StartseiteRegionalBaden-Württemberg„Der Wolf kommt“: Wolfs-Debatte wird immer hitziger geführt

Podiumsdiskussion

„Der Wolf kommt“: Wolfs-Debatte wird immer hitziger geführt

Ennetach / Lesedauer: 4 min

Teils emotionale Podiumsdiskussion im Gasthaus Adler
Veröffentlicht:29.01.2019, 18:06

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  • Schwäbische.de
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Der Wolf ist ein Thema, das die Gemüter erregt. Das ist auch bei der Podiumsdiskussion „Wölfe – schützen oder schießen?“ der katholischen Landvolk-Bewegung deutlich geworden. Sehr viele Interessierte, darunter unter anderem Jäger, Landwirte und Naturschützer, kamen zu der Diskussion am Montagabend ins Gasthaus Adler, das brechend voll war.

Das konfliktreiche Thema, die Enge und Wärme in der Gaststätte, eine Luft zum Schneiden – je länger der Abend andauerte, desto hitziger wurde stellenweise die Diskussion. Keinen leichten Stand hatten besonders die Nabu-Wolfsbotschafterin Sabine Häring und die Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden (Grüne). „Sie brauchen nicht hämisch zu lachen“, kommentierte Bogner-Unden einmal das Gelächter von einigen Zuhörern nach einer ihrer Aussagen. An der Podiumsdiskussion nahmen noch Klaus Burger (CDU), Kreisjägermeister Hans-Jürgen Klaiber, Weidetier-Landwirt Karl Ederle und Armin Hafner , Fachberater für Wolf und Luchs, teil. Moderator war der Agraringenieur Bernhard Nägele.

„Ich bin der Meinung, wir können mit dem Wolf leben“, sagte Sabine Häring. „Unsere Meinung vom Nabu ist, dass wir die Tierhalter unterstützen müssen.“ Weidetier-Landwirt Karl Ederle berichtete, dass er seine Weidetierhaltung am Albtrauf aufgeben müsse, wenn der Wolf kommt.

„Den Wolf kann ich nicht auszäunen“, meinte er mit Blick auf die Verhältnisse am Albtrauf und auf Zäune, die vor dem Wolf schützen sollen. Andrea Bogner-Unden sagte mit Bezug auf das Thema des Abends, man könne beides: Den Wolf einerseits schützen, andererseits aber auch „Problemwölfe“ gezielt erschießen.

Konflikte mit dem Wolf

Unumgänglich sind Konflikte zwischen Wolf und Mensch laut Klaus Burger. „Es kann nicht konfliktfrei gehen“, sagte er. Er warnte: „Wenn der Wolf einzieht, werden wir die Weidehaltung verlieren.“ Mit diesem Verlust gehe dann auch ein schwindender Artenschutz einher, warnte er mehrmals an dem Abend. Kreisjägermeister Klaiber erinnerte daran, dass es in Europa, beispielsweise Kroatien oder Spanien, Wölfe gebe. „Der ist nirgends das Problem so wie bei uns. Weil geregelt ist, wie man mit ihm umgeht.“

Wenn der Wolf einzieht, werden wir die Weidehaltung verlieren.

Klaiber kritisierte, dass die Jäger keine Rechtssicherheit beim Umgang mit dem Wolf hätten. Er machte auch deutlich, dass die Jäger nicht erpicht darauf wären, die Wolfsbestände eines Tages zu regulieren. Die Jäger hätten keine Lust darauf, dann Morddrohungen von Tierschützern zu bekommen oder zu erleben, wie das eigene Haus mit Farbe besprüht werde.

„Da sind wir Jäger gar nicht scharf drauf“, sagte er. „Wir werden uns beim Wolf nur engagieren, wenn das von allen Gruppierungen getragen wird“, sagte er weiter im Namen der Jäger und mit Blick auf radikale Tierschützer. Dass die Jäger nämlich die „Totschießer“ seien, und die Anderen dann die Tierschützer, das würden die Jäger nicht mitmachen.

Derzeit, das wurde an dem Abend auch erläutert, unterliegt der Wolf dem Naturschutzrecht und nicht dem Jagdrecht, er darf also nicht gejagt werden. Verhaltensauffällige Wölfe dürfen aber „entnommen“, also getötet, werden. „Der Wolf kommt“, hat Wolf- und Luchs-Experte Armin Hafner keine Zweifel über die Ankunft des Wolfes in der Region. Einen in Baden-Württemberg lebenden Wolf gebe es derzeit im Nordschwarzwald. Diskutiert wurde an dem Abend, ob beispielsweise Schafe und Kühe mit einem Zaun vor dem Wolf geschützt werden können oder nicht.

Wenn genug Strom auf dem Zaun ist, dann geht auch der Wolf in der Regel nicht rein

Armin Hafner berichtete von den Erfahrungen der Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt, in denen schon länger Wölfe leben. „Wenn genug Strom auf dem Zaun ist, dann geht auch der Wolf in der Regel nicht rein“, sagte er.

Beim Wolf spiele die Stromstärke eine große Rolle. Wölfe überspringen normalerweise keine Zäune“, sagte er weiter – es könne aber auch vorkommen, dass sich ein Wolf „spezialisiere“ und dann doch einen Zaun überwinde. Grundsätzlich sei der richtige Zaunbau wichtig: „Der Wolf verzeiht keine Fehler“, so Hafner.