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Ärger um Mobilfunk-Standort

5G–Antenne sorgt für emotionale Diskussion

Untersulmetingen / Lesedauer: 5 min

Das Laupheimer Umland ist teils digitale Diaspora. Am Untersulmetinger Sportplatz soll nun ein Funkmast für das 5G–Netz gebaut werden. Anwohner kritisieren den Standort.
Veröffentlicht:10.03.2023, 05:00

Von:
  • Thomas Werz
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Am Sportgelände hinter der Mehrzweckhalle in Untersulmetingen will die Deutsche Telekom einen Mobilfunkmasten errichten. Bei der Informationsveranstaltung wird kontrovers, aber auch ziemlich emotional diskutiert.

Bis der geplante Mobilfunkmast die mobile Datenversorgung in Unter– und Obersulmetingen tatsächlich verbessert, dürften noch fast vier Jahre ins Land ziehen. Doch bereits am Mittwochabend sorgt der Mast im Feuerwehrheim in Untersulmetingen für eine teils emotional geführte Debatte.

Warum die Telekom das Netz ausbauen will

In den vergangenen 15 Jahren habe sich durch Smartphones das Nutzungsverhalten von Mobilfunk deutlich geändert, sagt Daniel Eger, Kommunalbeauftragter für Mobilfunk der Deutschen Telekom Technik GmbH. Er ist auf Einladung der Stadt– und Ortsverwaltung nach Untersulmetingen gekommen, um die Bürgerinnen und Bürger über das Bauvorhaben zu informieren und ja, auch um die Ängste und Bedenken ein Stück weit zu entkräften.

Das ist am Sportplatz geplant

32 Meter hoch soll sich der Stahlgittermast künftig zwischen dem Trainingsplatz des SV Sulmetingen, der Mehrzweckhalle und den Häusern der Straße „Am Sportplatz“ erheben. Bestückt mit drei Antennen mit Frequenzen von 700 und 1500 Megaherz sowie 2,3 Gigaherz und einer Reichweite von gut 1,5 Kilometern. Über diese Frequenzbänder möchte die Telekom künftig die Ober– und Untersulemtinger mit dem 5G–Netz versorgen. Denn noch, so zeigt es die Grafik in der Präsentation von Eger, herrscht über beiden Laupheimer Teilorten in Sachen schnelles Internet noch gähnende. „Wir müssen nachverdichten und mehr Bandbreite in die Fläche bringen“, sagt Eger.

Wir müssen nachverdichten und mehr Bandbreite in die Fläche bringen

Daniel Eger, Deutsche Telekom

Dabei gehe es nicht nur um das Geschäftsinteresse des Netzanbieters, behauptet zumindest der Telekom–Vertreter, sondern auch um Versorgungsvorgaben der Bundesnetzagentur. Denn nach der so genannten Gigabit–Strategie der Bundesregierung sollen die Deutschen bis 2030 flächendeckend über den modernsten Mobilfunkstandard telefonieren und Daten austauschen, bis 2026 sollen immerhin die letzten Funklöcher verschwunden sein. Und davon ist man Stand heute in Ober– und Untersulmetingen doch noch weit entfernt.

Doch der Mobilfunkstandard 5G wird in Teilen der Bevölkerung kritisch betrachtet. Die Sorgen und Bedenken versucht Eger zwar argumentativ zu entkräften. „Diese Frequenzen verwenden wir seit 20 Jahren“, sagt er und versichert, dass die neuen Antennen sämtliche Grenzwerte des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) nicht überschreiten würden. „Die Einhaltung der Grenzwerte ist sichergestellt, sonst gibt es keine Freigabe.“ Generell liege man im ländlichen Raum meist nur bei einer Grenzwertausschöpfung von zwei bis vier Prozent, versucht er zu beschwichtigen.

Daniel Eger von der Deutschen Telekom (sitzend rechts) informierte die Untersulmetinger Bürger über den Standort der Antenne und die Pläne des Mobilfunkanbieters (Foto: Thomas Werz)

Das kritisieren die Anwohner

Denn unter den rund 40 Besuchern der Veranstaltung sind etliche, die der geplanten Antenne mindestens kritisch gegenüberstehen. Teils sind es direkte Anwohner, an deren Grundstücksende der Mast künftig in die Höhe wachsen wird. Sie fürchten um den Wertverlust ihrer Immobilie. „Der Mast ist optisch schon unheimlich nah und die hässlichste Variante“, findet eine Anwohnerin.

Diskussion um Grenzwerte, Gesetze und Gefühle

Dann gibt es welche, die sich vor den gesundheitlichen Auswirkungen der Strahlenbelastung der Funkantennen fürchten. „Das macht mich granantenmäßig wütend. So ein Mast gehört nicht ins Dorf. Hier kommt eine Kita und eine Schule hin“, ärgert sich ein Nachbar laut und beschuldigt die Telekom der Geschäftemacherei. Er kritisiert zudem, dass der Mast an der Öffentlichkeit vorbei geplant worden sei.

Auch eine andere Anwohnerin formuliert ihre Sorgen, dass laut Studien Krebsfälle im nahen Umkreis von Funkantennen vermehrt aufträten. Um welche Studien es sich handelt, sagt sie aber nicht. „Mir stößt der Platz sauer auf“, kritisiert eine Frau aus Obersulmetingen die Standortwahl. Die Grenzwerte und Richtlinien seien „mit Vorsicht zu genießen. Ich glaube das nicht.“

Das macht mich granantenmäßig wütend. So ein Mast gehört nicht ins Dorf. Hier kommt eine Kita und eine Schule hin

ein Untersulmetinger Bürger

Eine Frau und zwei Männer sind sogar aus Ingoldingen gekommen, um vor der Strahlung der Antennen zu warnen. Sie zitieren unter anderem aus der sogenannten STOA–Studie des EU–Parlaments, die von 5G–Kritikern auch online zahlreich ins Feld geführt wird. Jedoch wird deren wissenschaftliche Arbeitsweise und Aussagekraft vom BfS kritisch betrachtet.

„Es gibt Grenzwerte, die wir einhalten müssen und diese legt nicht die Telekom fest“, erklärt Eger. Auch Ortsvorsteherin Carmen Böhringer pflichtet ihm bei: „Das ist keine Glaubensfrage, wir müssen gesetzliche Grenzwerte einhalten und geltende Gesetze anwenden.“ Ihre Aufgabe sei die Daseinsfürsorge.

Das ist keine Glaubensfrage, wir müssen gesetzliche Grenzwerte einhalten und geltende Gesetze anwenden.

Carmen Böhringer, Ortsvorsteherin Untersulmetingen

Böhringer verwehrt sich der Kritik, dass über den Mast an der Bevölkerung vorbei entschieden wurde: „Wir haben das mehrfach öffentlich im Ortschaftsrat diskutiert.“ Auch Ortschaftsrat Reinhard Stöferle wirbt für den Masten. Er sei zwar kurz vor den 60, „es geht um die Versorgungssicherheit, wir dürfen uns der Zukunft nicht verwehren.“