Auf ein „für alle Beteiligten spannendes Konzert“ stimmte Lars Feigelmann, Violinist und Vorsitzender des Kammerorchesters, das Publikum mit wissenswerten Infos zu den Stücken ein. Seine Sinfonie Nr. 2 in h-Moll, mit der das Orchester den Konzertabend eröffnete, hat Alexander Borodin, ein Zeitgenosse von Johannes Brahms, über einen Zeitraum von sieben Jahren hinweg geschrieben ‐ neben seiner Arbeit als angesehener Mediziner und Chemiker. Rhythmisch und harmonisch komplex, stellte die Sinfonie eine Herausforderung für das Orchester dar. Dennoch vermochte das es, unter der aufmerksamen Leitung Streles, die emotionale Tiefe des Werks einzufangen ‐ etwa im ersten Satz mit dem dramatisch-satten Unisono-Beginn, im schwelgerischen Duett von Englischhorn und Flöte im Scherzo oder im slawisch anmutenden Schlusssatz mit seiner aparten Harmonik.
Nach der Pause gehörte die Bühne Thomas Bierfeld, mit dem Orchester als Klangkulisse. Vom ersten Ton an zog er das Publikum mit seiner Präsenz in seinen Bann. Das Hornkonzert B-Dur von Reinhold Glière ‐ einem 1875 in Kiew geborenen deutschstämmigen Komponisten und Violinisten, der unter anderem am Moskauer Konservatorium seine Ausbildung erhielt und viele Jahre in der Sowjetunion tätig war ‐ gilt als atemtechnisch sehr anspruchsvoll. Dass er dem gewachsen ist, zeigte Bierfeld nicht nur mit seiner eindrucksvollen Solokadenz im ersten Satz, in der er die Möglichkeiten seines Instruments auslotete, sondern auch in den weiten Melodiebögen des zweiten Satzes oder mit den rasend schnellen Läufen im Schlusssatz.
Mit den „Polowetzer Tänzen“ von Borodin fühlte sich das Orchester hörbar wohler als mit der Sinfonie. Den orientalischen Charakter der vier Tänze aus Borodins Oper „Fürst Igor“ arbeitete das Ensemble wohlklingend heraus. Im ersten Tanz stellten die Oben eine melancholisch-eingängige Melodie einfühlsam vor, die dann temperamentvoll vom Rest des Orchesters beantwortet wurde. Kontrastreich ging es auch durch die weiteren Tänze, bevor das Konzert mit dem großen Finale endete und das Orchester begeisterten Applaus erntete. Lars Feigelmann bedanke sich im Namen des Orchesters bei seinem Dirigenten Michael Strele und beim „super entspannten und super sympathischen“ Solisten Thomas Bergfeld für die Probenarbeit. Wie sympathisch sowohl Solist als auch Orchester sind, zeigten sie mit der Zugabe für ein „ganz besonderes Instrument“: Da der angekündigte „Hummelflug“ wegen Burn-outs des Horns ausfallen musste, wurde flugs aus einem Gartenschlauch und einem Trichter, die die Musiker „zufällig“ dabeihatten, ein neues Instrument für den Solisten gebaut, auf dem er dann überraschend klangschön das „Konzert für Gartenschlauch von Leopold Mozart“ spielte ‐ sehr zum Vergnügen des Publikums.