Enigma

Rätselhaft: Die Enigma ist für schlaue Köpfe

Biberach / Lesedauer: 3 min

Walter Herzhauser hat sich eine der Verschlüsselungsmaschinen des zweiten Weltkriegs gekauft
Veröffentlicht:01.02.2011, 10:10

Von:
  • Schwäbische.de
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Eine Schreibmaschine kommt dem Betrachter wohl als erstes in den Sinn bei der Enigma. Den Holzkasten mit den Schreibmaschinentasten, den aufleuchtenden Buchstaben darüber und dem extrem komplizierten Innenleben haben die Deutschen im Zweiten Weltkrieg zum Verschlüsseln von Funksprüchen verwendet. Den Alliierten ist es gelungen, die Verschlüsselung zu knacken, „ansonsten hätte der Krieg wahrscheinlich zwei Jahre länger gedauert“, sagt Walter Herzhauser, der im vergangenen Jahr eine der seltenen Maschinen gekauft hat.

Er ist zu einem Enigma-Spezialisten geworden, seit 2004 die Kooperation zwischen der Hochschule Weingarten und der Firma Kavo begann. Der Plan war, zusammen eine der Verschlüsselungsmaschinen nachzubauen. Es ist Walter Herzhausers Hobby geworden. Er beschäftigt sich viel mit dem Prinzip der Maschine, der Herstellung und der Geschichte. Über die Projekt-Seite der Hochschule im Internet kontaktierte ihn ein Mann, der auf seinem Dachboden eine Art Schreibmaschine gefunden hatte, es aber keine war. Er wollte sich informieren, ob er auf eine Enigma gestoßen war. Und tatsächlich, es handelte sich um ein sehr gut erhaltenes Modell, funktionsfähig und mit einer seltenen D-Walz, dem selben Modell, das die Studenten der Hochschule nachbauten. Erst lieh der Eigentümer die Enigma an Herzhauser aus, bis er sie wieder zurück wollte und erzählte, er wolle sie bei Ebay verkaufen. Walter Herzhauser schlug zu. „Nicht alles soll nach Amerika gehen“, sagt er und meint damit die Sammler, die einen Spleen für alles Mögliche des zweiten Weltkriegs haben.

„Sie war kein Schnäppchen“

Was er für die Enigma bezahlt hat, verrät er nicht, nur so viel: „Sie hat nicht so viel gekostet wie der Rekordpreis von 107129 Dollar, den eine Enigma in schlechterem Zustand, beim Auktionshaus Christie's gebracht hat – sie war aber auch kein Schnäppchen.“ Deshalb bewahrt er sie momentan noch in einem Tresor auf. Am liebsten wäre ihm aber, dass die Enigma in einem Biberacher Museum oder einem Museum der Region stehen würde, damit sie angeschaut werden kann. Einer Firma aus Friedrichshafen hat Herzhauser seine Enigma schon kurzzeitig ausgeliehen und war bei der dazugehörigen Veranstaltung zur Kryptologie dabei. Er würde auch gerne Projekte mit Schulen machen, bei denen die Schüler die Geschichte der Maschine erarbeiten und er mit dem Original vorbeikommt, um die Verschlüsselung vorzuführen. Sein Wissen und seine Begeisterung darüber, würden allemal für einen halben Schultag reichen.

So funktioniert die Enigma

Die Basis der Chiffrierung der damaligen Funksprüche war ein Codebuch, das für ein Vierteljahr gültig war. An jedem ersten im Monat galt etwa der gleiche Schlüssel. An der Maschine selbst saßen mindestens zwei Menschen, um eine verschlüsselte Nachricht zu verstehen. Einer las die Buchstabenfolge vor und tippte jeden einzeln ab. Der zweite musste die Buchstaben, die oben aufleuchteten, aufschreiben. In der Maschine befinden sich elektronische Kontakte, die einen Stromkreis zwischen Tasten und Glühlämpchen herstellen und immer einen anderen Buchstaben zum Leuchten bringen. Jedes Mal, wenn eine Taste betätigt wird, dreht sich eine Walze im Inneren weiter, sodass immer ein neuer Buchstabe generiert wird. So entstehen Trillionen Code-Möglichkeiten. Um einen Text lesen zu können, muss jede Maschine exakt die gleichen Einstellungen haben: aariable Steckkabel, die einen Buchstaben mit einem anderen verbinden, und die drei- oder vierteilige Walze, die aus acht verschiedenen Zahlenwalzen zusammengesetzt werden kann und vom gleichen Modell sein muss – bei Herzhausers Enigma das D-Modell. Zusätzlich sind die Zahlenwalzen in ihrer Grundposition verstellbar. Vor der Entschlüsselung des Textes müssen die drei oder vier Zahlen der Walzen in die passende Reihenfolge gebracht werden. Erst dann ist es möglich, den Text zu lesen. In England gab es im Zweiten Weltkrieg etwa 10000 Experten und entschlüsselten die Funksprüche der Nazis.