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Ballungsraum

Mit Metropol-Expresszügen nach Stuttgart

Baden-Württemberg / Lesedauer: 3 min

Bis 2025 soll sich das Dauerstauproblem in der Landeshauptstadt in Wohlgefallen auflösen
Veröffentlicht:11.11.2014, 18:51

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Der Ballungsraum Stuttgart ist weit über seine Gemarkungen hinaus attraktiv. Als Wirtschaftsstandort. Als Kulturzentrum. Als politische Hauptbühne des Landes. Der Ballungsraum Stuttgart leidet aber mehr als alle anderen Regionen des Landes unter Dauerstaus. Ein modifiziertes Landesgesetz soll dazu beitragen, Schritt für Schritt bis 2025 aus der Problem- eine Vorzeigeregion zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV).

Schon 1994 hat die damalige Landesregierung für den Großraum Stuttgart eine Sonderregelung geschaffen und den Verband „Region Stuttgart" mit eigenem Regionalparlament ins Leben gerufen. Darauf beruft sich am Dienstag auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Er habe kein Problem mit dieser Sonderrolle. „Wir haben viele andere Oberzentren im Land. Aber das wirtschaftliche Herz schlägt hier besonders stark.“ Verkehrsprobleme sind die Folge. Das Image, die Stauregion Deutschlands zu sein, ist kein Ruhmesblatt ausgerechnet in jenem Land, in dem die Automobilindustrie so stark den Takt angibt.

„Ehrgeiziges Programm"

Wie komme ich nach Stuttgart? In Zukunft rollen Metropol-Expresszüge mit wenigen Halts in den Großraum Stuttgart – von Aalen, von Tübingen, von Heilbronn. Deutlich verbessert werden soll das Angebot im S-Bahn-Netz. Dieses verläuft bislang sternförmig über den Stuttgarter Hauptbahnhof. Express-Buslinien sollen dafür sorgen, dass auf den Querverbindungen neue Angebote entstehen. „Das Programm ist ehrgeizig. Aber alle Partner wissen jetzt, was sie machen müssen“, sagt Verkehrsminister Winfried Hermann . Dazu gehört auch ein über die Landeshauptstadt und die Landkreise hinweg koordiniertes Parkplatzangebot. Pendler und Tagestouristen sollen möglichst weit vor dem Stuttgarter Talkessel auf die Bahn umsteigen. Um 20 Prozent will die Region die Fahrgastzahlen ausbauen.

Die Stuttgarter Staus sind auch Folge eines über Jahre hinweg gepflegten Misstrauens zwischen den unterschiedlich aufgestellten Partnern. Die Landeshauptstadt stand im (schlechten) Ruf, ihre Verkehrsnöte ohne Gegenleistung am liebsten in den benachbarten Landkreisen abzuladen. Die saßen zwar auch im Regionalparlament. Im eigenen Zuständigkeitsbereich aber war von Gemeinsinn nicht viel die Rede.

Im Frühjahr 2014 rauften sich die politischen Ebenen zusammen. „Es ging auch darum, dass die Angebote der Zukunft vor Kreisgrenzen nicht haltmachen dürfen,“ sagt Hermann am Dienstag. Die Kosten für die langfristig geplanten neuen Zugangebote muss aber das Land stemmen. Die Kommunen und Kreise übernehmen die Busse. Am Dienstag wurden den Anbietern die Ausschreibungsunterlagen für die drei Stuttgarter Netze im Regionalverkehr geschickt. Darin enthalten sind bereits die zusätzlichen Verbindungen.

Der mittlerweile in 20 kleinere Lose aufgeteilte alte Verkehrsvertrag des Landes bindet fast 50 Prozent der Ausgaben für den öffentlichen Nahverkehr nur in der Region Stuttgart. Auch daraus lässt sich aus der Historie ablesen, dass die Landeshauptstadt einen Sonderstatus genießt.