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Klassikherbst

Aaron Pilsan zelebriert pianistische Meisterklasse

Burgrieden-Rot / Lesedauer: 3 min

Der 21-jährige Vorarlberger hat anlässlich des „Schwäbischen Klassikherbsts“ in der Villa Rot gastiert
Veröffentlicht:19.10.2016, 14:05

Von:
  • Schwäbische.de
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Im Rahmen des „Schwäbischen Klassikherbsts“ hat der 21-jährige Vorarlberger Aaron Pilsan in der Villa Rot gastiert. Der Pianist eröffnete mit allerfeinstem Rokoko, Mozarts Klaviersonate B-Dur, KV 333. Das spielerisch lebendige Allegro, bezaubert mit melodischer und harmonischer Liebenswürdigkeit. Dieser Satz ist wohl einer der schönsten der Literatur.

Das Andante cantabile beginnt mit kunstvoll ausgeführter volksliedhafter Melodie und stellenweise chromatischen Bewegungen. Das Allegretto grazioso ist tänzerisch vorwärtsdrängend. Arpeggios bringen eigene Farbe in das bezaubernde Klanggeschehen.

Die „Variations sérieuses“ d- Moll, op. 54 gelten als das Werk von Mendelssohn, welches alle Merkmale seines ausgefeilten Klavierstils vereinigt. Das Thema offeriert eine liedhafte Thematik. Die Tonart d-Moll steht für ernsten, feierlichen Charakter, mit der sich der Komponist von einseitiger brillanter Klaviertechnik abgrenzen will.

Das Thema ist eine Melodie in elegischem Grundton über einer choralartigen Akkordfolge. Der Pianist spielte acht der 17 Variationen, die sich mit höchst unterschiedlichem Klangcharakter präsentieren. Triolengesteuerte furiose Staccati wechseln ab mit gefühlsbewegten Teilen. Lyrisch lebhafte Phrasierungen, auch in klagender Grundstimmung, lösen sich auf zu virtuosem Allegro vivace.

Das „Rondo Capriccioso, op. 14“ widmete Mendelssohn 1830 der jugendlichen Klaviervirtuosin Delphine von Schauroth, der er gerade den Hof machte. Für sie gestaltete er das Werk, ursprünglich eine Etüde, unter dem neuen Titel „Rondo capriccioso“ noch brillanter und fügte ein – so steht es in einem Brief an Fanny – „rührendes Einleitungsadagio“ hinzu. Lyrisch liedhaft beginnt dieses Adagio gleichsam als musikalischer Blumenstrauß an eine verehrte junge Dame. Das heitere Trio wird betont durch hüpfende kurze Phrasen.

Der Musikkritiker der „Süddeutschen Zeitung“, Karl Schumann, bezeichnete die zwölf Etüden op. 10 von Chopin als „Magna Charta des Klavierspiels“. Die Etüden wurden zwischen 1829 und 1832 komponiert und sind Franz Liszt, einem der größten Klaviervirtuosen und Komponisten des 19. Jahrhunderts gewidmet. Niemals zuvor wurden technische Übungsstücke komponiert, die einen derart hohen musikalischen Rang besaßen, und die den Interpreten technisch und expressiv so viel abverlangen.

Es sind spannungsgeladene Charakterstücke, geschrieben für den Konzertsaal. Die virtuosen Werke gehören zum Kernrepertoire eines jeden Pianisten.

Der Komponist fächert die ganze Palette unterschiedlicher Tempi und Expressionen auf. Allegro, Presto, Vivace dominieren als Tempoangaben. Lediglich drei der zwölf Variationen haben als Lento, Adagio, Allegretto ruhigere Tempovorschriften. Abgeschlossen wird das Werk mit der populären „Revolutionsetüde“, die der Komponist voller Wut geschrieben haben soll, als er 1831 von der Einnahme Warschaus durch die Russen erfuhr. Von Aaron Pilsan hörte man die Etüde wie zum ersten Male, keineswegs auf thematische Effekte aus, sondern als in sich geschlossenes, „gefülltes“ Klangwerk.

Pilsan brachte den Steinway zum Singen, er legte Strukturen nicht nur bloß, sondern ließ sie mit großbogiger Emphase aufblühen. Seine bestechende Vituosität ließ wirklich keine Wünsche offen.

Und es muss nicht immer Offenbach sein. Der Pianist spielte als Zugabe die „Barcarolle“ von Chopin, deren Wellenbewegungen Wind und Sturm hören lassen. Und dann nochmal Mozart/Pilsan. Den Schluss bildete ein verjazztes „alla turca“ aus der A-Dur-Klaviersonate, die das Publikum mit Standing Ovations belohnte.