Klau am Bau
Akkuschrauber und Kabel sind begehrt: Diebstähle auf Baustellen nehmen zu
Baden-Württemberg / Lesedauer: 5 min

Katharina Carle
144 Abdichtrollen mit einem Gewicht von 2,4 Tonnen, gestohlen von einer Baustelle in Aulendorf. Die Diebe sägten mutmaßlich das Schloss durch und brachten die Beute wohl mit einem Kleintransporter weg.
Dieser Fall vom April ist nur ein Beispiel für Diebstähle von Baustellen. Ob ein aufgebrochener Container, geklaute Werkzeuge aus dem Rohbau gestohlen, abgesaugter Diesel aus Baustellenfahrzeugen, die Liste solcher Polizeimeldungen ist lang. Und die Zahl der Fälle steigt.
200 Diebstähle mehr als 2021
So berichtet das Landeskriminalamt Baden-Württemberg von 2182 Diebstähle von Baustellen im vergangenen Jahr. Dies sind knapp 200 Fälle mehr als im Jahr 2021.
Die Aufklärungsquote liegt bei zehn Prozent. Zum Vergleich: Von den mehr als 155.000 Diebstählen insgesamt konnte die Polizei im 2021 mehr als ein Drittel aufklären.
Zu den deutlich niedrigeren Erfolgsraten bei Delikten auf Baustellen sagt eine Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Ravensburg, die Ursachen könne man nur vermuten.
Ein Grund könne dieser sein: Da die Diebstähle häufig nachts geschehen würden, fehlten die Ermittlungsansätze, da es keine Zeugenaussagen gebe.
Der Schaden der von Baustellen geklauten Gegenstände in ganz Baden-Württemberg beläuft sich auf 8,8 Millionen Euro. Am häufigste entwenden die Täter Werkzeuge, Kabel sowie Baumaterialien.
Kabel und Werkzeuge werden auch in Bayern gern gestohlen
Auch in Bayern zählt die Polizei deutlich mehr Diebstähle von Baustellen. Dort gab es ein Plus von 350 Fällen auf 2621 Fälle. 15 Prozent der Fälle konnten die Ermittler aufklären.
Der Schaden beläuft sich auf rund 8,8 Millionen Euro und ist somit um circa 2,5 Millionen im Vergleich zum Vorjahr angestiegen.
Kabel, Batterien und Akkus sowie Werkzeuge zählen in Bayern zu den am häufigsten entwendeten Gegenständen.
Im Verhältnis zu allen Diebstählen 2022 ist der Anteil von Baustellendiebstählen gering. 138.025 Diebstähle sind insgesamt in Bayern begangen worden.
Schwerpunkt der Diebstähle liegt auf Landkreis Ravensburg
Im Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg ist die Anzahl der Diebstähle ebenfalls angestiegen. Insgesamt 87 Fälle gab es im vergangenen Jahr bei insgesamt 10.000 Diebstählen.
Dabei liege der Schwerpunkt der Baustellendiebstähle auf dem Landkreis Ravensburg. Im Vergleich zum Land liegt die Aufklärungsquote etwas höher, nämlich bei zwölf Prozent.
Zum beliebten Diebesgut zählen Baumaschinen, Werkzeuge und Baumaterialien. Aufgrund der niedrigen Aufklärungsquote könne nicht abschließend gesagt werden, was mit den gestohlenen Gütern passiert, so Zimmermann. Ein Großteil würde aber höchstwahrscheinlich weiterverkauft.
Schaden durch Diebstähle fällt unterschiedlich aus
Der Schaden in der Region belaufe sich auf rund 240.000 Euro. Der Schaden der einzelnen Taten könne aber sehr unterschiedlich ausfallen.
Von einem Anstieg um fünf Fälle auf 173 berichtet das Polizeipräsidium Ulm für das Jahr 2022. Auch dort lag die Aufklärungsquote nur bei neun Prozent.
Verbände sehen kein größeres Problem
Keinen eklatanten Anstieg bei Baustellendiebstählen sieht der Verband Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Im Mai dieses Jahres hat der Verband unter Mitgliedsbetrieben eine Umfrage gestartet, die das Ergebnis hervorgebracht hat.
Diebstähle kämen immer mal wieder vor, aber die Mehrzahl der Firmen seien nicht betroffen. Informationen zu den Kosten lägen dem Verband nicht vor.
Magnus Worsching, Vorarbeiter„Ich hab jetzt noch keinen Diebstahl persönlich mitbekommen, aber bei Kollegen kam es schon vor.“
Auch die Handwerkskammer Ulm berichtet von keinen Nachfragen von Betrieben zum Thema Diebstähle auf Baustellen bei ihnen.
„Die Betriebe sind nicht verpflichtet, uns zu informieren. Wenn es allerdings ein größeres Thema wäre, hätten uns sicher Anfragen erreicht“, so Giuseppe Palmieri, Pressereferent der Handwerkskammer Ulm.
Pragmatische Lösung auf den Baustellen
„Ich hab jetzt noch keinen Diebstahl persönlich mitbekommen, aber bei Kollegen kam es schon vor“, sagt Magnus Worsching, Vorarbeiter der Baufirma Gramm aus Friedrichshafen.
Bei ihnen sind elektrische Maschinen wie Akkuschrauber entwendet worden. Solche Fälle würden Betrieb auf der Baustelle lange aufhalten.
„Entweder wir leihen uns welche von Kollegen aus oder die Firmen bieten dann auch schnell Ersatz an“, so Worsching.
Zum Schutz vor Diebstählen nehmen sie die Geräte abends mit oder schließen sie in einen Baucontainer ein.
Auch tagsüber wird von Baustellen geklaut
Allerdings bestehe nicht nur nachts die Gefahr, dass Geräte gestohlen werden. „Auf größeren Baustellen kommt es auch vor, dass tagsüber Geräte gestohlen werden“, sagt er.
Die Geräte können nicht die komplette Zeit bei der Arbeit beaufsichtigt werden, was Diebe ausnutzen. Daher sei eine erhöhte Aufmerksamkeit geboten.
Polizei empfiehlt Kennzeichung
Zu erhöhter Aufmerksamkeit bei Ungereimtheiten rund um die Baustelle rät auch das Polizeipräsidium Ravensburg zum Schutz vor Diebstählen.
Das Präsidium rät zu unterschiedlichen Schutzmaßnahmen, je nachdem, welche Gegenstände geschützt werden müssen. Für Baufahrzeuge zum Beispiel empfiehlt sie, mechanische Wegfahrsperren sowie eine Individualkennzeichnung für Baufahrzeuge.
Bei Werkzeugen ist neben der Kennzeichnung noch eine sichere Aufbewahrungsstelle wie ein Baucontainer von Vorteil.
Allgemein sollten auf Lichtquellen installiert werden, die Baustelle videoüberwacht sein sowie Tore und Türe abgeschlossen werden.
Beratungsstellen bieten Informationen für Schutz
Informationen über Einbruchsschutz auf Baustellen bieten die Kriminalpolizeiliche Beratungsstellen der Polizeidienststellen im Land an.
Die Handwerkskammer Ulm empfiehlt zum Schutz vor Diebstählen Mitarbeiter entsprechend zu schulen, dass teurere Maschinen und Werkzeuge sicher aufbewahrt werden sollen.