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Betreuungsplatz

Mehr Kinder pro Erzieher: Land will Standards absenken

Angesichts der Krise, der hohen Zahl an Flüchtlingskindern und des Erziehermangels will die Landesregierung auf gewisse Standards in der Kinderbetreuung verzichten. So sollen bald doch wieder größere Gruppen in Kitas erlaubt werden. Man arbeite derzeit an einer Regelung für eine Überschreitung der Höchstgruppenstärke, teilte eine Regierungssprecherin am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur mit. Eine solche Ausnahmeregelung gab es bis zuletzt bereits wegen der Corona-Pandemie. Wie die konkrete Ausgestaltung aussehen soll, ist nach Auskunft des Staatsministeriums noch unklar. Eine Überschreitung der Höchstgruppenstärke werde in konkreten Notsituationen bereits jetzt geduldet, so die Sprecherin.< / Lesedauer: 2 min

Mehr Kinder pro Erzieher: Land will Standards absenken
Veröffentlicht:13.09.2022, 12:44
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hatten gefordert, die coronabedingten Ausnahmen in Kitas für die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher pro Gruppe zu verlängern. Im kommenden Kita-Jahr bekämen Tausende Kinder keinen Betreuungsplatz, warnten die Kommunen Ende Juli. Das Kultusministerium hingegen hatte zunächst nicht vor, die coronabedingten Ausnahmen für die Gruppengrößen über den 31. August hinaus zu verlängern. Grund sei die Sorge, dass Erzieherinnen und Erzieher wegen der Belastung durch zu große Gruppen ihren Job aufgeben.

Die SPD-Fraktion kritisierte die Ankündigung des Landes. «Grün-Schwarz hat sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht und die Kita-Kinder müssen es jetzt büßen», sagte Daniel Born. Die Erhöhung der Gruppengröße dürfe nur das letzte Mittel sein. «An diesem Punkt sind wir jetzt, weil Grün-Schwarz die Hilferufe der Fachkräfte, Eltern und Kommunen schon zu lange ignoriert hat.» Es brauche eine «gute Fachkraft-Kind-Relation für gute pädagogische Arbeit». Die Regierung vergraule mit der Entscheidung potenziell auch weitere Fachkräfte in den Kitas.

Die FDP stieß in das gleiche Horn. Kretschmann könne sich damit jegliche Imagekampagne für den Beruf der Erzieherin beziehungsweise des Erziehers sparen, sagte der Sprecher für frühkindliche Bildung der FDP-Fraktion, Dennis Birnstock. «Denn bei zu wenigen Fachkräften muss der Beruf attraktiver werden statt unattraktiver. Daher brauchen wir mehr Personal statt weniger.» Birnstock sprach sich unter anderem für einen erleichterten Zugang für Quereinsteiger und schnellere Anerkennungen ausländischer Fachkräfte aus. «Keinesfalls stehen wir Freien Demokraten hinter der Devise: mehr Arbeit auf weniger Schultern.»

© dpa-infocom, dpa:220913-99-741796/5