Nische genutzt
„Käpsele“ aus Amtzell schreibt mit 50 Patenten eine Erfolgsgeschichte
Wangen / Lesedauer: 5 min

Susi Weber
„Käpsele“ ist das schwäbische Synonym für pfiffige, gewitzte Menschen mit kreativen Einfällen. Ein solches ist der Unternehmer Hermann Le Guin ganz bestimmt. Mehr als 50 Patente hat der Amtzeller angemeldet ‐ und so manches in seinen Firmen, der Askea-Gruppe, umgesetzt. Wie aus einem „ein Mann- und eine Frau-Betrieb“ ein Unternehmen mit inzwischen 67 Mitarbeitern geworden ist, war bei der Eröffnung der jüngsten und 37.
Unternehmenspräsentation der Kreissparkasse ebenso zu erfahren, wie womit die Amtzeller Firma ihre „Nische“ gefunden hat. Die Exponate sind in der Wangener Kundenhalle bis zum 15. Dezember zu sehen.
„Fanclub“ und Bürgermeisterin sind auch dabei
Eine Laserschweißmaschine, Tasten für Bankomaten, Bauteile für die Pharmaindustrie oder auch ein Ordnungssystem auf Klemmbausteinen ‐ um all‘ diese ausgestellten Exponate gibt es eine Klammer, die zum einen Präzision, zum anderen Askea-Gruppe heißt. Zu ihr gehören die Askea Feinmechanik, Auxxos Lasertechnik und Askias Lasersysteme.
Während Letztgenannte ihren Sitz in Lauffen am Neckar hat, sind die beiden anderen in Amtzell angesiedelt. Die eine im Gewerbegebiet Geiselharz-Schattbuch, die andere in inmitten des Ortskerns liegenden, ehemaligen und inzwischen restaurierten Brachen.
„Sie haben ja einen ganzen Fanclub und sogar die Bürgermeisterin dabei“, sagte der stellvertretende Kreissparkassen-Vorstandsvorsitzende Patrick Kuchelmeister angesichts der mehr als 100 Gäste, die bei Unternehmenspräsentationen mit Firmen außerhalb Wangens schon eher ungewöhnlich sind. Andreas Middelberg, KSK-Direktor Firmenkunden, führte ins Thema ein, erläuterte, was hinter den drei Firmenzweigen, die sich gegenseitig ergänzen, im Detail steckt.
Gründer sind anfangs die einzigen Beschäftigten
Gegründet wurde Askea, so berichtete Firmengründer Hermann Le Guin, Anfang der Neunziger Jahre ‐ alles sehr bescheiden, mit ihm und seiner Frau Gudrun als einzig Beschäftigte: „Von Beginn an haben wir speziell in Nischen Aufträge bekommen.“ Noch im ersten Jahr konnte Le Guin eine seiner Entwicklungen zum Patent anmelden, es im zweiten Jahr auch erfolgreich verkaufen:
Hermann Le GuinDas war ein sehr wichtiger Meilenstein in der Unternehmensgeschichte und der Grundstein für deutlich über 50 weitere Patente.
Im dritten Jahr kam dann der erste Mitarbeiter: „Stand heute sind es 67 in der Unternehmensgruppe.“
Die Lasertechnik sei in all‘ den Jahren die wohl wichtigste Schlüsseltechnologie des Unternehmens gewesen: „Die erste eigene Laserschweißanlage, welche die Basis der heutigen Askias ist, entstand, wie so viele Dinge, aus der Not heraus im Jahre 2000.“ Ursprünglich für den Eigenbedarf entwickelt, wurde sie zwischenzeitlich über 400 Mal verkauft: „Auf ihr wurden auch schon Titanteile für den Einsatz in einer Marssonde geschweißt.“ Ebenso werden auf dieser Maschine Teile von Flugzeugen und Hubschraubern repariert: „Im Reparaturwerk der Lufthansa sind die Laserschweißmaschinen von Askias überhaupt und bis zum heutigen Tage die ersten und einzigen, welche für die Reparatur von fliegenden Teilen zugelassen wurden.“
2013 gab es den Landesinnovationspreis
Auxxos Lasertechnik wurde 2012 von Hermann Le Guins Sohn André und Andreas Koschnik gegründet. Sie entwickelt, baut und vertreibt Laserquellen, Optiken, Steuerungen und schreibt die dafür notwendige Software: „Besonders erfolgreich ist Auxxos aber auch mit Speziallasern zum Einsatz im Halbleitermarkt.“ Askea, in die 2017 auch Sohn Ralph eingestiegen ist, wurde 2013 mit dem Landesinnovationspreis ausgezeichnet ‐ für die Entwicklung eines Zellkulturreaktors. Damit können beispielsweise luftgetragene Partikel und Substanzen in Vitro auf die Auswirkung von menschlichen Zellen getestet werden. Le Guin: „Eine wirklich interessante Geschichte, welche viele Tierversuche überflüssig gemacht hat.“
Glück, Pfiffigkeit und Fleiß seien die drei wichtigsten Pfeiler des Erfolgs, sagte der Firmenchef, der am Ende auch einen Bogen zur „Work-Life-Balance“ („Ein Ausdruck, den es zu Beginn unserer Selbstständigkeit so noch gar nicht gegeben hat.“) schlug ‐ einer Begrifflichkeit, die seiner Meinung nach oft falsch verstanden werde: „Sie soll nicht heißen, möglichst viel „Life“ und möglichst wenig „Work“. Balance, also das Gleichgewicht, ist eigentlich der Schlüssel.“
Irgendetwas mit A, um vorne zu stehen
In der Fragerunde ging es unter anderem darum, wie es zum Namen „Askea“ gekommen sei. „Ich wollte immer einen Namen mit A, weil man damit im ABC ganz vorne steht“, antwortete Hermann Le Guin. Zudem habe er nach einem Namen gesucht, der mit Präzision zu tun habe. In einem altgriechischen Lexikon stieß er dann auf das Wort Askeo, was mit kunstvoll und sauber verfertigen übersetzt werden kann: „Das hat mir aber von der Phonetik nicht gepasst, so wurde das O mit einem A ersetzt ‐ und schon hat es saugut geklungen.“
Wie filigran die Firmengruppe arbeitet, wurde spätestens bei der Definition des Begriffs Läppen (sehr feines Schleifen) deutlich: „Wir erreichen eine Oberflächengüte von 0,02 Tausendstel.“ Ein menschliches Haar hat etwa 60 Tausendstel. Auf die Frage, wie man sich für so viele Patente inspiriere, antwortete Hermann Le Guin: „Bei allem, was ich mir anschaue, denke ich: Das muss doch irgendwie auch anders gehen. Dann kommt das so über mich.“
Ausstellung noch bis 15. Dezember
Bis zum 15. Dezember ist die Unternehmenspräsentation in den Räumen der Kreissparkasse an der Gegenbaurstraße zu den Öffnungszeiten der Bank (montags bis freitags von 9 bis 12.15 Uhr, Montag, Dienstag und Freitag zusätzlich von 14 bis 16 Uhr und am Donnerstag zusätzlich von 14 bis 18 Uhr) zu sehen. Mehr zur Askea-Gruppe gibt es unter www.askea-gruppe.de.