Kreisgebiet
Feuerwehrsenioren pflegen Denkmäler in Frankreich
Biberach / Lesedauer: 4 min

Schwäbische.de
Zehn Feuerwehrsenioren aus dem Kreisgebiet sind erneut in Frankreich gewesen, um im Auftrag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Denkmäler aus dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 instand zu setzen. 2019 waren sie schon einmal in der Gedenkstätte „Spicherer Höhen“ in Lothringen im Einsatz gewesen. Wegen der Corona-Pandemie musste der bereits geplante Termin im vergangenen Jahr ausfallen.
Die gegen Corona geimpften Männer aus verschiedenen Wehren des Landkreises fuhren mit zwei Mannschaftstransportwagen der Feuerwehren Erolzheim und Laupheim nach Spicheren , eine Ortschaft oberhalb von Saarbrücken. Dort wurde am 6. August 1870 im deutsch-französischen Krieg eine verlustreiche Schlacht zwischen Preußen und Frankreich geschlagen, die schließlich die deutsche Seite als Sieger sah.
Die Erstürmung des „Roten Berges“ durch die deutschen Soldaten endete für viele im Kugelhagel der französischen Regimenter, die die Angreifer von oben bekämpften. Auch auf französischer Seite gab es viele Opfer. Nach der Proklamation des Deutschen Reiches 1871 wurden auf dem ehemaligen Schlachtfeld, das inzwischen als Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich gehörte, zahlreiche Denkmäler für die gefallenen deutschen Soldaten errichtet. Heute stehen sie in einem bei Wanderern und Radfahrern beliebten Waldgebiet.
Auf der Säule sitzt jetzt wieder eine Krone
Beim Arbeitseinsatz 2019 konnte in Erfahrung gebracht werden, dass auf der Säule des Denkmals des 2. Brandenburgischen Grenadierregiments Nr. 12 „Prinz Carl von Preussen“ eine Krone aufgesetzt war. Damals reifte der Entschluss, eine solche wieder anzubringen. Trotz der doch enormen Höhe der Säule konnte jetzt unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen eine vergoldete Edelstahlkrone montiert werden, angefertigt von Ernst Notz, ehemaliger Kommandant der Feuerwehr Erolzheim.
Die Hauptaufgabe des Arbeitseinsatzes bestand jedoch darin, die hangabwärts nahe der heutigen deutsch-französischen Grenze stehenden drei Denkmale zu restaurieren, die angebrachten Metallzäune farblich aufzuwerten und die Umgebung zu säubern. An den Sandsteinen der gewaltigen Monumente hatte sich Moos angesetzt; die Fundamente waren marode und am Metallzaun hatte der Rost genagt und die Farbe abblättern lassen.
Moos und Rost entfernt, Platten neu verlegt
Mit dem Hochdruckreiniger rückte man dem Monument des „5. Brandenburgischen Infanterieregiments von Stülpnagel Nr. 48“ zu Leibe. Was von den Rost- und Farbresten am Geländer übrig blieb, musste in zeitraubender Handarbeit abgeschliffen werden. Ein anderer Trupp arbeitete am Denkmal des „Hannoverschen Infanterieregiments Nr. 74“. Da die Arbeiten auf freier Fläche stattfanden, leistete ein Stromerzeuger, von der Feuerwehr Laupheim zur Verfügung gestellt, unschätzbare Dienste. Einige Firmen aus dem Kreis Biberach unterstützten die Einsatzkräfte mit Arbeitsgeräten und Materialien. Der Bauhof Spicheren war zuverlässig zur Stelle, wenn Wasser, Kies und Sonstiges benötigt wurden.
In unmittelbarer Umgebung der Monumente sind schwere Sandsteinplatten verlegt, die teilweise im Boden eingesunken waren. Um den Denkmälern ein ordentliches Aussehen zu geben, entschied man sich, diese auszuheben und neu in Splitt einzubetten. Auch die Fundamente wurden teilweise erneuert, die Außenmauern freigegraben und ebenfalls mit Kies verfüllt.
Der preußische General Bruno von Francois, auch er fiel bei der Erstürmung des „Roten Bergs“, hatte am Sterbeort ein umzäuntes Denkmal mit einem Grabstein erhalten. Der umgebende Metallgitterzaun wurde ebenfalls entrostet und mehrmals neu gestrichen. Dazu kam eine neue Kiesschicht, wodurch der Gedenkort erheblich aufgewertet wurde.
Da die Höhen bei Spicheren ein beliebtes Wandergebiet sind, erachteten die Feuerwehrsenioren es für sinnvoll, zwei Sitzbänke im Bereich der Monumente aufzustellen. Aus Oberschwaben mitgebracht, wurden sie in Absprache mit der Gemeinde Spicheren platziert.
Bewegende Gedenkfeier
Gegen Ende der zweiten Woche waren die Renovierungsarbeiten so weit abgeschlossen, dass die vorgesehene Gedenkfeier stattfinden konnte. An ihr nahmen neben den Feuerwehrangehörigen in Uniform auch der Bürgermeister Claude Klein, Jacques Wagner als Liegenschaftsverwalter des Volksbundes sowie Vertreter der Volksbund-Geschäftsstelle Saarbrücken teil. Alfons Christ vom Kreisfeuerwehrverband Biberach erinnerte in seiner Ansprache an die Kriege zwischen Deutschland und Frankreich, die unsägliches Leid und immer wieder Hass zwischen beiden Völkern hervorgebracht haben.
Auch der Krieg 1870/71 sei so sinnlos gewesen wie alle anderen auch. Nationalismus, Imperialismus und Weltgeltung, das seien die politischen Schlagworte jener Zeit gewesen. Endlich sei es in unserer Zeit gelungen, die Völkerverständigung zu verwirklichen, sagte Christ. Auch unter dieser Prämisse sähen die Feuerwehrangehörigen ihren Arbeitseinsatz auf dem ehemaligen Schlachtfeld.
Bürgermeister Klein lobte das Engagement der Feuerwehrleute, die einen hervorragenden Beitrag zur Versöhnung und Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen leisteten. Nach dem Totengedenken legten er und Christ einen Kranz nieder, während Karl Reich von der Feuerwehr Hailtingen den „Guten Kameraden“ spielte. Beim anschließenden Essen wurden Gastgeschenke ausgetauscht, und es wurde eine erneute Einladung für 2022 ausgesprochen.
Untergebracht war die Gruppe in der Graf-Werder-Kaserne in Saarlouis. Am Wochenende standen Exkursionen an. Die Feuerwehrsenioren besichtigten auch die größte Befestigung der Maginotlinie, Fort Hackenberg. „Auch hier“, so das Fazit der Gruppe, „wurde jedem bewusst, dass Festungsanlagen nicht von Dauer sind und militärische Auseinandersetzungen die Völker nicht zusammenführen, sondern die Menschen in Hass und Elend stürzen.“