Verzweiflung
Syrien-Konflikt: Vom Frühling in den Tod
Biberach / Lesedauer: 2 min

Schwäbische.de
Elend, Verzweiflung, aber auch Zorn und tiefste Trauer: All diese Emotionen haben die Schauspieler der Berliner Compagnie auf der Bühne des Martin-Luther-Gemeindehauses gezeigt, indem sie das Theaterstück „Die Sehnsucht nach dem Frühling“ darboten. Im Zentrum der Inszenierung stand eine syrische Familie. Gezeigt wurde, wie der Krieg in Syrien mit friedlichen Protesten begann, diese sich aber in blutige Konflikte steigerten und schließlich ein Land im Chaos versinken ließ.
Betroffen war die Stimmung des Publikums, doch anders konnte sie wohl nicht sein, nachdem es vom bitteren Schicksal der syrischen Familien erfahren hatte.
Anfangs sah die Lage in Syrien nicht derart dramatisch aus, und das zeigten die Schauspieler auf der Bühne: Journalistin Suleika ( Ana Hauck ) und ihr Verlobter Bassam (H. G. Fries) wünschen sich eine Demokratie und nehmen an friedlichen Demonstrationen teil, für deren Planung sie Codewörter benutzen.
Durch Unterhaltungen der Schauspieler erfahren auch die Zuschauer, wie schnell die Lage immer ernster wird: Kinder und Jugendliche werden festgenommen, der Zeitpunkt einer Freilassung nicht ersichtlich. Ein Fass, das bereits bis zum Rande gefüllt schien, kochte somit über.
Es wird gezeigt, wie nüchterne Meinungsverschiedenheiten beginnen, welche die Familie letztendlich zerreißen werden. Während Suleika und Bassam für den Frieden kämpfen, ist ihr Vater ein Kommandeur beim Militär – Vater und Tochter kämpften somit in entgegengesetzte Richtungen, während die Mutter verzweifelt versucht, Frieden innerhalb ihrer eigenen Familie zu stiften. Am liebsten würde sie jedoch die Augen und Ohren vor all dem Elend verschließen – zumindest, solange sie ihren Mann und ihre Kinder in Sicherheit weiß.
Dennoch besteht sie darauf, Geburtstage zu feiern und versucht, ein Reststück an Normalität zu erhalten. Obwohl das bedeutet, neben fallenden Bomben Geburtstagskuchen zu backen.
Das dramatische Ende ist nicht nur der Tod eines Familienmitglieds, sondern sogar mehrerer. Durch eine Bombe, die den Vater treffen sollte, stirbt die Mutter. Suleikas Verlobter wird nach seiner Festnahme zum Fanatiker, brüllt, dass Gott groß ist – wird dann jedoch auch getötet. Die Herzen der verbleibenden Familienmitglieder sind gebrochen. Obwohl sie im Streit auseinandergingen, finden sie wieder zusammen. Schließlich haben sie niemanden sonst, der Vater möchte seine Tochter nun unbedingt bei sich haben.
Was man sonst nur in den Nachrichten hört und als weit entfernt empfindet, wird durch das Theaterstück „Die Sehnsucht nach dem Frühling“ von Helma Fries plötzlich zum Greifen nah. Traurig und furchtbar – jedoch alltägliche Wahrheit in Syrien.