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Details sind beschlossen

Das sind die Gestaltungspläne für die Riedlinger Straße

Biberach / Lesedauer: 5 min

Die neue Planung bringt weitere Verbesserungen für Radfahrer. Es gibt aber auch Kritik an der bestehenden Tempo-30-Regelung.
Veröffentlicht:25.09.2023, 18:00

Von:
  • Gerd Mägerle
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Die Riedlinger Straße soll möglichst noch 2024 umgestaltet werden. Der Bauausschuss hat dazu nun die Details beschlossen. Im Vergleich zu einem Gemeinderatsbeschluss aus dem vergangenen Jahr haben sich nun aber ein paar Dinge verändert ‐ vor allem mit Blick den Fahrradverkehr.

Die Riedlinger Straße, die im Stadtgebiet als B312 verläuft, ist dringend sanierungsbedürftig. Diese Arbeiten dürfen laut Baubürgermeister Christian Kuhlmann nicht aufgeschoben werden. Weil die Straße also ohnehin neu gemacht werden muss, will die Stadtverwaltung dies nutzen, um sie auch gestalterisch zu verändern. Denn dafür gibt es dann Fördermittel von Land und Bund.

Um die rund 850 Bewohner entlang der Straße vor Lärm besser zu schützen, gilt dort seit November 2022 ganztägig Tempo 30. Den gewünschte Effekt stellt so mancher Anlieger allerdings in Frage.

Fahrbahn wird enger

Mit der Umgestaltung der Straße soll die Fahrbahn verengt werden. Dies geschieht bereits mit Blick auf den noch zu bauenden B30-Aufstieg und der Verlagerung des Schwerlast-Durchgangsverkehrs auf die Nordwest-Umfahrung. Im Gegenzug sollen der Fußgänger- und Radfahrverkehr sowie der ÖPNV gestärkt und mehr Bäume gepflanzt werden.

Um die 38 heute bestehenden öffentlichen Stellplätze in der Riedlinger Straße zu erhalten, hatte der Gemeinderat voriges Jahr beschlossen, einen Radfahrstreifen (durchgezogene Linie; Autos dürfen sie nicht überfahren) nur in Fahrtrichtung stadtauswärts anzulegen. Stadteinwärts sollte ein Radweg entlang von Steigmühl- und Wolfentalstraße angeboten werden. Dem stimmte das Regierungspräsidium (RP) Tübingen zunächst zu, änderte seine Meinung aber diesen Sommer und plädierte für ein Radfahrangebot in beide Richtungen.

Schutzstreifen für Radler in beide Richtungen

Der Bauausschuss hat sich nun nach längerer Beratung dafür entschieden, in beide Fahrtrichtungen einen jeweils 1,50 Meter breiten Radfahrschutzstreifen (gestrichelte Linie; Autos dürfen ihn befahren, wenn sie den Radverkehr nicht gefährden). Die reine Fahrbahnbreite von mindestens 4,85 Meter erhöht sich dadurch auf mindestens 7,85 Meter.

Beidseitig der Straße werden außerdem barrierefreie Gehwege mit jeweils mindestens 2,30 Meter Breite angelegt. Zwischen Gehweg und Radfahrschutzstreifen sollen beidseitig rund 50 Bäume gepflanzt werden, Vier Bushaltestellen werden zu barrierefreien Buskaps umgebaut.

36 Stellplätze sollen bleiben

Trotz der geänderten Planung können 36 der 38 öffentlichen Stellplätze erhalten werden. Sieben davon liegen allerdings in sogenannten Sichtdreiecken privater Ausfahrten. „Das bedeutet, dass man aufpassen und langsam aus den Ausfahrten herausfahren und auf den Verkehr achten muss“, so Kuhlmann. Vom Ordnungsamt werden diese sieben Parkplätze allerdings kritisch gesehen. Zu Gunsten der Parkplätze entfallen die Linksabbiegerspur in den Schlierholzweg und auch der Zebrastreifen in diesem Bereich.

Die gesamte Maßnahme kostet rund 4,84 Millionen Euro, wovon die Stadt etwa 2,3 Millionen Euro bezahlen muss. Den Rest gibt es von Land und Bund als Zuschuss.

Keine Mehrheit gab es im Ausschuss für den Bau eines Kreisverkehrs anstelle der Einmündung Riedlinger Straße/Steigmühlstraße. Aus Sicht des Ordnungsamts ist dies ein Unfallschwerpunkt für stadteinwärts fahrende Radler. Während Grüne und SPD sich dafür aussprachen, wurde er von einer Mehrheit aus CDU, Freien Wählern und FDP abgelehnt. Als Gründe wurden die Mehrkosten, die zusätzliche Flächenversiegelung und die längere Bauzeit genannt.

Kritik der Zahnarztpraxis

Friedrich Kolesch (CDU) wies darauf hin, dass die Straße auch künftig von Bussen und Lkws, die in die Stadt müssen befahren werde. „Die Fahrbahn wird künftig sehr schmal. Aber durch die überfahrbaren Radfahrschutzstreifen ist das für uns okay.“

Er wies auch auf die Kritik der Zahnarztpraxis Kammerlander in der Riedlinger Straße hin, die sich wegen der entfallenden Stellplätze und eines möglichen Baums direkt vor der Eingangstür an die Stadträte und die Stadt gewandt hatte. „Da sollte es zumindest eine Haltemöglichkeit geben, um Patienten auszuladen“, forderte er wie auch die Vertreter der anderen Fraktionen. Beide Punkte werde man prüfen, sicherte Kuhlmann zu.

Rudolf Brüggemann (Grüne) war nicht einverstanden mit dem Wegfall des Zebrastreifens im Bereich Schlierholzweg. Ein entsprechender Antrag wurde aber mit sieben zu acht Stimmen abgelehnt.

Rücksicht auf Tankstelle nehmen

Flavia Gutermann (Freie Wähler) wies auf die Kritik einiger Anwohner hin, dass die Tempo-30-Regelung inzwischen zu mehr Stop-and-Go-Verkehr und damit verbundenem Lärm und Emissionen führe. „Wenn der Verkehr nicht fließt, bringt uns das nichts.“ Während der Bauarbeiten müsse auf die Anfahrbarkeit der Tankstelle in der Riedlinger Straße geachtet werden. „Diese wird ohnehin wirtschaftlichen Schaden durch den Umbau erleiden.“

Was die Tempo-30-Regelung betreffe, erhebe das Ordnungsamt derzeit Zahlen über Verstöße, so Kuhlmann. Aktuell könne er dazu noch kein Statement abgeben.

Waltraud Riek (SPD) wollte wissen, ob die Radfahrschutzstreifen nach dem Bau des B30-Aufstiegs in Radfahrstreifen umgewidmet werden können. Das sei nicht möglich, so Kuhlmann.

Frage nach der Aufenthaltsqualität

Günter Warth (FDP) stellte die Frage, warum es für die Riedlinger Straße eine Steigerung der Aufenthaltsqualität brauche. Es gebe dort wenig Fußgängerverkehr. Für was es denn Gehwege in dieser Breite brauche. Er befürchte dadurch weitere Probleme für den Auto- und Lkw-Verkehr.

Die Straße erhalte durch die Umgestaltung einen komplett neuen Charakter, sagte Kuhlmann. „Wir wollen ‐ auch mit Blick auf das neue Wohngebiet Hirschberg ‐ dass die Leute dort gerne entlang gehen und mit dem Rad fahren.“

Schließlich votierte das Gremium einstimmig für die eingangs beschriebene Lösung, auch wenn Grüne und SPD gerne noch den Kreisverkehr gehabt hätten.