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Südbahn: Monatelang fährt kein Zug

Biberach / Lesedauer: 4 min

Die Bauarbeiten auf der Südbahn werden ab Herbst 2018 zu erheblichen Behinderungen führen
Veröffentlicht:23.04.2017, 17:01

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Im Herbst 2018 sollen die Arbeiten zur Elektrifizierung der Südbahn beginnen. Ab Ende 2021 soll Zugfahren dann schneller und angenehmer sein. In der Zeit dazwischen werden bei Pendlern und Bahnreisenden allerdings Geduld und gute Nerven gefragt sein. Das zumindest prophezeit Peter Preischl von der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) in Ulm. Er plant den sogenannten Schienenersatzverkehr während der Bauzeit.

„Ich plane etwa 45 bis 50 Bahnbaustellen mit Schienenersatzverkehr pro Jahr“, sagt Preischl. „Aber das, was bei der Südbahn ansteht, übersteigt alles, mit was ich bisher zu tun hatte.“ Los geht es im September zwischen Ulm und Laupheim . Die Strecke wird fast drei Monate voll gesperrt und zunächst nur für die Elektrifizierung vorbereitet. „Gleise müssen abgesenkt, Stützwände gebaut und zum Teil auch Brücken erhöht werden, damit die Leitungen darunter passen“, sagt Preischl. Der eigentliche Fahrdraht wird erst ein Jahr später gezogen – wieder unter Vollsperrung. Auch in einigen weiteren Bauabschnitten läuft dies so.

Jeder soll ans Ziel gebracht werden

In dieser Zeit verkehren zwischen Ulm und Laupheim (möglicherweise auch Biberach), später auch auf den anderen Abschnitten der Südbahn, die gesperrt sind, bis zu 30 Busse als Ersatz für die Züge. „Allein für den stündlichen Interregio-Express brauchen wir drei große Busse, um die Fahrgäste unterzubringen“, so Preischl. Die Folge wird zunehmender Verkehr auf der Straße sein. „Die B30 gehört dann der Bahn“, sagt der RAB-Planer. Nur zu 40 Prozent könne er dafür RAB-Busse einsetzen, der Rest der Aufträge werde an Subunternehmer, vorzugsweise aus der Region vergeben. „Die entscheidendere Frage ist, ob ausreichend Fahrer für die Busse verfügbar sind“, so Preischl.

Aufgabe sei es, keinen Fahrgast stehen zu lassen und jeden ans Ziel zu bringen. „Wir werden versuchen, das Optimum für den Kunden herauszuholen, aber das wird nicht reibungslos gehen“, sagt der Planer. Der Bus sei langsamer als der Zug, das werde in die Fahrpläne eingearbeitet, wenn es um Anschlusszüge gehe. Neben Reisenden treffen die Sperrungen vor allem Pendler, aber auch die Wirtschaft. „Wir wissen, dass beispielsweise auch Messeveranstalter oder Freizeitparks mit Sorge auf diese Zeit blicken, weil sie einen Besucherrückgang fürchten“, so Preischl. An Landkreise und Kommunen richtet er den dringenden Appell, parallel zu den jeweiligen Sperrzeiten der Bahnstrecke nicht auch noch größere Straßenbaumaßnahmen zu planen. „Die DB Netze informiert die Ämter rechtzeitig darüber, wann die Arbeiten im jeweiligen Bereich beginnen“, sagt Preischl.

„Jetzt müssen wir eben durch“

Aus Erfahrung wisse er, dass die Beeinträchtigungen während der Bauzeit heftig werden. „Aber wir alle wollen die Elektrifizierung seit langer Zeit, jetzt kommt sie, und jetzt müssen wir durch diese Zeit eben durch.“

Ob der momentane Zeitplan (siehe unten) exakt eingehalten werden könne, sei jetzt noch nicht endgültig abzusehen. „Ich bin kein Bausachverständiger – und jede Baustelle hat ihre Tücken“, so Preischl. Nicht möglich sei es, die Südbahn abschnittweise unter Strom zu schalten. „Die Stromeinspeisung geschieht zentral, deswegen muss die Elektrifizierung komplett abgeschlossen sein. Klappt alles laut Zeitplan, werde es ab Mai 2021 Testfahrten unter Strom geben und zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 dann den regulären elektrischen Betrieb.

Fast genauso habe er es 1991, damals noch als stellvertretender Bahnhofschef in Biberach, prognostiziert, sagt Preischl. Er habe das damals als Scherz gemeint, dafür aber viel Kritik erhalten. „Und jetzt kommt es wohl tatsächlich so, dass ich recht behalte.“

2022 geht Preischl in Pension. Vorher hat er allerdings noch jede Menge zu planen und zu organisieren. „Gesellenstücke habe ich in den vergangenen Jahren genügend gemacht, die Südbahn wird mein Meisterstück“, sagt er.

Für die Elektrifizierung der Südbahn sind derzeit folgende Sperrungen geplant:

2018

  • 17. September bis 8. Dezember: Vollsperrung mit Schienenersatzverkehr (Busse) zwischen Ulm und Laupheim für Vorarbeiten (Mastgründungen, Gleisabsenkungen, Erhöhung von Brücken).

2019

  • bis Februar: eingleisiger Betrieb zwischen Biberach und Laupheim (kein Schienenersatzverkehr)
  • 18. Februar bis 19. Mai: Vollsperrung mit Schienenersatzverkehr zwischen Biberach und Aulendorf für Vorarbeiten.
  • 16. September bis 3. November: Vollsperrung mit Schienenersatzverkehr zwischen Ulm und Laupheim für die eigentliche Elektrifizierung
  • 4. November bis 20. Dezember: Vollsperrung mit Schienenersatzverkehr zwischen Biberach und Aulendorf für die Elektrifizierung.

2020

  • 17. Februar bis 22. Mai: Vollsperrung zwischen Aulendorf und Ravensburg (Schienenersatzverkehr) sowie des Hafenbahnhofs in Friedrichshafen.
  • 14. September bis 14. Dezember: Vollsperrung von Ravensburg über Friedrichhafen bis Lindau für Vorarbeiten (Schienenersatzverkehr).

2021

  • 5. April bis 16. Mai: Vollsperrung von Ravensburg über Friedrichhafen bis Lindau für abschließende Arbeiten (Schienenersatzverkehr).
  • Dezember 2021: Der neue Fahrplan soll mit E-Loks gefahren werden.