Kommunikationspanne
NSU-Ausschuss vermutet weitere Kommunikationspanne
Baden-Württemberg / Lesedauer: 2 min

Der NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags ist einer weiteren Kommunikationspanne zwischen Ermittlungsbehörden auf der Spur. Das wurde bei einer Sitzung am Freitag in Stuttgart deutlich.
Der Ausschuss untersucht, ob die Rechtsterroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds ( NSU ) Helfer in Baden-Württemberg hatten. Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sollen in den Jahren zwischen 2000 und 2007 mehrere Morde begangen haben. Sie hatten vor ihrem Abtauchen in den Untergrund im Jahr 2001 enge Kontakte nach Baden-Württemberg.
„Uns liegen Informationen darüber vor, dass die Telekommunikation des NSU ab 1998 von Ermittlern in Thüringen überwacht wurde“, sagte der Vorsitzende des Ausschusses, Wolfgang Drexler (SPD), am Freitag. Doch offenbar wussten die Beamten, die ab 2012 in Baden-Württemberg das NSU-Umfeld im Land ausleuchten sollten, nichts davon. Das sagte die ehemalige Leiterin der entsprechenden Ermittlungsgruppe des Landeskriminalamtes am Freitag. Sie war als Zeugin vor den Ausschuss geladen.
Für Drexler ist dies ein weiterer Beleg für fehlende Abstimmung zwischen Behörden der Länder und im Bund. Ende der 1990er-Jahre waren vor allem Zschäpe und Mundlos häufiger im Raum Ludwigsburg. Dort besuchten sie Freunde aus der rechtsextremen Szene. Deshalb liegt für Drexler nahe, dass es damals auch Telefonate zwischen dem NSU-Trio und Unterstützern in Baden-Württemberg gab. Über diese hätte die Telekommunikations-Überwachung der Thüringer Ermittler Aufschluss geben können – doch deren Protokolle gelangten wohl nicht in die Hände der Polizei in Baden-Württemberg.
Bereits zuvor hatte eine ähnliche Panne den Ausschuss irritiert. In Thüringen fand die Polizei eine Liste mit Kontakten des NSU, darauf Namen aus Baden-Württemberg. Sie gelangte erst rund zehn Jahre nach ihrem Auftauchen zu Ermittlern des LKA Stuttgart.