StartseiteRegionalRegion BiberachBiberachErhalt der Straßen in Biberach wird teurer

Bisher 2,3 Millionen Euro im Jahr

Erhalt der Straßen in Biberach wird teurer

Biberach / Lesedauer: 4 min

Warum die Stadt künftig noch mehr Geld in ihr Straßen–, Rad– und Fußwegenetz stecken muss und wie hoch die Kosten werden.
Veröffentlicht:03.05.2023, 05:00

Von:
  • Gerd Mägerle
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Etwa 2,3 Millionen Euro hat die Stadt Biberach bisher pro Jahr ausgegeben, um ihr Straßen– und Wegenetz in Schuss zu halten und zu reparieren. Diese Summe wird bei Weitem nicht mehr ausreichen, wenn man den momentan erreichten Standard erhalten will.

Dies hat eine aktuelle Zustandserfassung des gesamten Straßennetzes ergeben. Der Bauausschuss stimmte deshalb einstimmig zu, in diesem Bereich künftig mehr Geld auszugeben.

98 Prozent des städtischen Straßen- und Wegenetz analysiert

Mit Spezialfahrzeugen, bestückt mit vielen Kameras und Messinstrumenten, hatte die Berliner „eagle eye technologies“ rund 98 Prozent der städtischen Straßen, Rad– und Gehwege befahren und deren Zustand analysiert. Anhand von Kriterien wie Ebenheit, Flickstellen, Rissbildung und allgemeinen Oberflächenschäden wurden die Straßen und Wege in Zustandsklassen von 1 (sehr gut) bis 8 (sehr schlecht) eingeteilt.

Dies entspricht der Zustandsklasse 3, also ein guter Zustand.

Kim Gebauer

Ergebnis: Die Verkehrsflächen der Stadt Biberach erreichen einen durchschnittlichen Gesamtwert von 2,3. „Dies entspricht der Zustandsklasse 3, also ein guter Zustand“, sagte Kim Gebauer von „eagle eye technologies“ im Bauausschuss.

Drei Millionen reichen nicht

Aus Sicht der Stadtverwaltung sei dies das Ergebnis des Straßenkatasters, das in den Jahren 2008 bis 2011 entwickelt wurde. Dies diente seither als Grundlage für Straßensanierungen.

Aufgrund von Personalmangel sei es aber in den vergangenen zwölf Jahren nicht fortgeschrieben worden, so Tiefbauamtsleiter Peter Münsch.

Verschiedene Sanierungskonzepte sind möglich

Die Firma „eagle eye technologies“ hat auf Basis ihrer neuen Daten nun für die nächsten zehn Jahre verschiedene neue Sanierungskonzepte entwickelt — abhängig davon, wie viel die Stadt pro Jahr für den Straßenunterhalt ausgeben will.

Setzt man jährlich drei Millionen Euro ein — also etwas mehr als bisher — werde sich der Gesamtzustand um eine Klasse auf 4 verschlechtern, so Gebauer. „Das heißt, sie können selbst mit drei Millionen nicht hin, um den heutigen Zustand zu halten.“ Das hat auch damit zu tun, dass in den vergangenen Jahren weitere neue Straßen hinzugekommen sind, außerdem sind die Preise gestiegen.

Bis zu fünf Millionen sind notwendig

Mit bis zu fünf Millionen Euro pro Jahr wiederum könnte es die Stadt schaffen, zum einen punktuelle, kleinere Instandsetzungen vorzunehmen, zum anderen Straßen und Wege der Zustandsklassen 3 bis 5, die den Hauptanteil des Netzes darstellen, kostengünstig und längerfristig zu erhalten.

Wir sind bereit, das höhere Budget zu bewilligen.

Günter Warth

Straßen und Wege der Klassen 6 bis 8 werden nur punktuell geflickt und erhalten einen Vollausbau, wenn sie komplett kaputt sind. Im Durchschnitt sinke der Zustandsdurchschnitt trotz diesem höheren Invest leicht auf 2,9 ab, so Gebauer. Wie hoch die Investitionssumme pro Jahr genau sein soll, wird in den jeweiligen Haushaltsberatungen entschieden.

Die Vertreter der Fraktionen im Bauausschuss fügten sich ins finanzielle Schicksal. „Wir sind bereit, das höhere Budget zu bewilligen“, sagte Günter Warth (FDP). Das Auto werde weiterhin eine wichtige Rolle spielen, und auch der ÖPNV sei auf gute Straßen angewiesen.

„Wir brauchen gute Straßen“

Es handle sich hier um eine Frage der Nachhaltigkeit, sagte Friedrich Kolesch (CDU). „Wenn wir zu wenig in Straßen und Wege investieren, kostet es uns auf lange Sicht mehr. Wir brauchen gute Straßen für alle Verkehrsmittel.“

Das Konzept sei nachhaltig, lobte auch Rudolf Brüggemann (Grüne). Ihn freue, dass es auch Fuß– und Radwege beinhalte. „Wir sind bereit, mehr Geld in die Hand zu nehmen und tolerieren, dass es trotzdem etwas schlechter wird.

Straßennetz ist bis zu 500 Millionen Euro wert

Die Freien Wähler waren ebenfalls einverstanden, wenn auch zähneknirschend. Zu den Straßen sei in den vergangenen Jahren auch noch die Baulast für viele marode Brücken hinzugekommen, um die sich die Stadt kümmern müsse. „Wir müssen sorgsam mit den Haushaltsmitteln umgehen“, mahnte Magdalena Bopp.

Zustimmung auch von der SPD: Es sei beeindruckend, welcher Wert im Straße– und Wegenetz der Stadt stecke, sagte Waltraud Riek. „eagle eye technologies“ hatte diesen mit 450 bis 500 Millionen Euro angegeben.