Hubschrauber versus Windkraft

Ein Polittheater um die Windräder im Altdorfer Wald

Stuttgart / Lesedauer: 2 min

Das Hin und Her um den Windpark im Altdorfer Wald zeigt, woran es in Deutschland hakt, kommentiert Katja Korf.
Veröffentlicht:03.02.2023, 05:00
Aktualisiert:02.02.2023, 01:00

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Es wirkt wie Polittheater, was sich wegen der Windräder im Altdorfer Wald zwischen Berlin, Bonn und Stuttgart abgespielt hat. Wohlgemerkt: es handelt sich um eines der größten Vorhaben in Baden-Württemberg, eines der Prestigeprojekte der grün-schwarzen Landesregierung.

Mehr als 40 Rotoren sollen sich in einigen Jahren auf der Anhöhe im Kreis Ravensburg drehen. Auf solche ist man im Südwesten dringend angewiesen, weil sich Baden-Württemberg trotz mittlerweile fast zwölf Jahren grüner Mehrheit weiterhin weniger vorangeht als anderswo.

Windkraft-Ziele bereits einkassiert

Sowohl Grüne, als auch die CDU, wollen mit den Ausschreibungen im Staatswald beweisen, dass es besser geht. Bürokratie soll abgebaut werden, eine Taskforce kümmert sich, das Widerspruchsverfahren gegen solche Anlagen wurde abgekürzt.

Streit mit Bundeswehr um Windpark im Altdorfer Wald beendet?
Konflikt um Windräder

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qStuttgart

Wegen Flügen der Bundeswehr: Windpark im Altdorfer Wald vor dem Aus?
Windpark

Wegen Flügen der Bundeswehr: Windpark im Altdorfer Wald vor dem Aus?

qRavensburg

Alles richtig und sinnvoll, aber auch mit großen Worten verkündet und öffentlich beworben. Und das, bevor man die Früchte wirklich sieht. Die ausgegebene Ziele von 1000 Windrädern bis 2026 musste Ministerpräsident Winfried Kretschmann einkassieren.

Mindestens ebenso wichtig ist beiden Koalitionspartner der Abbau unnötiger Bürokratie. CDU-Fraktionschef Manuel Hagel fordert mutig, für jede neue Vorgabe zwei alte zu streichen. Kretschmann hat das Thema zu einem der Kernvorhaben seiner dritten und wohl letzten Amtszeit erklärt. Auch hier ist der Erfolg bislang noch nicht sichtbar.

Debatte zeigt, woran es in Deutschland hapert

Und mal ehrlich: Ob feindliche Dienste nicht selbst auf die Idee kommen könnten, dass Bundeswehr-Hubschrauber irgendwo zwischen Bodensee und ihrem öffentlich bekannten Standort Laupheim herumfliegen, kann man sich getrost fragen.

Leider zeigt die Debatte um den Altdorfer Wald beispielhaft, woran es nach wie vor hapert in Deutschland. Viele Behörden sind beteiligt, in Kommunen, Land und Bund.

Altdorfer Wald: Verwirrung um Hubschrauber und Windräder
Erneuerbare Energien

Altdorfer Wald: Verwirrung um Hubschrauber und Windräder

qRavensburg/Allgäu

Wer wann wem welche Informationen gibt oder geben sollte, bleibt für Außenstehende nebulös. Die jeweils politisch Verantwortlichen gehören unterschiedlichen Parteien an, was sich nicht förderlich auswirkt. Es entsteht ein Bild von Chaos und Uneinigkeit.

Vertrauen verspielt

Dabei muss allen Beteiligten klar sein: Wer die Energiewende nun wirklich voranbringen will, wird auf Widerstände und Vorbehalten der Bürger stoßen.

Nicht jeder und jede freut sich über 40 Anlagen auf einem der markantesten Höhenzüge der Region, nicht jede möchte in der Nähe wohnen, nicht jeder denkt, dass man auch im relativ windarmen Südwesten Rotoren bauen sollte.

Wer aber Vertrauen auch für schwierige Projekte will, muss es sich verdienen. Der Fall Altdorfer Wald illustriert leider, wie es nicht geht.