StartseiteRegionalBaden-WürttembergBalsam auf die Seele der CDU: Manuel Hagel schwört seine Partei ein

Neuer CDU-Landeschef

Balsam auf die Seele der CDU: Manuel Hagel schwört seine Partei ein

Baden-Württemberg / Lesedauer: 4 min

Er will die CDU wieder zur stärksten Kraft in Baden-Württemberg machen: Manuel Hagel aus Ehingen. Wie das gelingen soll ‐ und mit wem auf keinen Fall.
Veröffentlicht:19.11.2023, 09:00

Von:
  • Katja Korf
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Schwäbische Zufriedenheit klingt so: „Wir waren schon mal schlechter“, sagte ein Mitglied der CDU-Landesspitze am Ende des Parteitags in Reutlingen am Samstag. Dabei könnte sich die Südwest-Union an diesem Tag etwas mehr Eigenlob gönnen.

Sie hat den Machtwechsel von Thomas Strobl (63) zu Manuel Hagel (35) reibungslos organisiert, dem Neuen mit einem Spitzenergebnis von 91,5 Prozent einen hervorragenden Start bereitet. Gegenkandidaten gab es keine, Strobl hatte schon vor dem Parteitag seinen Verzicht erklärt und Hagel als Nachfolger vorgeschlagen. Von den lange üblichen Misstönen und Grabenkämpfen war nichts zu hören.

Strobl übernahm die CDU-Führung in der Krise

Um zu verstehen, warum Reutlingen ein Erfolg für die Landespartei ist, lohnt ein Blick zurück. Als Strobl 2011 den Vorsitz übernahm, hatte die CDU unter Stefan Mappus gerade ihre Spitzenposition im Land verloren ‐ zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Grüne und SPD regierten, die CDU musste die harten Oppositionsbänke drücken. 2016 scheiterte Guido Wolf, 2021 Susanne Eisenmann beim Versuch, die Machtverhältnisse wieder zu Gunsten ihrer Partei zu verändern.

Immerhin reichte es ab 2016 trotz zwei herber Niederlagen für eine Regierungsbeteiligung ‐ allerdings als Juniorpartner unter Führung von Winfried Kretschmann (Grüne).

Nicht sehr populär in der eigenen Partei

Strobl war derweil bei den Seinen nicht besonders beliebt, verlor das Rennen um die Spitzenkandidatur gegen Wolf und kehrte dennoch 2016 aus der Bundespolitik nach Stuttgart zurück, als die CDU wie schon 2011 am Boden lag. Trotz massiven Störfeuers besonders aus der CDU-Landtagsfraktion blieb Strobl und war ein Garant für die Stabilität der grün-schwarzen Koalition.

2021 war es wiederum Strobl, der übernahm, als Eisenmann sich nach der Niederlage zurückzog. Richtig danken wollten es viele CDU-Mitglieder Strobl nicht ‐ bei seiner letzten Wiederwahl vor zwei Jahren erzielte er, obwohl ohne Gegenkandidat, nur knapp 67 Prozent der Stimmen.

Auch unter diesem Eindruck und angesichts der wachsender Popularität Hagels zog sich Strobl nun zurück. Die Landesregierung funktioniere, die Landespartei präsentiere sich geeint und stark wie selten, Hagel sei der Richtige als Nachfolger, begründet Strobl den Schritt am Samstag.

Hagel streichelt die Seele der CDU

Der so Gelobte bewies in seiner Bewerbungsrede, warum er in den eigenen Reihen als Hoffnungsträger gilt. In seiner Rede streichelte er die CDU-Seele mit Herzensanliegen der Partei: Begrenzung der Migration, Wahrung christlicher Werte, Leistungsprinzip. Sätze wie „Wer ein Kalifat will und wer eine Scharia in Deutschland will, der muss wissen: Bei uns macht das Parlament die Gesetze und nicht der Prophet“ lösten Szenenapplaus aus.

Vehement erteilte er einer Zusammenarbeit mit der AfD eine Absage: „Wir werden mit diesen Leuten nichts mache. Das ist kein Alternative für Deutschland, sondern eine Schande für Deutschland.“ Strobl hatte es zuvor auf den Nenner „Niemals mit Nazis!“ gebracht.

„Agenda der Zuversicht“ für Baden-Württemberg

Hagel verordnete dem Land eine Agenda der Zuversicht. Baden-Württemberg müsse wieder an die Spitze, bei der Bildung, bei Technologien etwa für den Klimaschutz. Sicher sollten sich die Bürger fühlen, der Traum von den eigenen vier Wänden müsse erreichbar bleiben, kein Platz dürfe sein für „Ichlinge“ und „Spalter“.

Jeder verdiene eine Chance, sie zu nutzen, liege am Einzelnen, sagte Hagel: „Uns ist wurscht, woher jemand kommt, welcher Hautfarbe jemand er hat, welche Sprache er spricht, welche Religion er hat oder wen er liebt. In meiner Idee von Baden-Württemberg hat jeder Chancen, wenn er sich auf den Hosenboden setzt.

Hagel: „Wir wollen dieses Land entfesseln“

Sein Rezept unter anderem: „Wie werden die Probleme nicht lösen mit Verboten und Regeln, sondern mit Technik und Innovation“. Weniger Bürokratie brauche es dazu, um besonders Handwerkern und Mittelstand das Geschäft zu erleichtern. „Wir wollen dieses Land endlich wieder entfesseln.“

Wohin er die Landespartei politisch lenken will, beschrieb der 35-Jährige so: „Jeder, der die CDU weiter nach rechts oder links will, hat alles im Sinn, nur keine starke Volkspartei“.

Hohe Ziele für die kommenden Wahlen

Eine solche will Hagel nun führen ‐ und zwar ganz nach oben. Seit 2021 ist der Ehinger bereits Vorsitzender der Abgeordneten im Stuttgarter Parlament. Mit dem neuen Amt gilt er aktuell als erste Wahl für die Spitzenkandidatur bei den Landtagswahlen 2026.

Der amtierenden Regierungschef Kretschmann tritt dann nicht noch einmal an. Dessen Fans rief Hagel in Reutlingen zu: „Ich verspreche heute eins für die CDU: Das politische Erbe des Winfried Kretschmann wird bei uns in guten Händen sein.“