lauter Oohs des Publikums in die Manege. Leckerlis gibt’s für die Giraffe und das sogar von Kindern aus dem Publikum, so sie sich trauen.
Obwohl von den Tieren dominiert, so sorgen auch Artisten nach der Pause für Herzklopfen: Leonardo, der auf einem dünnen Seil balanciert oder Alicia, die – nur von einem seidenen Tuch gehalten – durch die Lüfte schwebt. Zum Schluss wird es laut und aufregend, zwei Motorradfahrer jagen sich gleichzeitig durch den Innenraum einer metallenen Gitterkugel. Ein „Wow“ geht durch die Reihen. Das Finale zeigt, wie wenig Artisten in wie viele Rollen geschlüpft und ihre Kunst gezeigt haben. Reichlich Applaus belohnt sie, die am Donnerstag die Premiere wegen der Sturm-Warnung abgesagt hatten.