Waffenlager
SEK hebt Waffenlager aus – Bürgermeister unter Verdacht
Kirchdorf / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Mit einem Großaufgebot hat die Polizei am Dienstag zwei Bauernhöfe in Pleß ( Unterallgäu ) durchsucht. Dabei stellten die Beamten etwa 20 Pistolen und Gewehre sowie Munition und Schwarzpulver sicher.
Um kurz vor 8 Uhr herrschte in dem 850-Seelen-Dorf, nur von Iller und A7 von den Gemeinden Dettingen und Kirchdorf im Kreis Biberach getrennt, Ausnahmezustand. Ein Großaufgebot von Waffen- und Sprengstoffexperten der Polizei fährt im Konvoi vor. Ziel der Sondereinsatzkräfte: Zwei Bauernhöfe, in denen Schusswaffen in größerem Umfang gehortet werden. Fünf Stunden lang durchsuchen die Beamten die Anwesen – und stellen am Ende etwa 20 Pistolen und Gewehre, eine Armbrust, über 300 Schuss Munition sowie drei Kilo Schwarzpulver sicher.
Wie viele der sichergestellten Waffen funktionsfähig und strafrechtlich relevant sind, das sollen nun Experten des Landeskriminalamts klären. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf einen 50-jährigen Unterallgäuer. Waffen finden die Beamten aber auch auf dem nahen Anwesen des ehrenamtlichen Bürgermeisters von Pleß, Anton Keller (CSU).
Bürgermeister bewahrt illegal Waffen auf
Warum der 60-jährige Rathauschef eine Pistole und einen Karabiner samt Munition für den Nachbarn aufbewahrt hat, wie er laut Polizei bei der Befragung erklärt – auf diese Fragen suchen die Ermittler nun Antworten. Fest steht bislang nur: Weder der 50-Jährige noch der Bürgermeister hatten die Erlaubnis, Waffen zu besitzen. Der Rathauschef durfte zwar mit Schwarzpulver hantieren – er hatte das explosive Gemisch laut Polizei aber nicht fachgerecht aufbewahrt.
Hubschrauber und Hunde im Einsatz
Auf beiden Seiten der Ortsdurchfahrt sind am Dienstagvormittag etwa zwei Dutzend Polizeifahrzeuge abgestellt. Auf dem Gehsteig stehen Polizisten, auch an der Auffahrt eines Anwesens direkt an der Straße steht ein Trupp des Spezialeinsatzkommandos. Beamte der Spurensicherung schlüpfen in weiße Anzüge und machen sich bereit, das Gebäude zu betreten. „So viel Polizei habe ich noch nie gesehen“, sagt ein Anwohner, der das Geschehen aus der Distanz beobachtet. Was dahinter steckt? Schulterzucken. Gegen acht Uhr habe es plötzlich „gewuselt“, sagt er: „Wie aus dem Nichts war auf einmal alles da: Sondereinsatzkommando, Hundestaffel und sogar ein Hubschrauber.“

Der Handwerker, der sich auf den Weg zur Arbeit auf einer Baustelle machen wollte, musste erst einmal abwarten: „Die Polizei hat am Anfang alles abgeschirmt. Da ging gar nichts mehr.“
Angeblich kein „Reichsbürger“
Das hatte laut Einsatzleiter Sven-Oliver Klinke einen guten Grund: „Oberstes Ziel war es, zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Anwohner und Einsatzkräfte entstehen zu lassen.“ Als die Beamten vor dem Anwesen des 50-jährigen Unterallgäuers eintreffen, wissen sie laut Polizeisprecher Christian Eckel nicht, was sie dort erwartet. Der Mann gelte als aufbrausend und schwer berechenbar, sagt der Polizeisprecher. Auf die Spur des inzwischen allein im Haus lebenden Unterallgäuers waren die Beamten nach einer Strafanzeige wegen häuslicher Gewalt gegen seine Ehefrau gekommen. Im Zuge der Ermittlungen seien Indizien für unerlaubten Waffenbesitz aufgetaucht. Die Beamten ordnen den 50-Jährigen zudem dem rechten politischen Spektrum zu. „Für eine Nähe zu den sogenannten Reichsbürgern gibt es keine Indizien“, sagt Eckel. Es sei aber denkbar, dass von dem Mann „im Umgang mit behördlichen Autoritäten eine gewisse Gefahr ausgeht“.
Bei der Durchsuchung leistete der Unterallgäuer keinen Widerstand. Das Landratsamt Unterallgäu ordnete die Unterbringung des 50-Jährigen in einer psychiatrischen Klinik an. Denn man habe nicht ausschließen können, „dass der Mann sich selbst und andere gefährden könnte“, sagt Polizeisprecher Eckel. Wie lange der Mann bereits Waffen und Munition gehortet und welche Pläne er damit verfolgt hat, müssen nun die weiteren Ermittlungen zeigen, so Eckel. Der Plesser Bürgermeister habe sich bei der Polizeiaktion „äußerst kooperativ“ gezeigt, lobt der Polizeisprecher. Er soll laut Kommunalaufsicht am Landratsamt weiter seinen Amtsgeschäften nachgehen dürfen.