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Meinungen gehen auseinander

Hunde-Verbot bei Landesgartenschau sorgt für erhitzte Gemüter

Wangen / Lesedauer: 7 min

Bei der bayerischen Gartenschau in Freyung waren Hunde erlaubt, in Wangen werden sie ausgeschlossen sein. Das erzürnt manche Besitzer. So begründet die Stadt das Verbot.
Veröffentlicht:27.09.2023, 18:58

Von:
  • Paulina Stumm
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Nehme ich meinen Hund mit auf die Wangener Landesgartenschau? Diese Frage müssen sich Besucher der Schau in der Allgäustadt im kommenden Jahr nicht stellen.

Hunde werden dort grundsätzlich verboten sein ‐ anders als etwa im bayerischen Freyung, wo die erste bayerische Gartenschau mit Hund in diesen Tagen zu Ende geht. So begründen die Gartenschauverantwortlichen in Wangen ihre Entscheidung.

Die Stimmung unter Teilen der Wangener Hundehalter ist angespannt. In den Sozialen Medien gibt es schon seit längerem Kommentare zum befürchteten Hundeverbot auf der Landesgartenschau (LGS).

Die Veranstaltung sei „für mich gestorben“, kommentierte dazu etwa eine Nutzerin der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass du aus Wangen bist, wenn...“. „Dann bin ich auch raus“, eine andere. Mittlerweile ist es Fakt: „Nach gründlicher Abwägung haben wir entschieden, dass Hunde auf dem Gelände der Landesgartenschau grundsätzlich nicht zugelassen sind“, teilen Stadt und Landesgartenschau GmbH auf Nachfrage mit und verweisen sowohl auf den Schutz der Besucher als auch der Hunde.

So wird das Hundeverbot begründet

„Auch das Team der LGS mag Hunde. Sehr sogar“, teilt Susanne Müller vom Presseteam der Landesgartenschau und der Stadt mit. Aber auch deren Vierbeiner müssten draußen bleiben. Die Gartenschauverantwortlichen führen eine Reihe von Argumenten für das Hundeverbot an.

Sie fürchten Komplikationen mit hundeängstlichen Menschen und nicht zuletzt Kindern, aber auch unter Hunden, die sich trotz Leinenpflicht nicht vermeiden ließen.

Fiffi muss draußen bleiben: Hunde – egal welcher Größe – dürfen im kommenden Jahr nicht auf das Gelände der Landesgartenschau in Wangen. (Foto: Paulina Stumm)

Unter den vielen Menschen könnten die Hunde gestresst werden und mit „unvorhersehbarem Verhalten“ reagieren, „das andere Besucher oder sogar die Hunde selbst gefährden kann“. Als Gastgeber dieser Großveranstaltung stehe man in der Verantwortung, „dass der Besuch der Gartenschau jederzeit und ausnahmslos für alle Gäste gefahrlos möglich ist“.

Zusätzlich werde es auf dem Schaugelände Musikveranstaltungen geben, „die für die feinen Hundeohren viel zu laut sind“. Und „hochwertigste Gartenbereiche“ wollen Stadt und LGS GmbH vor „unkontrollierten Düngerzugaben und Verunreinigungen“ schützen.

Auch für andere öffentliche Orte gibt es Hundeverbote

Die LGS-Verantwortlichen verweisen in ihrer Begründung darauf, dass Hunde auch an anderen öffentlichen Orten wie etwa Friedhöfen, Spielplätzen, Freizeitparks oder Museen nicht erlaubt sind. „Auch bei uns gibt es Kinderspielplätze, Konzerte, Ausstellungen, das Grüne Klassenzimmer und Picknick im Grünen.“

Das Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz befürworte einen Ausschluss von Hunden auf Gartenschauen. Die Erfahrung habe gezeigt, dass ein Hundeverbot bei der „überwiegenden Mehrheit der Gäste mit großem Wohlwollen zur Kenntnis genommen“ wurde.

Tierschützer kritisieren fehlende Gesprächsbereitschaft

„Die Stadt gibt sich echt Mühe mit der Gartenschau, aber sie verprellt Bürger mit so Kleinigkeiten, die ja eigentlich machbar sind“, findet indes Rupa Das. Die Schriftführerin des Tierschutzvereins Wangen hat selbst einen Hund und ist in der Wangener Hundehalterszene gut vernetzt, auch wenn sie selbst mittlerweile in Kißlegg lebt. „Der Grundtenor ist, dass sie sich überlegen, ob sie eine Dauerkarte kaufen oder nicht. Sie sagen, ohne den Hund mitnehmen zu können, mache es keinen Sinn“, berichtet die 34-Jährige.

Dass die Entscheidung nun gefallen ist, ohne, dass mit den Tierschützern gesprochen wurde, ärgert Das. Zumal der Tierschutzverein immer wieder um einen Termin bei der LGS GmbH angefragt habe, um über ein Konzept für Hunde auf der Gartenschau zu sprechen. Denn sie sähen durchaus Möglichkeiten, Hunde zuzulassen.

So hätte man sich den Besuch mit Hund vorgestellt

„Es kann funktionieren, aber es braucht Regeln“, sagt Das. Die Tierschützerin denkt dabei beispielsweise an eine Anleinpflicht, einen Impfnachweis und hundefreie Zonen wie Spielplätze oder Veranstaltungsbereiche, und an spezielle Hundebadestellen neben einem sonstigen Betretungsverbot der Argen für Hunde. „Die Argen ist so lang. Ich bin sicher, dass man da ein Koexistenz-Konzept hinbekommt.“ Auch gegen Eintrittspreise für Hunde spreche nichts.

Vorstellen könnte sie sich auch, dass es am Eingang ein „Hundepaket“ zu kaufen gäbe, mit Leine im LGS-Look, einer Maulschlinge für den Fall der Fälle und einem hygienisch unbedenklichen Faltnapf. Das findet, mit einer für Hunde offene Gartenschau hätte Wangen „nur Pluspunkte“ sammeln können.

Wie man das macht, dafür steht die Landesgartenschau in Freyung derzeit Pate. Dort hatten sich die Verantwortlichen dazu entschieden, Hunde zuzulassen ‐ erstmals bei einer bayerischen Schau. „Der Versuch ist geglückt“, zieht die dortige LGS-Pressesprecherin Bärbel Benkenstein-Matschiner wenige Tage vor dem Ende der Schau ein Fazit, und berichtet von rücksichtsvollen Hundehaltern und einem sehr gut angenommenen Angebot. Wie viele Hunde mit zur Schau kamen, weiß man in Freyung nicht, da sie eintrittsfrei und damit statistisch nicht erfasst unterwegs waren.

Im bayerischen Freyung sind Hunde erlaubt

Natürlich gibt es dort Spielregeln, etwa maximal zwei Hunde pro Person und die kurze Leine als Vorschrift. Die kostenlos ausgegebenen Kotbeutel hätten die Hundehalter „brav benutzt“. Vorfälle oder Beißereien habe es nicht gegeben, so Benkenstein-Matschiner. „Die Besucher waren dankbar, und haben es sehr geschätzt, dass sie ihre Hunde mitbringen durften.“

Offenbar hat man in Freyung auch deshalb anders entschieden, um eine neue Zielgruppe zu erschließen. Die Gartenschau dort warb sogar mit speziellen Angeboten wie einem Hunde-Fotoshooting oder einem Tag mit einer Hundeschule. Auch eine Ausstellerin habe ihren Hund immer dabei gehabt, berichtet Benkenstein-Matschiner. Und noch ein Argument spielte in Freyung eine Rolle: In der Region gebe es viele Urlaubsgäste mit Hund, die sich nicht ausgeschlossen fühlen sollten, weil sie nicht wüssten, wohin solange mit dem Hund, erklärt die Pressesprecherin.

Hunde von Urlaubern sollen nicht alleine im Wohnmobil bleiben

Eine Frage, die auch Tierschützerin Rupa Das in Wangen umtreibt. Sie fürchtet, dass unverantwortliche Menschen ihre Vierbeiner im Wohnmobil oder im Auto lassen, und warnt vor Gefahren durch Überhitzung. Die Stadt Wangen solle das durch ein Hundeverbot nicht zur Option werden lassen, findet sie.

Die Verärgerung mancher Hundehalter hat laut Das aber auch einen anderen Grund. „Es kamen wahnsinnig viele Bürger auf mich zu, weil die Menschen, die in der Kernstadt leben, schon jetzt durch Bauzäune von Grünflächen weggehalten werden“, sagt sie und berichtet von Hundebesitzern, die für die Gassi-Runde den Hund nun ins Auto packen und aus der Stadt fahren. „Es ist ein Unding, die Hundehalter, die Steuer zahlen, in ihrem Freigang so zu behindern ‐ und das eineinhalb Jahre lang“, findet Das. Faktisch sind in Wangen nach Auskunft der Verwaltung rund 1200 Hunde gemeldet. Die Stadt rechnet insgesamt mit rund 100.000 Euro Hundesteuer pro Jahr.

Es gibt zwei Ausnahmefälle beim Hundeverbot

Zwei Ausnahmefälle gibt es allerdings für die Landesgartenschau in Wangen. Assistenzhunde sind vom Verbot ausgenommen. Und dann gibt es noch die Hunde, die mit Herrchen oder Frauchen innerhalb des Geländes der Gartenschau leben, etwa im Erba-Areal. „Mit den Bewohnern ist vereinbart, dass sie ihre Hunde um den Block, aber nicht ins Gelände der Parks führen dürfen“, teilt Pressesprecherin Müller auf Nachfrage mit.

Und so ganz scheint auch in Wangen noch nicht klar zu sein, wie sich die Stadt zu Hunden verhalten will. Auf die Frage, ob es denn Ideen gebe, wie man Hundehalter trotzdem auf der Gartenschau willkommen heißen könne, teilen die Verantwortlichen ohne konkret zu werden mit: „Wir werden mit dem Hundesport- und Tierschutzverein Betreuungsmöglichkeiten für Hunde besprechen.“

Dauerkarte kommt für Hundebesitzerin nicht in Frage

Um diesen Gesprächstermin weiß auch Rupa Das. Sie sei gespannt, was er noch ergebe, sagt sie. Eine Entscheidung hat sie allerdings bereits getroffen ‐ und keine Dauerkarte für die Gartenschau gekauft, auch wenn sie, wie sie sagt, fast täglich in Wangen ist. Bereits heute treffe sie sich mit anderen Hundehaltern nicht mehr in der Stadt, sondern außerhalb. „Wir gehen dann halt auch nicht auf die Gartenschau, und dann lohnt sich eine Dauerkarte nicht.“