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Bistumsreform

Demo am Dom: Protest gegen Bistumsreform in Augsburg

Augsburg / Lesedauer: 3 min

Angst um geistliches Leben auf dem Land treibt 2500 Katholiken auf den Domplatz
Veröffentlicht:21.04.2012, 16:30

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Sie fordern Wortgottesdienste an Sonntagen, Laienrechte und vor allem eines: den Dialog mit dem Augsburger Bischof. 2500 Katholiken versammeln sich auf dem Domplatz und machen ihrer Sorge und ihrem Ärger Luft. Ein Ende des Streits um die Reform ist nicht abzusehen.

Es ist ein eindrucksvolles Bild, das sich am Samstag auf dem Augsburger Domplatz bietet. Katholiken aus der gesamten Diözese sind angereist, um ihren Unmut über die geplante Bistumsreform öffentlich zu machen und Bischof Konrad Zdarsa zum Dialog aufzufordern. 2500 Teilnehmer sind es nach Schätzung der Polizei. Unter strahlend blauem Himmel halten viele von ihnen Plakate und Schilder in die Luft. Sie haben Angst um ihre Dorfkirche und das gemeinschaftliche Leben in der Pfarrei. „Des is unsa Kircha und do san mia dahoam“ steht auf einem Schild, „Dialog statt Diktat“ ist auf einem anderen zu lesen.

Zu der Kundgebung aufgerufen hat der Initiativkreis Bistumsreform. Er betont, es gehe nicht um einen Protest gegen den Bischof persönlich oder gegen die Diözesanleitung. Doch nicht alle Teilnehmer sehen das so. Ein Mann etwa trägt ein rotes Schild auf dem Rücken mit der Aufschrift „Stoppt Zdarsa und Co!“.

Kurz vor Beginn der Kundgebung hängt plötzlich ein Zettel an der Tür zum Dom: „Wegen Reinigungsarbeiten geschlossen.“ Viele Teilnehmer reagieren verärgert — sie werten die Schließung als Reaktion des Bistums auf die Kundgebung. „Das ist typisch für die Situation: Man sperrt sich ein“, sagt der ehemalige Pfarrer aus dem oberbayerischen Murnau, Helmut Enemoser.

Die Kundgebung beginnt symbolisch um 11.55 Uhr. „Es ist buchstäblich fünf vor zwölf. Das ist nicht zu spät, aber das ist höchste Zeit, dass der Dialog über die Bistumsreform stattfindet“, ruft der Redner des Initiativkreises, Robert Sauter . „Anstelle eines respektvollen, offenen Dialogs wurde vom Bischof schon das Ergebnis verkündet, das am Ende rauskommen soll.“ Gegen dieses Ergebnis gibt es seit Monaten Proteste. Bischof Zdarsa plant, in großem Stil Pfarreien zusammenzulegen, Pfarrgemeinderäte durch Pastoralräte zu ersetzen und von Laien gefeierte Wortgottesdienste an Sonntagen weitgehend zu streichen. Hintergrund der „Pastoralen Raumplanung 2025“ ist vor allem der Priestermangel in der katholischen Kirche.

Das Bistum hatte sich zuvor gegen die Kundgebung ausgesprochen. „Eine solche Veranstaltung ist dem Dialog nicht zuträglich“, erklärte Bistumssprecher Markus Kremser. Der Domplatz sei auch sicher nicht der richtige Ort für den Dialog. Die Argumentation stößt bei Sauter vom Initiativkreis auf Unverständnis. „Welchen anderen Platz sollen wir denn wählen als den Domplatz als geistliches Zentrum der Kirche?“ Die Gläubigen wollten ihre Meinung öffentlich machen — „das kann man nicht im Verborgenen tun“. Er habe gehofft, dass der Bischof zur Kundgebung komme — dessen Absage habe ihn aber nicht überrascht.

Vom Dialog mit dem Bischof ausgeschlossen fühlen sich viele Teilnehmer der Kundgebung. „Ich fühle mich überhaupt nicht ernst genommen“, sagt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Cordula Sindlhauser aus dem oberbayerischen Benediktbeuern. Sie fürchte, als Laiin zur Kaffeekocherin herabgestuft zu werden. „Dialog findet gar nicht statt.“ Ohne Wortgottesdienste am Sonntag hätten viele Menschen keine Möglichkeit mehr, einen Gottesdienst zu besuchen, weil sie dafür weit fahren müssten, kritisiert sie. Auf einem Transparent heißt es dazu passend: „Wir wollen Pfarrgemeinde, nicht Fahrgemeinde sein.“

Vorwürfe, Zdarsa verschließe sich dem Dialog, weist Sprecher Kremser zurück. „Der Bischof spricht an vielen Orten mit den Pfarrgemeinderäten, mit Mitgliedern der Kirchenverwaltung und mit Priestern.“ Dabei gehe es auch um die Inhalte der Reform. „Aber die Eckpunkte sind klar.“ Allein in den vergangenen drei Monaten habe es weit mehr als 40 Gespräche mit den unterschiedlichsten Gremien gegeben. Dass der Bischof nicht an der Kundgebung teilnehme, sei keine Dialogverweigerung, heißt es von der Bistumsleitung.