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Plötzliche Trennung

Nathalie Arnegger nicht mehr Intendantin der Biberacher Filmfestspiele

Biberach / Lesedauer: 5 min

Der Verein und die künstlerische Leiterin geben die sofortige Trennung bekannt. So geht es mit den Filmfestspielen 2023 nun weiter.
Veröffentlicht:26.05.2023, 14:45

Von:
  • Gerd Mägerle
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Die Biberacher Filmfestspiele haben aktuell keine Intendanz mehr. Wie der Verein Biberacher Filmfestspiele sowie die bisherige künstlerische Leiterin Nathalie Arnegger am Freitag mitteilten, habe man „im beidseitigen Einvernehmen entschieden, zukünftig getrennte Wege zu gehen“.

Zu den Gründen gab es nur vage Äußerungen. Klar ist aber: Biberacher Filmfestspiele in der gewohnten Form wird es in diesem Herbst nicht geben.

+ Hier geht es zum Kommentar von Redaktionsleiter Gerd Mägerle +

Es ist ein erneuter Paukenschlag bei den Filmfestspielen: Nur gut zwei Jahre nachdem sie den Posten der Intendantin nach der ebenfalls rund zweijährigen Amtszeit von Vorgängerin Helga Reichert übernommen hatte, ist die Arbeit von Nathalie Arnegger in Biberach bereits wieder Geschichte.

Ich fand es sehr spannend, zwei Jahre das Programm dieses besonderen Filmfestivals gestaltet zu haben.

Nathalie Arnegger

Beide Seiten danken sich

In einer Mitteilung gab der Verein am Freitag das Ende der Zusammenarbeit bekannt, verbunden mit gegenseitigen Dankadressen. „Wir danken Nathalie Arnegger sehr für die hervorragende Zusammenarbeit in den vergangenen zwei Jahren und für ihr großes Engagement um die Biberacher Filmfestspiele. Es ist ihr mit hoher Professionalität und einem gut funktionierenden Netzwerk gelungen, zwei wunderbare Festivals zu organisieren. Wir bedauern ihren Weggang. Für ihre weitere berufliche Zukunft wünschen wir ihr alles Gute“, wird Tobias Meinhold, Vorsitzender des Vereins Biberacher Filmfestspiele, zitiert.

Und Nathalie Arnegger lässt sich wie folgt zitieren: „Ich fand es sehr spannend, zwei Jahre das Programm dieses besonderen Filmfestivals gestaltet zu haben. Ich danke dem Biberacher Publikum für das entgegengebrachte Vertrauen. Dem Filmfest wünsche ich alles Beste für die Zukunft.“

Wohl schon länger Uneinigkeit

Auf telefonische Nachfrage der SZ nach den Gründen gibt es nur vage Erläuterungen. Nathalie Arnegger teilt mit, dass sie sich nicht weiter zu der Sache äußern wolle. Tobias Meinhold spricht von „unterschiedlichen Vorstellungen in Ablauf, Organisation und Ausrichtung“, was die Filmfestspiele betrifft. „Wir sind kein Riesenfestival. Alles muss sich in einem gewissen Rahmen bewegen.“

Nach SZ–Informationen scheint es hinter den Kulissen schon seit längerer Zeit Uneinigkeit zwischen Intendanz und Vereinsvorstand in verschiedenen Punkten gegeben zu haben. Der Wunsch zur Trennung soll nach mehreren Gesprächen dann von Nathalie Arnegger gekommen sein.

Wie geht es aber jetzt weiter? Für die 45. Biberacher Filmfestspiele im Herbst seien es zwar bereits eine große Zahl an Filmen eingereicht, wie Meinhold bestätigt.

Eine Intendanz, die diese Einreichungen sichtet, um daraus ein Filmfestprogramm samt Wettbewerb zusammenzustellen, werde sich auf die Schnelle aber nicht finden lassen. „Und wir als Verein maßen uns nicht an, die Filme zu bewerten“, sagt der Vorsitzende.

Vermutlich kein Wettbewerb

Es könne sein, „dass wir deshalb in diesem Jahr keinen Wettbewerb haben“, gibt sich Meinhold auch hier zurückhaltend. Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen, der Verein überlege sich in den nächsten Wochen ein Konzept. Man wolle aus der Not eine Tugend machen und arbeite daran, wie eine abgespeckte Version der Filmfestspiele im Jahr 2023 unter dem Motto „kleiner, familiärer, aber trotzdem charmant“ aussehen könnte.

Unterstützung gibt es dafür auch aus dem Biberacher Rathaus. Er habe den Wunsch geäußert, dass der Verein im Herbst auf jeden Fall etwas für seine Mitglieder sowie die Freunde der Biberacher Filmfestspiele auf die Beine stelle, sagte Oberbürgermeister Norbert Zeidler am Freitag der SZ.

Für die Stadt Biberach ist er selbst als stellvertretender Vorsitzender im Vereinsvorstand vertreten. Er bestätigt, dass in den vergangenen Wochen mehrere Gespräche zwischen Vorstand und Nathalie Arnegger stattfanden. „Personelle Entscheidungen kommen meist zum falschen Zeitpunkt. Jetzt müssen wir nach vorne schauen.“

Was ist mit Zuschüssen und Sponsorengeldern?

Wie Filmfestspiele 2023 aussehen könnten, da wolle er sich vom nun auszuarbeitenden Konzept überraschen lassen. „Einen Filmwettbewerb mit Jurys sehe ich aber nicht“, so Zeidler. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir etwas hinbekommen, was das Flair der Filmfestspiele in die Stadt trägt.“

Neben künstlerischen sind auch wirtschaftliche Interessen mit dem Festival verbunden. Den aus Anlass der Filmfestspiele angesetzten verkaufsoffenen Sonntag am 5. November stellt Zeidler nicht in Frage.

Für die Filmfestspiele fließen aber auch Zuschüsse und Sponsorengelder jährlich in sechsstelliger Höhe von Stadt, Land und zahlreichen Firmen. Erhält der Verein diese auch unter den gegebenen Umständen? „Das ist die spannende Frage“, so der OB.

Auch deswegen sei wichtig, dass dieses Jahr etwas stattfinde. „Die Gespräche mit den Sponsoren werden in den nächsten Wochen geführt“, sagt Zeidler, der dem Verein dabei auch seine persönliche Unterstützung anbietet.

Und auch die Stadt Biberach werde den Filmfestverein in dieser schwierigen Phase nicht hängen lassen, kündigt der Oberbürgermeister an: „Wir stehen dem Verein zur Seite, so wie wir es beispielsweise auch bei der Schützendirektion in der Corona–Zeit getan haben.“ Er habe den Wunsch, das dies alle ebenfalls tun, die den Verein und die Filmfestspiele bisher unterstützt haben.