Biberach

Stadthalle wird zum brodelnden Hexenkessel

Biberach / Lesedauer: 3 min

Gelebte Leidenschaft vor historischem Hintergrund: Das ambitionierte Projekt „Ritmo del Caribe“ mit der multinationalen Formation „Latin Love Affair“ brachte unter der Regie von Markus Merz karibisches Flair in die gut besuchte Stadthalle. Auf den Spuren der karibischen Rhythmen ging die musikalische Reise durch fast ganz Amerika.
Veröffentlicht:21.03.2023, 12:25
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Gelebte Leidenschaft vor historischem Hintergrund: Das ambitionierte Projekt „Ritmo del Caribe“ mit der multinationalen Formation „Latin Love Affair“ brachte unter der Regie von Markus Merz karibisches Flair in die gut besuchte Stadthalle. Auf den Spuren der karibischen Rhythmen ging die musikalische Reise durch fast ganz Amerika. Am Ende applaudierten die begeisterten Besucher im Stehen, jubelten lauthals, sangen und tanzten zusammen mit den Akteuren, bei der Zugabe gar gemeinsam auf der Bühne. Vier Sängerinnen und Sänger, allesamt auch solistisch überzeugend, dazu vier versierte Bläser und eine routiniert groovende Backline aus Keyboard, E–Bass, Schlagzeug und lateinamerikanischen Perkussionsinstrumenten brachten bereits mit der ersten Salsanummer den Saal zum Kochen. Das Sahnehäubchen obendrauf waren die quirligen Tänzerinnen und Tänzer in ihren schillernden Outfits. Für das passende Ambiente sorgten stimmungsvolle Rückprojektionen aus den besuchten Regionen.

Zur Einstimmung erklang in kleiner Besetzung eine Rumba nach dem Vorbild des kubanischen Bolero Son, illustriert im neckischen Flirttanz, bevor zur Musik von „Saludando a los Rumberos“ der Moderator Ricardo Hernandez die Bühne betrat und mit informativen und launigen Worten die Entstehungsgeschichte der karibischen Rhythmen, den „Ritmo del Caribe“ — so auch das Motto der unterhaltsamen Revue — erzählte. Als Kraftquelle und Wurzel durchdrangen die mitreißenden Rhythmen der Merengue, Cumbia, Bossa Nova, Mambo, Bachata oder Salsa, Cha–cha–cha und Samba, fast alle moderneren Musikrichtungen des Blues, Jazz, Pop und Rock und verwandelten diese zu Latin Jazz, Latin Rock, R’n’B, Soul und Funk.

Mehr oder weniger bekannte Titel, meist in eigenen, vorsichtig modernisierten Arrangements wie etwa „Guantanamera“ leiteten eine musikalische Rundreise durch die Mitte Amerikas ein. Dabei ging es zu Stationen wie die Dominikanische Republik, die kleinen Antillen, Puerto Rico, St. Thomas, Trinidad & Tobago“, Jamaica und Brasilien. Mit fantasievollen, den Sambaschulen Rios nachempfundenen Kostümen und wild herumwirbelnden Tänzerinnen steuerte das Programm mit den temperamentvollen Nummern „Copacabana“ und „Mas que nada“ auf einen ersten Höhepunkt vor der Pause zu. Über Venezuela und Kolumbien führte die Reise danach weiter nach Mexiko, wo Carlos Santana den Latin Rock auf den Weg brachte. Sein Song „Maria, Maria“ mit einem schönen Sopransax–Solo von Norbert Streit sowie Gloria Estefans Latin–Funk–Welthit „Conga“ aus dem Jahr 1985 heizten dem Publikum weiter ein, bevor in einem überraschenden Break Down der Initiator des Projektes, der Warthausener Schlagzeuglehrer Markus Merz, das Mikrofon in die Hand nahm. Zum Gedenken an seine 2020 verstorbene Mutter, Hildegard Diederich, welche ihn nachdrücklich zu seinen Lateinamerikaaufenthalten ermuntert und damit seinen musikalischen Weg entscheidend geprägt hatte, gab es — nach Sitte etwa der New–Orleans–Jazz Beerdigungsmusiken von Markus Merz ein spezielles Arrangement des Boleros „Dos Gardenias“ zu hören, aufgewertet durch einen Ausdruckstanz von Luisa im schwarzen Netz–Outfit.

Danach ging es Schlag auf Schlag dem Finale entgegen. Musikalisch wieder zurück in Kuba brodelte der Saal mit „Locos por“, „La Habana“ und den Zugaben „I will survive“ und „El Dinero“. Stehende Ovationen gingen zum Schluss in allgemeinen Tanz, für ganz Mutige sogar gemeinsam mit den Akteuren des Abends auf der Hauptbühne, in eine regelrechte Fiesta über.