Pubertät
Ein Film über Tod, Krebs und Pubertät
Biberach / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Wenn es in einer einzigen Geschichte gleichzeitig um Tod, Krebs und Pubertät geht, dann ist davon auszugehen, dass sie aufwühlt und dass Tränen fließen.
Entsprechend reagierte auch das Biberacher Filmfestpublikum auf „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ von Regisseur André Erklau. Aber es weinte nicht nur, es lachte auch. Denn dieser Spielfilm mit Wotan Wilke Möhring – einem der derzeit meistbeschäftigten deutschen Schauspieler – und der großartigen Entdeckung Helen Woigk in den Hauptrollen bot so viel Situationskomik und amüsante Dialoge, dass die Gefühle der Kinobesucher „hoch und runter“ gingen, wie eine Zuschauerin den Filmschaffenden mit auf den Nachhauseweg gab.
Regisseur Erklau , der mit Helen Woigk, Edin Hasanovic und Christian Koch sowie Produzent Michael Eckelt vor das Publikum trat, gestand, was in ihm zunächst vorging, nachdem er die Buchvorlage von Gernot Gricksch gelesen hatte: „Normalerweise reicht schon eines dieser drei Themen – Tod, Krebs oder Pubertät – um mich in die Flucht zu schlagen.“ Glücklicherweise flüchtete er nicht, sondern schuf eine Tragikomödie, in der die bitteren und dramatischen Momente des Lebens immer wieder durch humoristische Einlagen durchbrochen und aufgelockert werden. Ein Film, der von durchgängig starker Schauspielleistung bis in die Nebenrollen sowie von witzigen Dialogen lebt, und der doch das bittere Thema Tod nie aus den Augen verliert.
Vater Markus (Möhring) ist verzweifelt. Der Unfalltod seiner Frau Babette macht ihn hilflos. Er ist kaum in der Lage, sich selbst, geschweige denn seine pubertierende 15-jährige Tochter Kim (Woigk) zu beschützen, obwohl diese sich nach dem Tod ihrer Mutter nichts sehnlicher wünscht. Und dann erkrankt auch noch Großmutter Gerlinde (Christine Schorn) an Darmkrebs. Weil sie weiß, dass sie Sohn und Enkelin in deren Trauer um Babette nicht noch zusätzlich belasten darf, lässt sie sich für den Zeitraum der ersten Chemotherapie eine Ausrede einfallen: „Ich fahre in den Urlaub. Nach Schloss Neuschwanstein.“ Markus wundert sich zwar zunächst, ist aber dann doch zu sehr in seinen eigenen Problemen gefangen, um sich tiefere Gedanken darüber zu machen.
Nachdem es Gerlinde immer schlechter geht, erzählt ihre Pflegerin Paula (Rosalie Thomass) Markus die Wahrheit, was ihn zwingt, aus seiner Lethargie zu erwachen. Der Film wandelt sich zum Roadmovie, als Kim aus lauter Überforderung aus der Situation ausbricht und mit dem Schulabbrecher Alex (Frederick Lau) nach Dänemark durchbrennt.
„Das Leben ist nichts für Feiglinge“ zeigt, wie Menschen auf den Tod reagieren und welche körperlichen und psychischen Automatismen sich schützend gegen diese Schicksalsschläge einschalten. Zu Recht stolz ist Regisseur Erklau, dass er Nachwuchsschauspielerin Helen Woigk für die Rolle der Kim castete, wie er den Biberachern erzählte: „Ich hoffe, dass ich in 40 Jahren, wenn man mich im Rollstuhl durchs Altersheim schiebt, sagen kann: Die Helen Woigk, die habe ich entdeckt.“